Nicole Neis knobelt gerne über mathematischen Problemen. Dafür ist die junge Weil der Städterin jetzt ausgezeichnet worden. Sie gehört zu den 251 Gewinnern des Ferry-Porsche-Preises 2015.

Weissach/Weil der Stadt - Wenn die meisten Leute an Mathematik denken, denken sie an große Probleme. Wenn Nicole Neis an Mathe denkt, dann kommen auch ihr Probleme in den Sinn. Allerdings beginnen ihre Augen zu leuchten. „An mathematischen Problemen muss man halt knobeln, um sie zu lösen“, sagt die Weil der Städterin. „Und das macht Spaß.“ Zum Beispiel die Sache mit dem Zauberwürfel. Auch den hat Nicole Neis in der Schule schon untersucht – natürlich mathematisch. „Das heißt dann Gruppen-Theorie“, erklärt sie, „das ist eine Form von Algebra-Rechnen.“

 

Für Nicole Neis war das nicht nur ein großer Spaß, sondern auch ein großer Erfolg. Von ihrem Abiball des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Weil der Stadt im vergangenen Sommer hat sie daher nicht nur das Abiturzeugnis mit nach Hause bekommen, sondern auch den „Ferry-Porsche-Preis“ – eine Auszeichnung der Firma Porsche und des baden-württembergischen Kultusministeriums für die besten Schüler in Mathematik, Physik und Technik.

Weissach zeigt, wofür das Bundesland in der Welt steht

251 Käpsele waren das im vergangenen Jahr. Und alle hat Porsche am Samstagabend in das Entwicklungszentrum nach Weissach zur großen Gewinner-Gala eingeladen. Bei so viel versammelter Mathe-Begabung musste auch der Sportwagen-Hersteller alles auffahren, was er an Prominenz zu bieten hat. Der Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, der Betriebsratschef Uwe Hück und der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume haben den jungen Nachwuchs-Genies gratuliert. „Denn wir brauchen Sie dringend“, sagt Blume. Sein Unternehmen bekomme zwar jedes Jahr etwa 100 000 Bewerbungen, „aber auch unsere Partner in den Zulieferbetrieben suchen händeringend junge Ingenieure“.

Nicole Neis, die Porsche-Preisträgerin aus Weil der Stadt, muss er da nicht mehr lange bitten. Gerade erst hat sie ihr erstes Semester Simulationstechnik an der Universität Stuttgart absolviert. „Jetzt am Anfang ist das vor allem viel Mathe, Physik und Informatik“, erzählt sie und ihre Augen beginnen wieder ein bisschen zu leuchten. Später dann lernt sie in dem Studiengang Probleme am Computer zu lösen. „Zum Beispiel simulieren wir dann am Computer Auto-Unfälle oder Tumor-Operationen“, berichtet die junge Nachwuchs-Forscherin. „Da helfen wir also, die jeweilige Technik zu verbessern.“

Aber das ist für Nicole Neis Zukunftsmusik. Jetzt heißt es erst einmal, bei Porsche kräftig zu feiern. Drei Kommilitonen aus ihrem Studiengang hat sie schon gesichtet – ein richtiges Naturwissenschaftler-Mekka hat sich da am Samstagabend in Weissach versammelt. „Einfach beeindruckend“, findet das auch Marion von Wartenberg (SPD), die Staatssekretärin im Kultusministerium, wenn sie da in den Raum blickt. „Weissach zeigt, wofür Baden-Württemberg in der Welt steht: Qualität, Präzision und ein hervorragendes Arbeitsfeld“, sagt die Politikerin. Um das zu sichern, tue die Landesregierung alles, um den Ingenieur-Nachwuchs zu fördern. Vor allem die jungen Frauen seien da gefragt.

Weibliche Ingenieure sind sehr stark gefragt

Nicole Neis hört da gut zu. Die Frauen sind zwar noch immer die Minderheit unter den Preisträgern – sie selbst hatte aber nie mit Vorurteilen zu kämpfen. „In meinem Freundeskreis reden wir eh über andere Themen“, sagt sie bloß. Und überhaupt: „Die, die mich kennen, überrascht es nicht, dass ich in den Naturwissenschaften so gut bin.“ Trotzdem hat sie einen Rat an junge Schülerinnen, die auch so viel Spaß am Probleme-Lösen haben: „Wenn die Naturwissenschaften einem Spaß machen, soll man den Mut haben, dazu zu stehen!“

Da ist sie in guter Gesellschaft. Auch Wolfgang Porsche, der Sohn des Preis-Namensgebers Ferry Porsche, ist in die „Seele von Porsche“, also nach Weissach, gereist. „Ich bin jedes Mal empört, wenn sich jemand – gerade Prominente – damit brüstet, schlecht in Mathe und Physik zu sein“, erzählt er. Das müsse sich dringend ändern. Dabei ist er zuversichtlich, dass es auch damit aufwärts geht.

Genauso wie für Nicole Neis. Sie will nämlich ganz nach oben. „Mein Traum ist die Raumfahrt“, sagt sie. „Da braucht man nämlich auch viele Simulationstechniker.“ Die simulieren dann etwa die Temperatur von Raumfahrtraketen. Und andere Probleme. Aber Hauptsache, Probleme – denn dann ist Nicole Neis in ihrem Element.