Ein junger Bundestagsabgeordneter und fünf Frauen diskutierten über Abtreibungen in Deutschland. Wie kam die Debatte im Netz an?

Berlin - Seit einigen Monaten ist der Paragraf 219a in aller Munde. Dahinter verbirgt sich das umstrittene Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche. In der Talkrunde von Anne Will mit dem Titel „Recht auf Leben und Selbstbestimmung – die neue Debatte über Abtreibungen“ wurde darüber diskutiert.

 

Ausgelöst wurde die Debatte durch Talkshowgast Kristina Hänel. Die Gießener Frauenärztin wurde verurteilt, da sie unerlaubt auf ihrer Website für Schwangerschaftsabbrüche „geworben“ hatte – diese „Werbung“ beschränkte sich auf die Information, dass sie Schwangerschaftsabbrüche durchführt.

Der Kompromiss um das Werbeverbot für Abtreibungen

Die SPD wollte das Werbeverbot für Abtreibungen abschaffen; die CDU hingegen daran festhalten. Durch einen Kompromiss in der großen Koalition bleibt der Paragraf 219a nun erhalten.

Dieser Kompromiss stelle sicher, dass jede betroffene Frau die notwendigen Informationen über Ärzte und Methoden erhalte, so Familienministerin Franziska Giffey in der Talksendung. Zudem dürfen Ärzte nun auf ihrer Internetseite mitteilen, dass sie Schwangerschaftsabbrüche durchführen.

Mit diesem Kompromiss darf Hänel nun auf ihrer Internetseite straffrei darüber informieren, dass sie Schwangerschaftsabbrüche anbietet. Weitere Informationen sind jedoch auch künftig nicht erlaubt.

Für Hänel verstoße der überarbeitete Paragraf 219a gegen das Grundgesetz. Trotz Morddrohungen wolle sie nicht von ihrer Position abweichen und bei Bedarf bis zum Bundesverfassungsgericht ziehen, da sie sich in ihrer Informationsfähigkeit eingeschränkt fühle.

Ein Mann sorgte für erhitzte Gemüter im Netz

Einziger Mann in der Runde war Philipp Amthor, Bundestagsabgeordneter der CDU. Der 26-Jährige sorgte vor allem mit einer Aussage im Netz für Diskussionen: „Das ist ja heute auch nicht einfach, auch nicht für mich, hier dann als junger Bundestagsabgeordneter, der auch noch männlich ist und noch keine Kinder hat, in dieser Runde zu sitzen.“

Einige Zuschauer konnten die Rolle Amthors als Quotenmann in der Sendung allgemein nicht nachvollziehen, da es sich um ein reines Frauenthema handle.

Amthor versuchte seine Rolle in der Talkshow zu rechtfertigen, indem er argumentierte, dass Männer einen Anteil an der Schwangerschaft hätten. Damit verärgerte er vor allem viele männliche Zuschauer.

Doch nicht nur diese beiden Aussagen waren für die Netzgemeinde ein Grund für erboste Tweets. So musste Amthor auch dafür Kritik einstecken, dass er sich für einen populistischen Verein engagierte und Teil der Kampagne „Durchblick“ mit dem Motto „Fürs Leben, nicht fürs Töten werben“ war. Zuschauerinnen regten sich darüber auf, dass sich der CDU-Politiker als Mann für das Werbeverbot für Abtreibungen einsetzte.

CDU-Politiker Amthor bekam jedoch auch Rückenwind dafür, dass er die hohe Anzahl an Abtreibungen nicht bejuble.