Die Stadt Stuttgart hat 2015 das ehemalige Liebfrauenheim als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Jetzt will es das Liegenschaftsamt kaufen.

Bad Cannstatt - Das Liebfrauenheim in der Wildunger Straße war viele Jahre als Altenwohn- und Pflegeheim im Besitz der Anna-Schwestern. Als die Neubebauung des ehemaligen Terrot-Areals konkret wurde, fand das Siedlungswerk als neuer Besitzer des traditionsreichen Geländes mit der St. Anna-Stiftung vor fast zwölf Jahren einen Partner für das Thema „Wohnen und Pflege im Alter“. Nach Fertigstellung des Bauprojekts „Seelbergwohnen“ gaben die Stiftungs-Verantwortlichen daraufhin den alten Standort unmittelbar neben der Liebfrauenkirche auf und verkauften 2011 das Gebäude.

 

Doch für das ehemalige Wohn- und Pflegeheim konnten die neuen Besitzer lange Zeit keinen Mieter finden, woraufhin das Gebäude unter anderem als Interimslösung für die damals schon sanierungsbedürftige Olga-Krippe vom Bezirksbeirat ins Spiel gebracht wurde und in diesem Zusammenhang sogar von der Stadt gekauft werden sollte. Eine Forderung des Bezirksbeirats Bad Cannstatt, die von Bürgermeister Michael Föll jedoch abgelehnt wurde.

Auf Flüchtlingsstrom reagiert

Zwei Jahre später wurde das immer noch leer stehende Gebäude zu einem interessanten Objekt für die Rathausspitze. Der Grund war der Flüchtlingsstrom nach Deutschland, der von Januar bis Oktober 2013 um fast 70 Prozent angestiegen war. Die Verantwortlichen des Sozialamts waren damals in den Stadtbezirken unterwegs und suchten händeringend nach potenziellen Unterkünften für die Flüchtlinge. Die Bezirksbeirats-Grünen brachten im Dezember 2013 erstmals das leere Liebfrauenheim ins Spiel.

Ein Vorschlag, der ein Jahr später von der Verwaltung dankbar aufgegriffen wurde. Obwohl einige Seelberg-Bewohner protestierten und sogar juristisch dagegen vorgehen wollten, stimmte der Bezirksbeirat zu. Zumal die Kosten laut Liegenschaftsamt für das Herrichten der 122 Plätze überschaubar waren. Mitte 2015 waren die Arbeiten abgeschlossen und die ersten Flüchtlinge zogen in den folgenden Wochen ein.

Gebäude ist schon verkauft

Jetzt scheint sich erneut ein Besitzerwechsel des ehemaligen Liebfrauenheims anzubahnen. Bei dem Kaufinteressent soll es sich um die Landeshauptstadt handeln. So jedenfalls die Cannstatter Grünen, die in diesem Fall Fragen an die Stadt als neuen Besitzer hätten und eine entsprechende Anfrage formulierten. Unter anderem wollen sie wissen, warum die Stadt das Gebäude kauft, welchen Preis sie bezahlt und ob es eine neue Nutzung gebe. Dem Vernehmen nach hat die Stadt Stuttgart tatsächlich großes Interesse an einem Kauf. Allerdings soll der noch nicht in trockenen Tüchern sein. Denn der jetzige Besitzer hat das Gebäude zwar verkauft, aber nicht an die Stadt. Die hat jedoch ein Vorkaufsrecht an der Immobilie in der Wildunger Straße und jetzt diese Kaufoption ins Spiel gebracht. Der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen soll bereits über den Vorgang unterrichtet sein. Eine neue Nutzung soll allerdings nicht angestrebt werden, heißt es aus Kreisen des Liegenschaftsamts. Denn nach wie vor seien die 122 Zimmer mit Flüchtlingen belegt. Ein Fakt, der wohl auch noch in den nächsten fünf Jahren Bestand haben soll.