Franziskus wird auf dem Weltjugendtag in Krakau begeistert erwartet. Doch die polnische Regierung blick mit bangem Blick auf den Pontifex.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Krakau - Der Besuch des Papstes in Polen gleicht einem Freudenfest. Rund eine Million Jugendliche aus 187 Ländern erwarten Franziskus in Krakau, der mit ihnen auf dem Weltjugendtag (WJT) feiern will. „Das ist ein Wahnsinn hier, es ist fantastisch, dieses Gemeinschaftsgefühl zu erleben“, sagt Maximilian, der mit der Studentengemeinde aus Dresden angereist ist. Die jungen Sachsen sind in Gastfamilien untergebracht und bekommen so noch einmal ganz andere Einblicke in das Leben im Nachbarland. Eine etwas längere Anreise hatte eine Gruppe aus Speyer, die mit dem Bus 15 Stunden bis Krakau unterwegs war. „Natürlich wollen wir Papst Franziskus erleben“, sagt Matthias, der mit seinen 29 Jahren den Altersdurchschnitt der WJT-Teilnehmer etwas hebt.

 

In Zeiten des internationalen Terrors hat Polen eine Menge in die Sicherheit investiert. Mindestens 25 000 Polizisten, Soldaten und Rettungskräfte sollen sorgen dafür, dass den Teilnehmern des Mega-Events und dem Papst nichts passiert. Sie zeigen im Getümmel der Pilger sichtbar Präsenz, teils tragen die Beamten automatische Waffen. Die Freigelände für die großen Messen mit Franziskus im Blonia Park oder dem Campus Misericordiae außerhalb Krakaus, auf denen große Altäre aufgebaut wurden, gleichen Hochsicherheitszonen. Immer wieder kreisen Hubschrauber über der Stadt.

Land politisch gespalten

Für die Sicherheit ist also gesorgt, aber die polnische nationalkonservative Regierung blickt aus einem anderen Grund mit Bangen auf den Besuch des Papstes in Polen. Sie steht wegen umstrittener Reformen in der Kritik. Vorgeworfen wird den Machthabern in Warschau, dass die den Rechtsstaat aushöhlen, die Verfassung schwächen und die Medien knebeln würden. Die EU-Kommission eröffnete ein Verfahren zum Schutz des Rechtsstaates in Polen. Es ist das erste Mal, dass Brüssel zu diesem Anfang 2014 eingeführten Instrument greift.

Der Weltjugendtag ist für die polnische Regierung nach all der Kritik eine Chance, Weltoffenheit zu zeigen. „Wir wollen, dass dieses junge, moderne Polen die Welt während des WJT verzaubert“, kündigt Regierungschefin Beata Szydlo in Krakau an. Doch der Papst persönlich könnte einen Strich durch diese Rechnung machen. Die Mächtigen in Warschau sehen mit banger Erwartung den Reden von Franziskus entgegen. Wird der zu der politischen Lage in Polen Stellung beziehen?

Manchen ist der Papst zu barmherzig

Auch in dieser Situation zeigt sich, wie gespalten das Land politisch inzwischen ist. Die konservative Tageszeitung „Rzeczpospolita“ bemerkt etwas zähneknirschend, dass Franziskus seine Begegnung mit Staatspräsident Duda im Krakauer Wawel-Schloss oder seine Messe am Donnerstagvormittag in Tschenstochau (Czestochowa) aus Anlass der 1050-Jahr-Feier der Christianisierung Polens zu einer allgemeinen „Ermahnung“ nutzt. Die linksliberale Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ wünscht sich, dass der Papst die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) rügt. Deren Politiker schürten Konflikte und weigerten sich, Flüchtlinge in Polen aufzunehmen.

Auch in der Bevölkerung – 92 Prozent der Polen bezeichnen sich als katholisch – geht die Meinung über den Papst auseinander. Das Verständnis, das Papst Franziskus beispielsweise Geschiedenen entgegengebracht hat, hat ein Großteil der Gläubigen begrüßt. Doch seine Barmherzigkeit gegenüber Flüchtlingen oder Homosexuellen ging vielen zu weit. 70 Prozent der Polen, überwiegend die unter 30-Jährigen, sind dagegen, Flüchtlinge aufzunehmen. Viele Gläubige in Polen kritisieren, dass nicht deutlich werde, in welche Richtung der Papst die Kirche führe. Ihr Problem mit Franziskus ist offensichtlich, dass sich seine Lehre sehr auf die Nächstenliebe und weniger auf die Befolgung von Regeln richtet. Für viele konservative Katholiken eine unakzeptable Verwirrung.