Die Welthungerhilfe verzeichnet in vielen ärmeren Ländern katastrophale Zustände. Verantwortlich dafür sind laut Experten vor allem drei Faktoren.

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Berlin - Hunger und Armut nehmen weltweit massiv zu. Das teilte die Welthungerhilfe bei der Vorstellung ihres aktuellen Welthungerindexes mit. Demnach leiden derzeit rund 811 Millionen Menschen an Hunger. 2019 waren noch rund 690 Millionen Menschen betroffen. „Damit haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen des vergangenen Jahres bewahrheitet“, sagte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe.

 

Von dem eigentlichen Ziel, bis 2030 eine Welt ohne Hunger zu schaffen, entferne sich die internationale Staatengemeinschaft immer weiter. Vermutlich sei die Lage sogar noch gravierender, fügte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, hinzu. Nicht bei allen Daten habe man die Coronapandemie einrechnen können – eine weitere Verschlechterung sei in den kommenden Jahren erwartbar.

Drei große Probleme

Neben der Pandemie sind nach den Auswertungen der Welthungerhilfe vor allem gewaltsame Konflikte und der Klimawandel für die wachsenden Probleme verantwortlich. „Es leiden diejenigen am stärksten, die den Klimawandel nicht verursacht haben“, sagte Thieme. Nutztiere ertränken in Fluten oder verhungerten, Ernten fielen Hitzewellen zum Opfer, „Lebensgrundlagen von ganzen Familien werden vernichtet.“

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Das Resultat: „Wo Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren und nichts mehr zu essen haben, verlassen sie ihre Heimat und es kommt zu Verteilungskonflikten“, stellt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller vor dem Welternährungstag am 16. Oktober in der „Augsburger Allgemeinen“ fest. Ein Teufelskreis. Es sei deshalb an der Zeit, nicht mehr nur auf Krisen zu reagieren, sondern ihnen aktiv vorzubeugen, so der CSU-Politiker.

Wo die Lage besonder dramatisch ist

Denn wo Krieg herrsche, zerstörten Kämpfer Felder, Nahrungsspeicher und Brunnen, erklärte Mogge. Jeder dritte Afghane gehe derzeit täglich hungrig ins Bett. „Wir müssen endlich anerkennen, dass Ernährung und Friede Hand in Hand gehen.“ Dafür brauche es mehr diplomatische Initiativen, so der Generalsekretär.

Gleichzeitig führe die Coronaviruspandemie dazu, dass etwa Tagelöhner in armen Ländern ihre Arbeit verlieren, während die Preise für Nahrungsmittel weltweit steigen. Zum ersten Mal seit 20 Jahren geht die Weltbank davon aus, dass sich die extreme Armut in der Welt massiv erhöht hat. Demnach müssen nach aktuellen Schätzungen rund 120 Millionen Menschen weltweit mit weniger als 1,60 Euro am Tag leben. Eine Familie ist damit kaum zu versorgen.

Besonders dramatisch ist die Ernährungslage laut dem 16. Welthungerindex in Somalia, im Jemen, in Afghanistan, Madagaskar und im Südsudan. In manchen Ländern, wie Sierra Leone habe sich die Situation nach Ende des dortigen Bürgerkriegs dagegen stark verbessert. Der Bericht beleuchtet die Lage in insgesamt 135 Ländern. Für die jährlichen Auswertungen werden die Zahl der Unterernährten, der ausgezehrten Kinder, der Wachstumsprobleme bei Kindern und ihre Sterblichkeit herangezogen.