Es ist vieles in Bewegung in Weissach, ja es herrscht Aufbruchsstimmung. Dieser Wandel soll sich jetzt auch in einem neuen Logo ausdrücken. Modern, hell und universell einsetzbar soll es sein, eine Werbeagentur wurde mit Entwürfen beauftragt.

Weissach - Es ist vieles in Bewegung in Weissach, ja es herrscht Aufbruchsstimmung. Der Bürgermeister Daniel Töpfer lässt kaum einen Stein auf dem anderen – und dieser Wandel soll sich jetzt auch in einem neuen Logo ausdrücken. Modern, hell und universell einsetzbar soll es sein, eine Werbeagentur wurde mit Entwürfen beauftragt, ein Auswahlgremium hat sechs Stunden diskutiert – und dann auch noch einmal der Gemeinderat.

 

Heraus kam ein blau-grünes W mit einem i-Punkt als Kopf und dem geschwungenen Band des Strudelbachs. Um es vorweg zu nehmen: Die Gemeinderäte gehen diesen visuellen Aufbruch mit. Allerdings nicht, ohne leidenschaftlich zu diskutieren.

Aber beginnen wir mit den Erfindern des neuen Designs für Weissach. Es ist die Agentur Hirsch & Wölfl aus Vellberg bei Schwäbisch Hall, die auch die neue Homepage der Gemeinde entwickelt. Der Co-Chef Wolfgang Wölfl stellt das Logo vor. Es hat eine – kostenlose – Google-Schriftart mit dem schönen Namen „Rambla Regular“, die aus Wölfls Sicht einige Vorteile hat: „Fest im Stand, geradlinig, sachlich. Eine junge, groteske Schrift.“ Was immer das auch bedeuten mag. Das helle Grün soll frisch, dynamisch und jugendlich sein: „Ein bewusster Bruch zu den bisherigen Farben.“ Denn das alte Wappen, das Weissach und Flacht verbindet, ist rot und blau, aber keinesfalls grün (siehe links).

Aber es gibt noch mehr Assoziationen: Das W soll für ein Wir-Gefühl stehen, für Verbundenheit, für Weissach. „Wir sind eine Gemeinde, was früher zwei waren“, sagt Wolfgang Wölfl. Und der i-Punkt steht für die Bürger: „Weil der immer im Mittelpunkt steht.“ Das gefällt nicht nur dem Rathauschef, sondern auch der Auswahlkommission, die am Ende aus sieben Entwürfen diesen herausgepickt hat. Kosten für den ganzen Spaß: 25 000 Euro. Aber es soll ja nicht nur ein Logo, sondern ein „Corporate Design“ herauskommen – ein Markenzeichen, das sich wie ein roter Faden durchzieht. Oder eher wie ein grüner Faden; bis hin zu einer Weissach-Tüte für Neubürger oder der Visitenkarte des Schultes.

Nun gehört es zur Natur der Sache, dass die Geschmäcker verschieden sind und Neues gerne mal mit Skepsis betrachtet wird. Auch in Weissach. „Das erinnert mich an Hochwasser“, murmelt jemand im Zuschauerraum – auf der Facebook-Seite der LKZ haben viele die Assoziation mit einem Schwimmbad.

Töpfer eröffnet die Debatte im Gemeinderat mit Humor: „Ich hoffe, die in Eis gemeißelten Gesichter stehen für Freude.“ Es wird eine muntere Debatte. Tobias Zipperlein gibt gleich mal den Ton vor, und zitiert den Erfinder des Logos: „Sie haben gesagt: Man kann es nicht allen recht machen, die Geschmäcker sind verschieden. Das haben Sie bei mir voll auf den Punkt getroffen.“

Der Bürgerlisten-Rat vermisst das gute alte Gemeindewappen, das aus seiner Sicht einfach „über Bord geworfen“ werde. Auch Gerhard Mann, der Fraktionschef der Unabhängigen Liste, ist bekannt dafür, einen eigenen Kopf zu haben. So auch hier: „Wir haben vor sieben Jahren das Wappen mit viel Aufwand und Geld kreiert, so schlecht finde ich es nicht.“

Der Bürgermeister grätscht gleich mal dazwischen: Das Gemeindewappen verschwinde natürlich nicht. „Auf allen amtlichen Bögen und Urkunden taucht es weiter auf. Das Logo ist nur für die Außenwirkung, für alles, was nicht amtlich ist.“

Doch die Zweifler fahren härtere Geschütze auf. „Der Farbwechsel im Logo irritiert mich“, meint Susanne Hermann (Unabhängige Liste). Zumal es Varianten des Logos gibt, in denen das Grün durch Rot ersetzt wird – wenn es etwa um die Feuerwehr geht. Kommentar aus dem Zuschauerraum: „Da braucht man in den Amtsstuben ja einen Dreifarbenstempel.“

Nun wird es dem Schultes aber doch etwas zu bunt. „Das alte Logo ist weder schön noch ästhetisch.“ Der Gemeinderat habe schließlich den Auftrag erteilt, ein neues Logo zu finden, ebenso wie eine neue Homepage. Die sei nun wirklich peinlich und entspreche nicht dem neuen Anspruch der Gemeinde.

Dieser Appell hat den Befürwortern des Logos nun offenbar Mut gemacht. „Im ersten Moment war das für mich auch etwas fremd“, erklärt Andreas Pröllochs in der ihm eigenen Ambivalenz, „aber wenn man es ein paar Mal gesehen hat, gewöhnt man sich dran.“ Noch deutlicher wird sein Fraktionskollege Gerhard Strauß: „Das ist die beste Lösung, prägnant und einprägsam.“

Und Horst Klink bekennt in schwäbischer Offenheit, das Logo selbst „mit verbrochen“ zu haben – er saß nämlich in der Auswahlkommission: „Wir haben ein einfaches Zeichen wie der Apple-Konzern auch, das vergisst man nicht.“ Der kleine Sturm im Wasserglas ebbt so schnell ab, wie er aufgekommen ist. Am Ende gibt es nur eine Gegenstimme und eine Enthaltung. Das neue Logo für Weissach ist sozusagen im Amt – und das alte kann aber gerne noch ein wenig weiter mit- „amtieren“.