Zum Weltbienentag an diesem Mittwoch warnen imker und Naturschutz-Organisationen vor zunehmender Flächenversiegelung und Pestiziden. Wildbienen kann man schon mit einfachen Aussaaten auf Balkonen und in Beeten helfen.

Stuttgart - An diesem Mittwoch (20. Mai) ist Weltbienentag. Aus diesem Anlass hat der Naturschutzbund Nabu im Südwesten zu einem besseren Schutz der Wildbienen aufgerufen. Um Lebensräume für die Wildbiene zu schaffen, könnten Menschen in ihrem eigenen Garten „eine wilde Ecke lassen, Laubhaufen liegen lassen, die Natur einfach mal machen lassen“ sagte die Wildbienenexpertin Sabine Holmgeirsson am Montag in Stuttgart. Nisthilfen, die an der Hauswand angebracht werden - sogenannte Insektenhotels - seien etwa gut, um die Insekten beobachten zu können. Weil rund 70 Prozent der Wildbienen jedoch im Boden nisten, sei es allerdings wichtiger, mehr auf Schottergärten und gepflasterte Böden zu verzichten.

 

Die Rolle der Wildbiene für die Bestäubung unserer Früchte werde oftmals vergessen und ihre Bestände verschwinden oft unbemerkt, erklärte Holmgeirsson in einer Mitteilung. Die Honigbiene, welche von Imkern gepflegt und gefüttert werde, sei weniger stark vom Bienensterben betroffen, als ihre „wilden Verwandten“. In Baden-Württemberg gebe es mehr als 460 verschiedene Wildbienenarten. „Wir brauchen diese Vielfalt summender Bestäuberinnen. Mit Schmetterlingen, Fliegen, Käfern und Ameisen sind sie unentbehrlich für die Bestäubung unserer Nutz- und Wildpflanzen.“

Während die Honigbiene als Volk in einem Bienenstock lebt, vor allem Nektar sammelt, einen Flugradius von bis zu zehn Kilometern hat und Menschen durchaus stechen kann, sind die Lebensbedingungen der Wildbienenarten anders. Sie leben meist allein, sammeln vor allem Blütenstaub, meist von ganz spezifischen Pflanzen, und benötigen auch spezifische Nistplätze - etwa Altholz oder geschützte Nischen. Ihr Flugradius beträgt nur wenige bis rund 300 Meter, und die meisten Wildbienenarten sind nicht in der Lage, menschliche Haut zu durchstechen.

Wildbienen leben meist allein und fliegen nur etwa 300 Meter weit

Weil gerade die Wildbienen ihre Nahrung und das Futter für ihre Brut in der Nähe finden müssen, helfen ihnen schon blühende Küchenkräuter auf dem Balkon oder Fensterbrett wie Bohnenkraut, Minze, Schnittlauch, Rosmarin oder Zitronenmelisse. Mit und ohne Garten, im Schatten oder in der Sonne, können Bienenfreunde mit vielen weiteren Blumen für Bienennahrung sorgen, beispielsweise mit Kapuzinerkresse und Lavendel, Löwenmäulchen, Vanilleblume und Wicken, Vergissmeinnicht oder auch Efeu. Bienen mögen auch Gehölze und Bäume wie Weißdorn, Salweide, Kastanie oder Vogelbeere.

Dagegen gibt es Blühpflanzen, die zwar duften und mit Farbe locken, Bienen aber keine Hilfe sind, erläutern die Bienenretter. Darunter zählen Geranien, Pelargonien, Fleißige Lieschen oder Forsythien sowie gefüllte Blüten von Rosen, Rittersporn, Astern und Pfingstrosen.

Mit der EU-Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ will die Bewegung Slowfood seit 2019 erreichen, dass die EU-Länder schrittweise bis 2035 aus der Nutzung synthetischer Pestizide aussteigen und stattdessen die ebenfalls vom Aussterben bedrohten kleinbäuerlichen Betriebe fördern. Derzeit läuft die Unterschriften-Sammelkampagne.

In Deutschland sind rund 580 Wildbienen- und Hummelarten gefährdet

Auch die Initiative „Bienenretter“ weist auf den 2014 initiierten globalen Weltbienentag hin. In über 1.000 Orten im ganzen Bundesgebiet folgen Menschen dem Aufruf der Initiative und säen ihre Balkonkästen oder andere Flächen mit bienenfreundlichen Pflanzen ein. In den vergangenen vier Jahren sei eine Fläche von mehr als 14 Millionen Blumenkästen mit Nahrung für Bienen und Insekten eingesät worden, berichten die Bienenretter. Rund 300 der etwa 580 Wildbienenarten und Hummeln in Deutschland stünden bereits auf der Roten Liste der gefährdete Arten. Neben Nahrung fehlten ihnen auch Nistmöglichkeiten.

Manfred Kraft, Obmann für Bienenweide beim Landesverband Badischer Imker, hat kürzlich in einer Veröffentlichung für Edeka Südwest die Rolle der Bienen im Ökosystem beschrieben. So würden in Europa rund 4.000 Gemüsesorten von Bienen bestäubt. Kraft begrüßte die Initiative der Handelskette, die den Imkerverband beim Anlegen von Blühflächen unterstützt. Solche Heuwiesen mit gebietsspezifischem Saatgut böten „ideale Entfaltungsmöglichkeiten für die spezialisierten Wildbienen“. Im vergangenen Jahr seien im Südwesten etwa 115.000 Quadratmeter Blühflächen eingesät worden. Doch um Wildbienen zukunftsfähig zu helfen, brauche es „nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Europa Menschen, die sich der Problematik annehmen und selbstständig aktiv werden“.