Der Vorstand des Weissacher Ortsvereins fordert die Ex-Bürgermeisterin auf, die Mitgliedschaft ruhen zu lassen. Doch die zeigt sich unbeeindruckt von diesem Ansinnen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Weissach - Ursula Kreutel soll ihre Mitgliedschaft bei den Freien Wählern in Weissach ruhen lassen. Diese Forderung ist in einer E-Mail zu lesen, die Wolfgang Gohl an die einstige Bürgermeisterin und jetzige Kreisrätin geschickt hat.

 

„Angesichts der bekannt gewordenen Beanstandungen und Vorwürfe seitens der Gemeindeprüfanstalt halten Vorstand und Fraktion es für sinnvoll, wenn Sie Ihre Mitgliedschaft beim Ortsverband der Freien Wähler bis auf Weiteres ruhen lassen. Dies dürfte auch in Ihrem Interesse sein“, schreibt der Vorsitzende der Freien Wähler in der Mail , die unserer Zeitung vorliegt.

Kreutel: Vorgehen ist dreist und undemokratisch

Die Antwort der Adressatin ist eindeutig: „Mein Interesse ist ein offener, ehrlicher und wahrheitsgemäßer Austausch über die kommunalpolitischen Vorgänge in Weissach“, schreibt Kreutel an Gohl. „Das ist meines Erachtens nicht erreicht, wenn man versucht, einen Beteiligten von der Diskussion auszugrenzen. Dieses Vorgehen ist dreist und undemokratisch.“

Im Gespräch mit unserer Zeitung wird Kreutel noch deutlicher: „Offenbar versucht man, mich mundtot zu machen“, erklärt die frühere Verwaltungschefin, die bei der Bürgermeister-Wahl im Sommer 2014 ihr Amt an Daniel Töpfer verloren hatte. Vor allem Gohls Formulierung, sie möge ihre Mitgliedschaft „ruhen lassen“, irritiert Ursula Kreutel. „Ich weiß nicht, was das soll: Mitglied ist Mitglied.“

Auf die Mitgliederversammlung der Freien Wähler ist sie am Montagabend gegangen. „Ich bin durchaus selbstkritisch“, sagt sie. „Aber man kann Halbwahrheiten nicht einfach so stehen lassen.“

Wie berichtet, ist das Verhältnis zwischen ihr und Wolfgang Gohl, der sich 2014 aus dem Gemeinderat zurückgezogen hatte, sehr angespannt. Kreutel war und ist nicht bereit, bei der Aufarbeitung von Fehlern der Vergangenheit die Rolle des alleinigen Sündenbocks zu übernehmen.

Gohl, den trotz seines Ausscheidens aus der aktiven Ratspolitik nach wie vor die Aura der grauen Eminenz umgibt, zeigt sich wortkarg: „Wir haben darüber diskutiert, ob das sinnvoll ist“, kommentiert er die Aufforderung, Kreutel möge die Mitgliedschaft in Weissach ruhen lassen.

Die Mitgliederversammlung, so beteuert er, habe mit den früheren Vorgängen im Rathaus nichts zu tun: „Die Verwaltung und die Freien Wähler, das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.“ Auf dem montäglichen Treffen solle nur diskutiert werden, „wie es in der Gemeinde weitergeht.“

Abneigung beruht wohl auf Gegenseitigkeit

Die Abneigung zwischen der Spitze der Freien Wähler in Weissach und der einstigen Bürgermeisterin beruht erkennbar auf Gegenseitigkeit. Ursula Kreutel verhehlt nicht, dass sie mit dem Ortsverein Weissach-Flacht nicht mehr so viel am Hut hat. Wenngleich sie angesichts des aktuellen Streits „positive Reaktionen“ von anderen Mitgliedern bekommen habe.

Künftig will sie sich stärker auf den Stadtverband Leonberg konzentrieren, dem sie ebenfalls angehört: „Dort agiert man völlig anders.“ Auch Wolfgang Schaal, der Chef der Freien Wähler in der Großen Kreisstadt, hat kein Verständnis für die Vorgehensweise der politischen Freunde in Weissach. Und: „Frau Kreutel bleibt bei uns Mitglied. Ohne Wenn und Aber.“