Rund zehn Millionen Mal wurde der Bestseller namens „der Schott“ schon verkauft. Sein Autor hatte als Zielgruppe das einfache Kirchenvolk im Blick.

Region: Corinna Meinke (com)

Salach - Wer mit seinem Latein am Ende war, griff früher gern zum Schott. Mit diesem Messbuch für Laien in der Hand konnte jeder mitlesen, was der Priester in der katholischen Messe betete oder sang. Heute fristet das Standardwerk meist nur noch ein Schattendasein im Bücherregal, denn längst ist der Gottesdienst in deutscher Sprache gang und gäbe. Der Besteller aus dem Freiburger Verlagshaus Herder stammt aus der Feder von Pater Anselm Schott, der vor 175 Jahren als Friedrich August Schott auf Burg Staufeneck bei Salach geboren wurde.

 

Im Elternhaus logieren heute Hotelgäste

Wer auf Schotts Spuren wandeln möchte, hat dazu in Salach Gelegenheit, wo der spätere Benediktinermönch 1843 als dritter Sohn der Eheleute Eduard Saladin Schott und Maria Antonia Weyland geboren wurde. Der Vater verdingte sich dort als Gutsverwalter des Degenfeldschen Grafen. Und sein stattliches Elternhaus, das den Burghof bis heute prägt, schlägt unter dem Titel „Anselm Schott Haus“ mit frisch sanierten Zimmern und Suiten den Bogen ins Hier und Heute als geschichtsträchtiger Teil des Burghotels Staufeneck.

In welchem Zimmer Schott das Licht der Welt erblickte, ist nicht überliefert. Immerhin erinnert eine Bronzetafel an den Benediktiner, dessen Name zum Synonym des beliebten Wegweisers durch das liturgische Jahr wurde. „Schott ist der Erfinder einer Buchgattung, dem Laienmessbuch“, erklärt Bruno Steimer, der beim Herderverlag als Programmleiter Theologie arbeitet. Den millionenfach verkauften Bestseller, bekannt als „Das Meßbuch der heiligen Kirche“ ließ sich der Verlag 1927 unter dem Begriff „Volks-Schott“ als Marke eintragen.

Der Bestseller ist bis heute im Handel

Den größten Anteil im Schott machten die von der katholischen Amtskirche stammenden Texte des Messbuchs aus, das der Priester am Altar verwendet. Ergänzend dazu stünden erbauliche Besinnungstexte zum Ablauf des Gottesdienstes und zu den Sonn- und Feiertagen, die ursprünglich aus der Feder Anselm Schotts und seiner Ordensbrüder stammten, erklärt der Lektor. Anfangs war das Buch zweisprachig in Latein und Deutsch angelegt, und bis zur vierten Auflage hatte es Schott persönlich bearbeitet.

Heute ist der Schott beim Verlag Herder immer noch im Programm, habe sich in den 134 Jahren seit der Erstauflage aber mit jeder Überarbeitung sprachlich und inhaltlich verändert. Und so enthalte die für Oktober angesagte überarbeitete Ausgabe längst keine Originaltexte mehr von Anselm Schott, bekennt eine Verlagssprecherin.Den Schott, bekam man zur Erstkommunion und er begleitete seinen Besitzer ein Leben lang. Beim früheren Kirchenpfleger der katholischen Göppinger Gemeinden, Georg Kolb, wie beim Sprecher der Göppinger CDU-Gemeinderatsfraktion, Felix Gerber, steht der Schott noch „irgendwo im Regal“. Die „Betriebsanleitung zur Messe“, O-Ton Kolb, nutzten die beiden früheren Messdiener für die Vorbereitung, ansonsten konnten sie die lateinisch gesprochenen Gebete auswendig. An den tranceartigen Charme der lateinischen Messe erinnert sich auch die Wangener Malerin Anneliese Hermes, die als Kind in ihrer Heimatgemeidne als Vorbeterin agierte

An Mariä Himmelfahrt hielt er seine erste eigene Messe in Salach

Doch zurück zum Namensgeber: „Schott tritt hinter sein Werk zurück“ und deshalb seien nur dürre biografische Daten über ihn zu haben, urteilt der Innsbrucker Publizist Christoph Matthias Hagen. Er möchte Schotts Jubiläumsgeburtstag nutzen und mit Veröffentlichungen den Kirchenmann und bedeutendsten Salacher Bürger wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Übrigens waren Schotts katholische Mutter und deren Schwester am späteren Berufswunsch des Friedrich August Schott nicht ganz unschuldig, vermutet Hagen, denn gerade sieben Jahre jung, habe die Familie den Buben auf eine katholische Schule nach Darmstadt und damit unter die Fittiche der dort lebenden Tante geschickt.

Dort katholisch sozialisiert, kehrte Schott mit dem Wunsch Theologie zu studieren zurück nach Schwaben, schrieb sich in Tübingen ein und feierte im August 1867 an Mariä Himmelfahrt seine erste Heilige Messe als Heimatprimiz in der Salacher Margaretenkirche. Ein Jahr später trat Schott in die Erzabtei Beuron ein und nahm den Ordensnamen Anselm an.