Das Trainerkarussell in der Fußball-Bundesliga nimmt wieder Schwung auf. Nur wer landet beim VfB? Ralph Hasenhüttl wäre die Wunschlösung, doch der Österreicher ist begehrt. Einen Trumpf hält der VfB aber in der Hand.

Stuttgart - Ralph Hasenhüttl ist ein Pendler. Er verfügt über ein Haus in Unterhaching sowie eine Wohnung in Leipzig. Zwischen Bayern und Sachsen bewegt sich der 51-jährige weiterhin, weil er sich dort wohl fühlt und einige Freunde gefunden hat. Wo allerdings Hasenhüttls sportliche Zukunft liegt, ist offen. Vielleicht beim VfB Stuttgart? Beim Tabellenletzten liebäugeln sie zumindest nach der Trennung von Tayfun Korkut mit dem Österreicher, der zuletzt bei RB Leipzig tätig war.

 

Bis September hat Hasenhüttl von RB noch Geld kassiert – jetzt wäre er frei zu haben. Das macht einen wie ihn, der sportlich wie finanziell hohe Ansprüche hat, begehrt. Seit Wochen wird sein Name gehandelt, wenn es bei einem Bundesligisten nicht läuft. Bayer Leverkusen, Schalke 04, FC Bayern – und natürlich der VfB. Michael Reschke will eventuelle Nachfolgekandidaten nicht kommentieren. Ein klare Vorstellung, wie künftig gespielt werden soll, hat der Manager jedoch: „Es geht sicher darum, ein bisschen erfrischender, ein bisschen aggressiver und torgefährlicher zu spielen.“

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Was für und was gegen den VfB spricht

Was für den 51-jährigen Grazer spricht. Hasenhüttl hat seine Mannschaften stets mit hoher Intensität spielen lassen. Allerdings ist auch davon auszugehen, dass er sich nach den Champions-League-Erfahrungen zu Höherem berufen fühlt. Wie es aus dem Umfeld des Österreichers heißt, liebäugelt Hasenhüttl mit einem Engagement beim FC Bayern – irgendwann.

In München soll Niko Kovac noch fest im Sattel sitzen, was die Stuttgarter Chancen erhöhen könnte – mit dem richtigen Konzept und der Möglichkeit, in der Winterpause personell noch einmal nachzulegen. Denn mit seiner Mischung aus jungen, aber auch einigen älteren Spielern ist der VfB-Kader nicht unbedingt auf Hasenhüttls-Pressing-Fußball ausgerichtet. Eher schon Bayer Leverkusen – wo ja Heiko Herrlich auch nicht fest im Sattel sitzt.

 

In Leipzig unterstellen sie Hasenhüttl andererseits eine Vorliebe für große Clubs mit Tradition und einer entsprechenden Fankultur. Zumindest das könnte der VfB ihm bieten. „Es wird kein Wettrennen“, sagt Reschke zur Präsentation eines neuen Mannes. Sicher ist: In den kommenden ein, zwei Tagen wird der Neue – es wird der 42. VfB-Trainer seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 sein – noch nicht auf dem Cannstatter Wasen präsentiert werden. Zunächst übernimmt Andreas Hinkel die Leitung des Trainings, ist aber klar nur eine Übergangslösung.

Der vereinsinterne Plan sieht vor, dass bis zur nächsten Begegnung am 20. Oktober gegen Borussia Dortmund ein neuer Chefcoach auf der Bank sitzt. Eine schwere Bürde ist das Auftaktprogramm allemal, zumal es anschließend auswärts zur TSG Hoffenheim geht. Die Gefahr, womöglich mit zwei Niederlagen in die neue Mission zu starten, sieht Reschke jedoch nicht als Hypothek. „Es wäre ein schlechter Trainer, wen das abschrecken würde.“

Neuer Anlauf bei Markus Weinzierl?

Markus Weinzierl hat sich in seiner Zeit auf Schalke und vor allem beim FC Augsburg einen unerschrockenen Ruf erarbeitet. Schon nach der Entlassung von Hannes Wolf liebäugelte der VfB-Sportchef mit einer Verpflichtung des 43-Jährigen. Doch weil Weinzierl damals trotz Trennung noch bei Schalke unter Vertrag stand, wurde aus dem Engagement beim VfB nichts.

Sehen Sie im Video: Der Kommentar unserer Redaktion zur Freistellung von Trainer Tayfun Korkut beim VfB Stuttgart. Worauf es jetzt bei den Weiß-Roten ankommt, fasst Sportressortchef Dirk Preiß zusammen:

Nun könnte die Anbandelung von damals aber zu einer Liaison führen. Weinzierl ist auf jeden Fall ein heißer Kandidat. Für ihn wäre es an der Zeit, wieder auf das Trainerkarussell aufzuspringen. Wenn Hasenhüttl die 1-A-Lösung für den VfB wäre, dann wäre Weinzierl sicher Kategorie 1 B. Etwas darunter – Reschke hat angekündigt, viele Gespräche zu führen – firmieren Namen wie Peter Bosz, Peter Stöger und Roger Schmidt. Der in Dortmund gescheiterte Niederländer Bosz wäre mit seinem Faible für Offensivfußball das Gegenmodell zu Tayfun Korkut. Stöger wiederum wäre mit seiner sachlichen, pragmatischen Art eher die Fortführung. Und Schmidt? Ist seit seinem Aus bei Bayer Leverkusen in China gebunden. Eine Herauslösung aus seinem Vertrag ist sicher (nur) eine Geldfrage. Schmidt gilt inzwischen insofern als geläutert, als er nicht mehr ausschließlich Vollgas-Fußball praktizieren lässt.

Dem VfB wieder eine – wie auch immer geartete – Spielkultur zu verpassen und gleichzeitig Punkte zu machen – das wird die große Herausforderung für den Neuen.