Das Büro Pesch Partner hat den Ideenwettbewerb für die Entwicklung eines wichtigen Wohnviertels in Stuttgart gewonnen. Auf dem früheren Gelände des Bürgerhospitals sollen rund 600 Wohnungen entstehen, 480 mit Förderung durch die öffentliche Hand.

Stuttgart - Das frühere Gelände des Bürgerhospitals und ein Grundstück des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebs an der Türlenstraße sind große Hoffnungsträger für den Bau von rund 600 bezahlbaren Wohnungen – nun ist die Planungsidee gefunden, nach der dieser Wohnungsbauschwerpunkt entwickelt werden soll. Das Stuttgarter Architekturbüro Pesch Partner ist am Montagabend vom Preisgericht zum Sieger des städtebaulichen Ideenwettbewerbs gekürt worden und bekam damit ein Preisgeld von 28 000 Euro zugesprochen, am Dienstag stellten Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) und der Jurychef Markus Müller den Entwurf vor. Von 24 teilnahmeberechtigten Büros hatten 17 Arbeiten abgegeben, die anderen noch zurückgezogen.

 

Ausschlaggebend für den Ausgang war nicht zuletzt, dass Pesch Partner ihr Modell „qualitätsvoll um identitätsstiftende Bestandsbauten“ herum aufgebaut hätten. Zwischen fünf- und sechsgeschossigen Neubauten im nördlichen Teil des früheren Hospitalgeländes seien großzügige Freiräume zu erwarten, was auch eine richtige Antwort auf den „kraftvollen“, also massiven ehemaligen Bettenbau des Hospitals sei. Der frühere Patientengarten, der ein öffentlicher Park werden soll, werde durch die Bebauung gut gefasst, der Tunzhofer Platz aufgewertet, der ehemalige Pferdestall auf dem Gelände des städtischen Eigenbetriebs AWS gut integriert. Er ist als Haus für Spiele und Aktivitäten vorgesehen. Außerdem soll es im Gebiet diverse weitere soziale Einrichtungen und ein Bürgerhaus geben – und auch etwas Gewerbeflächen.

Verwaltung will schnell Taten folgen lassen

Einige Wünsche der Jury blieben noch offen, etwa die nach mehr öffentlichen und vielseitigeren Zonen beim Bettenhaus. Insgesamt werde dieser gute städtebauliche Beitrag der Charakteristik des Ortes aber gerecht und führe zu optisch gut unterscheidbaren Teilquartieren. Pesch Partner hätten einen städtebaulichen Rahmen von hoher Qualität vorgeschlagen, der viel offenlasse für weitere Prozesse und Bürgerbeteiligungen, für einen Stadtteil, in dem man sich begegnen könne, sagte Markus Müller. Der Entwurf trage dem Bestand Rechnung, lasse aber auch Innovationen zu. Hier sei kein spektakuläres Viertel vorgeschlagen, das sich später als nicht bewohnbar erweise.

Pätzold sagte, man wolle diesen Wohnungsbauschwerpunkt nun so schnell wie möglich realisieren. Insgesamt rund 600 Wohneinheiten hat sich die Stadt auf dem Hospitalgrundstück (3,9 Hektar) und dem AWS-Gelände (ein Hektar) vorgenommen, Pesch Partner konnten sich sogar rund 660 vorstellen. Der Bau von 480 Wohnungen soll öffentlich gefördert werden, davon 60 Prozent als Sozialwohnungen.

Davon dürfen die Investoren viele auf andere Stadtteile übertragen. „Mittelbare Belegung“ heißt dieses Prinzip. Klar ist, dass die städtische Tochter SWSG im Bettenhaus bezahlbare Wohnungen schaffen will. Dafür soll es am Jahresende einen Bebauungsplan geben. Detlef Kron, Leiter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung, sieht in dem Projekt ein gutes Beispiel dafür, wie man große Wohnbauprojekte ohne neuen Flächenverbrauch an den Rändern und stattdessen im Zuge der Innenentwicklung verwirklichen könne. Nur müsse man meist schnell reagieren, weil Flächen oft plötzlich frei würden.

Wettbewerbsarbeiten werden ausgestellt

Den zweiten Platz bei dem mit 67 000 Euro dotierten Wettbewerb belegte das Büro Hirner und Riehl mit Lex Kerfers Landschaftsarchitekten. Das Preisgeld beträgt 19 000 Euro. Auf den dritten Rang (13 000 Euro) kam das Büro asp UMnet GmbH & Co. KG in Koopoeration mit Köber Landschaftsarchitektur. Die Wettbewerbsarbeiten sind bis Freitag, 7. April, werktags zwischen 11 und 18 Uhr in der Kriegsbergstraße 30 zu sehen.