Vielen Schülern könnte ein Scheitern erspart bleiben, wenn die Entscheidung für die weiterführende Schulart mit größerer Sorgfalt getroffen würde, meint Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Es ist für jedes Kind bitter, wenn es schlechte Noten heimbringt, den schulischen Anforderungen nicht gewachsen ist und schließlich sogar die Schule wechseln muss. Dieses Schicksal erleben Jahr für Jahr Hunderte Schüler. Sie müssen das Gymnasium verlassen, weil sie die Leistung dafür nicht bringen. Das kann man ihnen nicht vorwerfen. Aber sie, ihre Lehrer und ihre Mitschüler müssen es ausbaden. Dabei hätte man es bei vielen von ihnen vorhersehen können. Das legt jedenfalls die Tatsache nahe, dass der Großteil dieser Kinder keine Empfehlung fürs Gymnasium, sondern für die Realschule und manchmal sogar für die Hauptschule hatte – ausgestellt von Grundschullehrern, die die Kinder und ihr Lernvermögen über längere Zeit beobachtet haben.

 

Offensichtlich kamen die Eltern dieser Kinder zu einer anderen Einschätzung. Das ist zwar ihr Recht, aber was nützt das den Kindern? Was haben sie davon, wenn ihre Eltern stolz darauf sind, ein Gymnasialkind zu haben, dieses aber im Unterricht einen Misserfolg nach dem anderen kassiert? Ist es nicht besser, statt dessen eine Schulart zu wählen, in der das Kind Erfolg hat und gern lernt? Damit ist doch das Abi noch lange nicht grundsätzlich vom Tisch. Es kann auch über Real- oder Gemeinschaftsschule und via Berufskolleg und beruflichem Gymnasium erreicht werden. Über einen Weg, der Kindern mehr Zeit lässt. Doch nicht jedes Kind ist dazu gemacht, mehrere Fremdsprachen zu lernen, die Exponential- und Logarithmusfunktion oder die Differenzialrechnung zu bimsen und ein Abi zu bestehen. Auch dies sollten Eltern akzeptieren.

Es ist gut, dass den weiterführenden Schulen vom nächsten Schuljahr an wieder die Grundschulempfehlung vorgezeigt werden muss. Denn das bedeutet, dass Eltern im Falle einer abweichenden Empfehlung erneut beraten und über die Anforderungen der Schulart aufgeklärt werden. Das ist zwar mit einem großen Aufwand für die aufnehmenden Gymnasien verbunden. Aber damit erhöht sich auch die Chance, dass Kinder die für sie passende Schulart erwischen.