Die fünften Fellbacher Weltwochen boten zwei Wochen lang ein dichtes Programm mit hochkarätigen Referenten. Dieses Mal musste die Reihe sehr schnell und coronagerecht gestemmt werden – was unerwünschte Folgen hatte.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Der Biologe Björn Schäfer hat in der Schwabenlandhalle erklärt, weshalb das Grundwasser in Fellbach als Folge des Klimawandels in Gefahr ist. Der Autor Caspar Dohmen sprach über die Ausbeutung bei globalen Lieferketten und was man dagegen tun kann. Das sind nur zwei der Highlights der Fellbacher Weltwochen, die in diesem Jahr in die fünfte Runde gegangen sind. Es waren brisante und aktuelle Themen, die die Reihe aufgegriffen hat. Auch die Tour durch den Fellbacher Stadtwald mit Revierförster Stefan Baranek über den Klimawandel im Wald war ein wichtiges Thema. Doch zu der Begehung am frühen Freitagnachmittag bei goldenem Oktoberwetter hatten sich erstaunlicherweise nur zwei Teilnehmer eingefunden, sodass die Veranstaltung ausfiel.

 

Die Einladung kam sehr spät

Die Tour hätte mehr Resonanz verdient. Woran könnte es gehapert haben, wurde die Werbetrommel im Vorfeld zu wenig gerührt? Es sei ein sehr knapper Zeitraum gewesen, um die Fellbacher Weltwochen in diesem Jahr auf die Beine zu stellen, sagt Birgit Held von der Stabsstelle Bürgerschaftliches Engagement der Stadt, bei der die Fäden der Organisation zusammenliefen. Die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden Württemberg (SEZ) habe pandemiebedingt erst deutlich später als sonst zu der kommunalen Initiative „Meine. Deine. Eine Welt.“ eingeladen.

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Es sei schwer gefallen, eine Entscheidung zu treffen, ob die Veranstaltung unter den Bedingungen der Pandemie durchgeführt werden soll, sagt Kidist Hailu von der SEZ. Daher habe sich die Einladung verzögert. Manche Kommunen hätten zunächst zugesagt, sich dann aber wieder abgemeldet, mit Blick auf die Hürden der Organisation in Coronazeiten. Dass trotzdem 16 Kommunen mitmachten, freut Kidist Hailu – auch wenn bei der vergangenen Auflage noch etwa doppelt so viele Teilnehmer dabei waren.

Für Fellbach war es offensichtlich keine Frage dabei zu sein. Doch dieses Mal war alles „sehr knapp“, sagt auch Winfried Bauer, Mitglied der Steuerungsgruppe seit der ersten Auflage der Weltwochen: „Es war wenig Zeit, um das Programm zu erstellen.“ Tatsächlich sei es in nur knapp vier Wochen auf die Beine gestellt worden. Und der Flyer zur Veranstaltungsreihe erschien in der Woche, als der erste Termin stattfand.

Es lockte ein geballtes Programm

„Das ging nur dank des engen Netzwerks, auf das wir zurückgreifen können“, unterstreicht Birgit Held. Mehr als 40 Angebote gab es, für alle Altersgruppen und mit einem breiten Themenspektrum. Von der Tauschaktion über Informationen zur Dachbegrünung bis zum Film über den Klimawandel im Orfeo-Kino. Manche Veranstaltungen seien auch noch später dazugekommen, beispielsweise die Friedenskonferenz, berichtet Winfried Bauer. Dieses Mal waren die Weltwochen geballt, statt sonst von Mitte September bis etwa Ende Oktober fanden sie in lediglich in zwei Wochen statt. Abschluss war am Wochenende mit einem Konzert der aus Peking stammenden Musikerin Deng Xiaomei und ihrem Ensemble, die Melodien vom Balkan bis zur Mongolei präsentierte.

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„Auf ein Einstiegsfest haben wir verzichtet“, sagt Birgit Held. Auch sonst musste unter dem Zeichen der Pandemie anders und aufwendiger geplant und organisiert werden. „Doch wir hatten in den vierzehn Tagen fast so viel Programm wie sonst in vier Wochen“, sagt sie. Das Engagement der Veranstalter in Fellbach ist groß. Nicht ohne Grund wurden die Fellbacher Weltwochen bereits mehrfach beim Wettbewerb der SEZ mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Vor den Fellbacher Weltwochen wurde mit einem Veranstaltungsreigen das 900-Jahr-Jubiläum der Stadt gefeiert. Wurden die Fellbacher Weltwochen davon überlagert? Winfried Bauer, der die Weltwochen seit ihren Anfängen im Jahr 2013 mitgestaltet, freut sich jedenfalls, dass viele Impulse für nachhaltiges Handeln gesetzt wurden. „Bei dem Vortrag mit Caspar Dohmen mit rund 30 Teilnehmern entstand eine lebhafte Diskussion“, sagt er. Und den Film „One World“ über den Klimawandel habe er zusätzlich zum Weltwochen-Programm mit drei Schulklassen im Orfeo präsentiert und moderiert.

Eine landesweite Initiative

Wettbewerb
 Die Fellbacher Weltwochen sind ein Beitrag des Wettbewerbs für das „Meine-Deine-Eine-Welt“-Programm der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ). 16 baden-württembergische Kommunen haben mit 165 Veranstaltungen teilgenommen. Unter anderem waren Mannheim, Konstanz, Heidelberg, Lahr, Freiburg und Reutlingen dabei. „Wir sind dankbar, dass trotz der Pandemie so viele Kommunen mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm mitgemacht haben“, sagt Kidist Hailu von der SEZ. Alle teilnehmenden Kommunen und Landkreise können sich an einem Wettbewerb der Initiative beteiligen. Neun Preise sind ausgelobt mit einem Preisgeld von insgesamt 30 000 Euro. Die Preisverleihung findet am 2. Dezember im Neuen Schloss in Stuttgart statt.

Entscheidung
 Die Fellbacher Weltwochen haben in den vergangenen Jahren mehrfach den ersten Preis der landesweiten Initiative „Meine Welt. Deine Welt. Eine Welt.“ gewonnen in der Kategorie der mittleren Kommunen. Sie findet alle zwei Jahre statt. Die Bewerbungen müssen bis 8. November eingehen. Ende November tagt eine Jury und entscheidet über das Gesamtprogramm.