Der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf wächst kräftig. Auch im neuen Geschäftsjahr sehen die Ditzinger keine Bremsspuren. Außergewöhnliche Zuwächse gibt es in Südkorea und in den Niederlanden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der Ditzinger Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf legt wieder an Tempo zu. Der Umsatz des Unternehmens stieg im vergangenen Geschäftsjahr um fast elf Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. In der Berichtsperiode zuvor – das Geschäftsjahr endet am 30. Juni – hatte es dagegen nur ein Plus von 3,4 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gegeben. Auch für das neue Geschäftsjahr erwartet Trumpf nach den Angaben einer Sprecherin ein weiteres Wachstum.

 

Die Auftragseingänge jedenfalls deuten auf eine kräftige Steigerung hin: Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatten die Orders von 2,8 Milliarden Euro auf 3,4 Milliarden Euro zugenommen – ein Plus von immerhin 21 Prozent. Die Gewinnentwicklung wollte das Unternehmen anlässlich der Präsentation seiner vorläufigen Zahlen noch nicht kommentieren.

Starkes Plus in kleinen Ländern

Bemerkenswert am vergangenen Geschäftsjahr waren starke Zuwächse auch in kleineren Ländern: So stieg der Umsatz in Südkorea um 57 Prozent auf 209 Millionen Euro. Damit stieg das asiatische Land zum viertgrößten einzelnen Markt für den Werkzeugmaschinenhersteller auf. Zu den Kunden in Südkorea gehören Unternehmen aus der Unterhaltungselektronik und der Autobranche.

Ein deutliches Wachstum erzielte der Werkzeugmaschinenhersteller auch in den Niederlanden. Dort nahm der Umsatz um 55 Prozent zu. Trumpf verkauft in Holland Laser an den Chiphersteller ASML. Mithilfe einer extrem ultravioletten Strahlung werden dabei die Oberflächen von Chips für die Computerindustrie behandelt. „Hier zahlen sich nun etliche Jahre an Forschungsarbeit aus, die wir in die Entwicklung solcher Laser gesteckt haben“, sagte die Sprecherin.

Erholung in Südeuropa und Russland

Ein starkes Wachstum um 34 Prozent erreichte Trumpf in Italien. Insgesamt sei auf den Märkten in Südeuropa, aber auch in Frankreich ein Aufwärtstrend zu erkennen. Auch der Markt in Russland erhole sich langsam. Dort seien die Hersteller von Landmaschinen eine wichtige Kundengruppe.

Nach wie vor größter Einzelmarkt ist mit einem Umsatzplus von 7,5 Prozent auf 642 Millionen Euro Deutschland, gefolgt von den USA mit einem Plus von 12,4 Prozent auf 416 Millionen Euro. Auf Rang drei liegt China, wo 398 Millionen Euro umgesetzt wurden. Herausragend war auch das Wachstum bei der Trumpf-Tochtergesellschaft Hüttinger in Freiburg. Dort wuchs der Umsatz um 52 Prozent auf 118 Millionen Euro. Das seit 1990 zu Trumpf gehörende Unternehmen stellt Generatoren her, mit denen starker Strom erzeugt wird. Dieser wird beispielsweise bei Lasern und bei der Plasmabeschichtung gebraucht.

Noch im September Demonstrationsfabrik in Chicago

Als Grund für das wieder hohe Wachstum des Unternehmens bezeichnete Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller die robuste Weltkonjunktur. Das Unternehmen habe seine Pläne in vielen Bereichen übertroffen. Politische Entwicklungen wie etwa die Politik von US-Präsident Donald Trump oder der Brexit hätten bis jetzt noch keine Auswirkungen gehabt. „Die politische Situation stellt sich vielerorts anders dar als die ökonomische“, meinte Leibinger-Kammüller. Kunden und Lieferanten hätten gelernt, sich auf wachsende Unsicherheiten einzustellen. Als „Signal an die amerikanischen Kunden“ bezeichnete die Firmenchefin eine 13 Millionen Euro teure Demonstrationsfabrik zum Thema Industrie 4.0 in Chicago. Diese soll im September eröffnet werden. Die Fabrik sei zudem ein Zeichen dafür, „dass wir die USA als einen der bedeutendsten Märkte für die digitale Produktion ansehen“.

Hohe Investitionen auch am Stammsitz

Große Investitionen in Neubauten gab es aber nicht nur in Übersee: So wurde etwa in Warschau ein neues Produktions- und Vertriebsgebäude fertiggestellt, ebenso im sächsischen Neukirch. Rund 35 Millionen Euro wurden in ein neues Logistikzentrum am Stammsitz Ditzingen gesteckt. Dort soll im Oktober die Arbeit aufgenommen werden. Das Interesse an der 2015 gegründeten Softwareplattform Axoom in Karlsruhe sei sehr rege, sagte die Sprecherin. Man rechne damit, dass diese bereits in naher Zukunft „gut laufen“ werde. Axoom hat anderthalb Jahre nach der Aufnahme der Geschäftstätigkeit bereits 100 Mitarbeiter. Bisher sei die Digitalisierung aber bei vielen Unternehmen noch nicht so richtig in der Umsetzungsphase. „Wir haben mit Maschinen, Lasern, Axoom und Truconnect alles in der Hand“, sagte die Sprecherin. Während die Softwareplattform Axoom Prozesse in produzierenden Unternehmen steuert, handelt es sich bei Truconnect beispielsweise um Sensoren, die an Maschinen angebracht werden. Diese Sensoren geben Auskunft etwa über den Betriebszustand einer Maschine oder darüber, ob bald eine Wartung fällig wird. Zudem gibt es unter dem Titel Truconnect für Kunden Beratungsangebote rund die Digitalisierung.

Die Zahl der Mitarbeiter bei Trumpf stieg im vergangenen Geschäftsjahr um sechs Prozent auf 12 000 Beschäftigte. Am Stammsitz Ditzingen nutzen ein Jahr nach der Einführung 20 Prozent der Mitarbeiter ein Modell der Jahresarbeitszeit.