Die scharfe Kritik der Naturschützer und auch von Teilen des Gemeinderates hat Wirkung gezeigt. Die Bürgermeisterin Ursula Kreutel und ihr Ortsbaumeister Klaus Lepelmann haben schnell reagiert, doch der BUND äußert grundsätzliche Bedenken wegen der Porsche-Erweiterung.

Weissach – Die scharfe Kritik der Naturschützer und auch von Teilen des Gemeinderates hat Wirkung gezeigt. Die Bürgermeisterin Ursula Kreutel und ihr Ortsbaumeister Klaus Lepelmann haben schnell reagiert und zur Pressekonferenz ins Rathaus geladen, an der auch die BUND-Vertreter teilnehmen. „Uns liegt die Heckengäulandschaft am Herzen“, betont die Verwaltung. Über eine Million Euro werde Porsche in die Renaturierung investieren. Doch der BUND hält das für eine Mogelpackung. „Es werden nur Biotope umdesignt, keine versiegelten Flächen aufgewertet“, kritisiert Dieter Walz.

 

Diesen Vorwurf will das Rathaus nicht auf sich sitzen lassen. Und so sind auch extra die drei Planer aus Stuttgart angereist, die einen ausgeklügelten Plan entworfen haben, um die 3,2 Hektar auszugleichen, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt. „Wir müssen eine schwierige Gratwanderung machen“, räumt dann auch Ursula Kreutel ein. Man wolle den Standort für Porsche sichern, aber auch die Landschaft. Der Gemeinderat stehe mit großer Mehrheit hinter der Porsche-Erweiterung und habe schon im Dezember das Konzept vorgestellt bekommen, welche Flächen dafür aufgewertet werden. Die Kritik von FWV-Fraktionschef Volker Kühnemann, der Gemeinderat sei übergangen worden, greife daher nicht.

Die Öffentlichkeit blieb außen vor

Selbstkritisch räumt Klaus Lepelmann ein: „Die Öffentlichkeitsarbeit hätte besser laufen können.“ Denn das Kommunalparlament habe nicht-öffentlich beraten, und dabei nur eine Auswahl von möglichen Gebieten vorgestellt bekommen. Dass dann so schnell das Heckenbiotop Reutäcker zu einem Siedlungsort für Eidechsen umgewandelt wurde, sei notwendig gewesen. „Ab Februar dürfen wir keine Bäume mehr fällen“, erklärt der Planer Christian Küpfer vom Büro Stadt-Land-Fluss. Die BUND-Chefin Doris Schmidt-Welker empört die Abholzung immer noch: „Es gab richtige Wallfahrten der Bürger zu der Stelle, das sieht wirklich furchtbar aus.“

Doch die Umweltplaner halten die Rodung trotzdem für richtig. „Wir mussten den Eidechsen, die im Bereich der Porsche-Erweiterung leben, einen neuen Lebensraum bieten“, sagt Küpfer. Die Vogelpaare dort hätten genug Ausweichmöglichkeiten in benachbarten Gehölzen, unterstreicht auch Bettina Gliedstein vom Büro Detzel & Matthäus. Auch den Vorwurf, dass wertvolle Schafweiden aufgeforstet würden, weisen sie zurück. „Dort wachsen doch bereits jetzt schon Kiefern“, erklärt Gunther Matthäus vom gleichen Büro. Allerdings räumen die Landschaftsarchitekten auch klar ein: „Das ist ein erheblicher Eingriff, das wollen wir nicht kleinreden.“

Der BUND hat grundsätzliche Bedenken

Nicht nur damit haben die BUND-Aktivisten ein Problem. Ihnen missfällt, dass keine versiegelten oder landwirtschaftlichen Flächen wieder renaturiert werden. „Das wäre dann ein echter ökologischer Ausgleich“, sagt Dieter Walz, „an die Flächen kommen wir jedoch nicht heran.“ Aber auch sonst stößt den Naturschützern einiges sauer auf, etwa dass nur 60 Prozent der Porsche-Dächer begrünt werden sollen und dass viel freiliegende Fläche der Naherholungslandschaft mit Bäumen bepflanzt werden solle.

„Wie soll sich da der Wespenbussard ansiedeln?“, fragt Doris Schmidt-Welker. Dass alles mit den Naturschutzbehörden etwa im Landratsamt abgestimmt sei, überzeugt sie nicht: „Wir haben keine Lobby, die Landwirtschaft aber schon.“ Insgesamt sei das, was die Gemeinde mache, eher ein Rückschritt als ein Fortschritt für den Artenschutz. Und überhaupt, die Gemeinde rode seit Jahrzehnten rücksichtslos Hecken und Bäume auf ihrer Gemarkung.

Dem widerspricht die Verwaltung indes energisch. „Wir tun viel mehr als andere Kommunen“, sagt Ursula Kreutel. Allein zehn Millionen Euro habe man in Naturschutzprojekte seit dem Jahr 2007 investiert. Und der Planer Gunter Matthäus leistet Schützenhilfe: „Das Regierungspräsidium wäre froh, wenn es mehr solcher Gemeinden wie Weissach gäbe.“

Dennoch endet dieses Gespräch im Weissacher Rathaus nicht in einer totalen Konfrontation. Zwar streitet man sich viel darüber, wer wann an welchen Runden Tisch eingeladen war und dabei wie zu Wort kam – doch am Ende steht die Erkenntnis, dass man wieder mehr miteinander sprechen will. Der BUND sei nicht nur zu dem jährlichen Runden Tisch eingeladen, betont Ursula Kreutel: „Wir legen großen Wert auf ein gutes Verhältnis, die Tür für Gespräche steht jederzeit offen.“

Die beiden BUND-Vertreter bleiben zwar reserviert und beharren darauf, der Runde Tisch sei kein faires Gremium („Da wurden wir immer niedergemacht“), doch schließlich wolle man eingebunden werden und das eigene Fachwissen einbringen. So ist man sich doch zumindest atmosphärisch etwas näher gekommen.