Wirtin Martina Unrath betreibt seit 2007 in Schnait die Weinstube Anker, die ihr Urgroßvater im Jahr 1914 übernommen hat. Die ungewöhnliche Namensgebung des Lokals hat historische Gründe.

Ein Gasthaus namens Anker erwarten die meisten wohl eher in Küstennähe. Dass eine schwäbische Weinstube diesen Namen trägt, ist hingegen eher ungewöhnlich und im Remstal einmalig. „Der Schweizerbach ist ja schließlich ganz in der Nähe“, sagt Martina Unrath, die junge Wirtin des traditionsreichen Lokals in Weinstadt-Schnait mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich hat das eher bescheidene Fließgewässer wenig mit der Namensgebung zu tun, die vielmehr historische Gründe hat.

 

Verbindungen in den Norden

Früher habe es für eine Gaststättenkonzession genügt, einen Raum für Gäste herzurichten und ein Schild an die Eingangstür zu hängen, erzählt Martina Unrath. „Und die Familie Heck, die den Anker hatte, bevor mein Urgroßvater Adolf die Gaststätte nach einer Zwangsversteigerung im April 1914 übernommen hat, hatte Verbindungen in den Norden. Deshalb war auf dem Gaststättenschild ein Anker drauf.“ Und dabei sei es bis heute geblieben, sagt die 41-Jährige.

Martina Unrath ist die vierte Familiengeneration, die den traditionsreichen Anker betreibt. „Mein Opa Robert hat das Haus aufgestockt, mein Vater Walter hat in den 70er Jahren angebaut, und ich habe 2018 kernsaniert“, erzählt die gelernte Köchin und Restaurantfachfrau, die ihre Gäste stets im adretten Dirndl begrüßt. Tradition ist Martina Unrath wichtig. Deshalb hat sie die Weinstube mit Fingerspitzengefühl modernisiert. Die Eckbank, der Stammtisch und auch die alten Lampen, die ihr Vater aus Fassholz gefertigt hat, sind geblieben. „Mir war wichtig, dass wir das Haus nicht zu Tode sanieren, sondern mit Verstand und Herz. Unsere Stammgäste sollten ihr Lokal nach dem Umbau noch wiedererkennen“, sagt die Wirtin aus Leidenschaft. Und weil die Unraths aus dem idyllischen Örtchen Schnait eine Wengerterfamilie sind, zieren wie früher alte Küferwerkzeuge ihrer Vorfahren die Wände. Selbst die eisernen Haken an der Hauswand, an der früher Pferde und Ochsen angebunden wurden, sind erhalten geblieben.

Im Stüble gibt es 30 weitere Sitzplätze

Neben dem Gastraum, der rund 50 Gästen Platz bietet, gibt es noch das Nebenzimmer, das sogenannte Stüble mit 30 Sitzplätzen, in dem der alte Holzboden, die niedrige Decke und die alte Wanduhr an früher erinnern. „Hier werden Geburtstage, Konfirmationen und Kommunionen gefeiert, aber auch Vereinssitzungen und Weinproben abgehalten“, sagt Martina Unrath. Besonders stolz ist sie auf den geschichtsträchtigen Gewölbekeller „Anno 1704“, einen liebevoll und mit Stil eingerichteten Sandsteinkeller im Nachbargebäude, der Platz für Gesellschaften mit bis zu 40 Gästen bietet.

Der Weinbau spielt in der Geschichte der Unraths eine große Rolle. Die vier Hektar Rebfläche, die noch immer in Familienbesitz sind, sind allerdings mittlerweile verpachtet. Doch die 108-jährige gastronomische Tradition, die ihr Urgroßvater Adolf begann, führt Martina Unrath mit viel Herzblut fort, seitdem sie im August 2007 nach dem frühen Tod ihres Vaters den Anker in der Weinstraße 28 übernommen hat. „Ich bin sehr gerne Gastgeberin, und deshalb stehe ich auch nicht in der Küche, sondern kümmere mich in der Wirtschaft um meine Gäste. Ich finde es wichtig, dass die Chefin draußen ist“, sagt sie mit einem Lächeln. Die große Herzlichkeit und das sehr persönliche und familiäre Klima schätzen ihre Gäste, von denen viele die Wirtin schon seit Kindertagen kennen. „Bei uns einzukehren, ist wie bei Freunden essen gehen“, sagt Martina Unrath, die in der Küche auf frisch zubereitete Speisen, hohe Qualität, regionale Produkte und saisonale Gerichte setzt. „Wir kochen schwäbisch und das mit Leidenschaft und viel Kreativität.“

Das Publikum ist bunt gemischt

Das Publikum der schwäbischen Weinstube mit dem außergewöhnlichen nordischen Namen Anker, die mittwochs bis sonntags geöffnet hat, sei dementsprechend auch bunt gemischt und bestehe aus Genießern aller Altersgruppen, erklärt Martina Unrath. „Viele Weinstädter kommen zu uns, und natürlich auch die Schnaiter. Aber die sind eher unter der Woche da. An den Wochenenden reicht unser Einzugsgebiet dann noch bis weit in die Kreise Esslingen und Göppingen hinein.“ Denn Schnait liegt zwar nicht am Meer, aber dafür mittendrin.

Service im Anker

Öffnungszeiten
In der Weinstube Anker in der Weinstraße 28 im Weinstädter Teilort Schnait kann man nach Ruhetagen mittwochs von 17 bis 21 Uhr einkehren, donnerstags, freitags und samstags ist von 17 bis 22 Uhr offen und sonntags in der Zeit von 11.30 bis 20 Uhr.Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse: www.weinstube-anker.de.