Für Manuel Neuer hat es leider nicht gereicht: der Goldene Ball als Weltfußballer 2014 ging am Montagabend an Cristiano Ronaldo. Doch auch die deutschen Fußballer gingen nicht leer aus.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Zürich - Inmitten der beiden treffsichersten und spektakulärsten Torschützen der Fußballwelt hat es einer, der auf das Verhindern von Toren spezialisiert ist, reichlich schwer: Manuel Neuer, der Weltmeister und Torhüter des deutschen Doublesiegers vom FC Bayern, hatte sich wie Cristiano Ronaldo von Real Madrid und Lionel Messi vom FC Barcelona in feine Abendgarderobe geschmissen. Denn unter die letzten Drei und zur mondänen Fifa-Gala am Ufer des Zürichsees hatte es der Schlussmann immerhin geschafft. Den „Ballon d’Or“ als Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres 2014 bekam aber nicht der Deutsche, sondern Cristiano Ronaldo vom Präsidenten Sepp Blatter überreicht.

 

Damit hat der Portugiese, der 37 Prozent der Stimmen bekam, sein Tripel an goldenen Bällen voll – denn „CR7“ siegte bereits in 2009 und 2013. Zweiter wurde Messi (15,76 Prozent) knapp vor Neuer (15,72), womit erneut die fußballerische Offensivkunst vor dem Defensivspiel obsiegte. Der italienische Abwehrmann Fabio Cannavaro bleibt also nach 24 Wahlen seit 1991 der einzige Abwehrspieler, der 2006 zum Weltfußballer wurde. Einem Torhüter wurde dieses Privileg noch nie zuteil.

„Was Cristiano geleistet hat, ist beeindruckend“

Immerhin sagenhafte 62 Tore in 62 Saisonspielen waren dem Sieger Ronaldo in 2014 gelungen. Dazu hat der trickreiche Stürmer von der Blumeninsel Madeira 21 Vorlagen gegeben. „Er war der Schlüssel für den Sieg von Real in der Champions League“, lobte auch Manuel Neuer den 29-Jährigen, dem allein in der Königsklasse 17 Tore in elf Spielen gelungen waren. Das ist ein Rekord, doch neue Bestmarken allein interessieren den Real-Star nicht übermäßig: „Das ist nicht das Wichtigste“, sagte Cristiano Ronaldo, der mit Real zwar Atlético Madrid den nationalen Titel überlassen musste, aber auch den spanischen Pokal und die Club-WM gewann: „Ich will in die Geschichte des Fußballs als der Beste eingehen.“

Im Vergleich mit Ronaldo konnte auch der alte Gegenspieler und argentinische Vizeweltmeister Lionel Messi, immerhin dekoriert mit dem Titel des besten Spielers der WM in Brasilien, nach Ansicht der Fußballfachwelt diesmal nicht mithalten. „Was Cristiano geleistet hat, ist beeindruckend“, sagte „La Pulga“ (der Floh), der vierfache Weltfußballer, dem selbst 59 Tore in 66 Spielen gelungen waren. In den Schlagzeilen stand Messi am Montag dennoch: Schließlich brodelte es in der Transferküche, der Zehner könnte Barça wegen Spannungen mit dem Trainer Luis Enrique nach elf Spielzeiten im Sommer verlassen. „Im Fußball ist viel möglich. Mal sehen, was die Zukunft bringt“, sagte Messi in Zürich – und sorgte in Barcelona sicher nicht für Entspannung.

Löws Sahnehäubchen

„Manuel hat alles gemacht, was er machen konnte“, erklärte derweil Franck Ribéry im Trainingslager der Bayern im fernen Doha. Im Vorjahr war der Franzose hinter Ronaldo und Messi, „den beiden Weltmarken des Fußballs“ (Arjen Robben), bei der Wahl der Kapitäne und Trainer der Nationalteams sowie auserwählter Sportjournalisten aus den 209 Fifa-Mitgliedsländern Dritter geworden. Enttäuscht hatte der Tripelsieger von 2013 damals sofort sein Hotelzimmer aufgesucht. Diesmal aber nahm das deutsche Lager das Ergebnis wesentlich gelassener auf: „Alle drei Spieler haben Überragendes geleistet“, sagte Joachim Löw, dessen Stimme natürlich an Manuel Neuer gegangen war. Aus gutem Grund, wie der Bundestrainer fand: „Manuel hatte einen wesentlichen Anteil an unserem Gewinn der Weltmeisterschaft. Außerdem hat er quasi als zusätzlicher Abwehrspieler einen Torhüter-Stil geprägt, den wir zuvor nicht kannten.“

Grund zur Freude hatte Löw dann persönlich, als er in Zürich sein „Sahnehäubchen auf den WM-Pokal“ setzen konnte: Denn vor Carlo Ancelotti (Real Madrid) und Diego Simeone, dem Coach des Spanischen Meisters Atlético Madrid, wurde Löw als Nachfolger von Jupp Heynckes zum Welttrainer des Jahres gekürt. „Ich sehe diesen Preis nicht nur als meinen eigenen an, denn ich bin nichts ohne gut ausgebildete Spieler“, sagte der 54-Jährige, während bei den Frauen die neue Weltfußballerin 2014, Nadine Keßler, und der Welttrainer Ralf Kellermann vom Tripelsieger VfL Wolfsburg die deutsche Erfolgsserie abrundeten.

Die Ergebnisse

Spieler:

1. Cristiano Ronaldo (POR) Real Madrid , 37,66

2. Linoel Messi (ARG) FC Barcelona, 15,76

3. Manuel Neuer (GER) FC Bayern, 15,72

Spielerinnen

1. Nadine Keßler (GER) VfL Wolfsburg, 17,52

2. Marta (BRA) FC Rosengård, 14,16

3. Abby Wambach (USA) New York Flash, 13,33

Trainer

1. Joachim Löw (GER) Deutschland, 36,23

2. Carlo Ancelotti (ITA) Real Madrid 22,06

3. Diego Simeone (ARG) Atlético Madrid 19,02

Trainer/-innen im Frauen-Fußball

1. . Ralf Kellermann (GER) VfL Wolfsburg, 17,06

2. Maren Meinert (GER) Deutschl. U 19/U 20, 13,16

3. Norio Sasaki (JAP) Japan, 13,06

Mannschaft des Jahres

Tor: Manuel Neuer (GER/FC Bayern); Abwehr: Philipp Lahm (GER/FC Bayern), David Luiz (BRA/Paris St. G.), Thiago Silva (BRA/Paris St. G.), Sergio Ramos (ESP/R. Madrid); Mittelfeld: Andrés Iniesta (ESP/FC Barcelona), Toni Kroos (GER/R. Madrid), Ángel Di María (ARG/ManU); Angriff: C. Ronaldo (POR/R. Madrid), Lionel Messi (ARG/FC Barcelona), Arjen Robben (NED/FC Bayern)