Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer wird nach seinen Äußerungen zu einer Werbekampagne der Deutschen Bahn von allen Seiten heftig kritisiert. Auch aus den eigenen Reihen erhält der Grünen-Politiker keine Rückendeckung.

Stuttgart - Die jüngsten Äußerungen des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer (Grüne) sorgen auch bei der SPD für Kritik. „Bei der grünen Ich-AG Boris Palmer hat Diskriminierung immer Hochkonjunktur“, erklärte der baden-württembergische SPD-Generalsekretär Sascha Binder am Mittwoch in Stuttgart. Die Grünen und der Stuttgarter Ministerpräsident Winfried Kretschmann „haben eine offene Flanke am rechten Rand!“

 

Palmer hatte eine Werbekampagne der Deutschen Bahn kritisch kommentiert. Er schrieb zu einem Foto, das auch den schwarzen TV-Koch Nelson Müller, die türkischstämmige Moderatorin Nazan Eckes und den ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Nico Rosberg zeigt, auf Facebook: „Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die Deutsche Bahn die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat.“ Er warf die Frage auf: „Welche Gesellschaft soll das abbilden?

Kritik aus den eigenen Reihen

Auch in der eigenen Partei sorgte Palmer für Kritik. „Wir streiten lieber für pünktliche Züge und billigere Bahn-Tickets“, sagte Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. „Wer in den Zug steigt, ist uns herzlich egal.“ Die Bahn sei „für alle da und dass sie mit Vielfalt wirbt, begrüße ich“. Es zeige die gesellschaftliche Realität.

Auch die Deutsche Bahn kritisierte den Tübinger Oberbürgermeister für seine Äußerungen. „Herr Palmer hat offenbar Probleme mit einer offenen und bunten Gesellschaft“, schrieb das Unternehmen im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Solch eine Haltung lehnen wir ab. Nico Rosberg, Nazan Eckes und Nelson Müller sind positive und repräsentative Identifikationsfiguren. Die DB freut sich, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“

Palmer hatte in der Vergangenheit schon des Öfteren mit Äußerungen zu Migration und Flüchtlingen für Unmut gesorgt. Er hatte die Überforderung der Kommunen mit den Flüchtlingen beklagt und etwa von „untätigen junge Männern“ gesprochen, die er „zunehmend als Problem im öffentlichen Raum und der Kriminalitätsstatistik“ sieht.