Das AOK-Modell der „hausarztzentrierten Versorgung“ wurde von den Unis Frankfurt und Heidelberg evaluiert. Das Ergebnis ist eindeutig positiv.

Berlin - Seit zehn Jahren bietet die AOK Baden-Württemberg eine Art Lotsensystem durch das Gesundheitswesen an, bei dem sich Patienten für mindestens ein Jahr an einen Hausarzt binden und sich verpflichten, nur mit seiner Überweisung einen Facharzt aufzusuchen. Ausnahmen sind Augenärzte und Gynäkologen. Dadurch soll eine zielgenauere Steuerung, die Vermeidung von Doppeluntersuchungen und weniger Krankenhauseinweisungen erreicht werden. Seither steht das Modell im Zentrum vieler Debatten. Die Kasse hat deshalb diese sogenannte „hausarztzentrierte Versorgung“ (HZV) von den Universitäten Heidelberg und Frankfurt in Langzeitanalysen evaluieren lassen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden am Dienstag in Berlin vorgestellt.

 

1,2 unkoordinierte Facharztbesuche weniger

Die Forscher errechneten, dass durch die Hausarztverträge pro Jahr 1,2 Millionen unkoordinierte Facharztkontakte entfallen. Offenbar profitieren vor allem chronisch kranke Patienten von dem Modell. So hat das Frankfurter Studienteam ermittelt, dass im Zeitraum von sechs Jahren Diabetiker vor etwa 4000 schweren Komplikationen bewahrt werden konnten. Nach den Berechnungen der Evaluationsteams konnten bei Herzpatienten jährlich 46 000 Krankenhaustage vermieden werden.

Die Heidelberger Forscher untersuchten auch das Sterberisiko und verglichen die ins Programm eingeschriebenen Patienten mit einer entsprechenden Vergleichsgruppe in der Regelversorgung. Sie kamen zum Ergebnis, dass im Zeitraum von 2012 bis 2016 rund 1700 Todesfälle vermieden werden konnten. An der hausarztzentrierten Versorgung nehmen in Baden-Württemberg 1,6 Millionen Patienten und rund 5000 Haus- und Kinderärzte . Die Ärzte werden besser und ohne Budgetgrenze honoriert als im Regelsystem, müssen aber bestimmte Zusatzanforderungen etwa bei Öffnungszeiten oder Weiterbildung erfüllen. Die AOK hat im vergangenem Jahr rund 600 Millionen Euro in das HZV-Programm investiert, konnte aber nach eigenen Angaben 50 Millionen Euro an Kosten einsparen. Vor allem durch eine besser gesteuerte Medikamentierung und vermiedene Krankenhausausgaben erzielt die Kassen wirtschaftliche Effekte.

1,6 Patienten nehmen in Baden-Württemberg teil