Für einige Wochen geisterte die Idee umher, nun ist sie endgültig vom Tisch: Stuttgart wird sich nicht am Wettbewerb um den Titel Kulturmetropole Europas beteiligen.

Stuttgart - Stuttgart wird sich endgültig nicht um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 bewerben. Nach dem Kulturausschuss des Gemeinderats ist am Mittwoch auch der Verwaltungsausschuss einer Empfehlung von OB Fritz Kuhn (Grüne) gefolgt. Lediglich die SPD-Fraktion bedauerte das ablehnende Votum. „Wir hätten mit anderen Bewerbern wie Mannheim oder Dresden durchaus mithalten können“, sagte Stadtrat Dejan Perc.

 

Kuhn hatte zuvor den Stadträten erneut dargelegt, warum er eine Bewerbung ablehnt. Um „aussichtsreich“ ins Rennen um die nationale Nominierung gehen zu können, müsse die Stadt mindestens 100 Millionen Euro aufwenden, rechnete der OB vor und erinnerte an die unter seinem Vorgänger Wolfgang Schuster (CDU) gescheiterte Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012. Stattdessen gelte es, den Rückstau bei Investitionen in die kulturelle Infrastruktur zu beseitigen.

Ludwigsburger OB hatte die Idee aufgebracht

Der Rathauschef nannte als Beispiel die Sanierung der Oper (geschätzte Kosten: 300 Millionen Euro) sowie die Instandsetzung der Wagenhallen (30 Millionen). Auch ein Neubau für das Linden-Museum, ein Film- und Medienhaus sowie die Sanierung des Jungen Theaters Stuttgart (JES) stünden auf der Agenda. „In so einer Phase bei einem Wettbewerb mit einem so hohen finanziellen Volumen mitzumachen, hieße, sich zu verzetteln“, sagte Kuhn. Er widersprach dem Argument der SPD, man könne mit dem vorhandenen, qualitativ hohen Kulturangebot reüssieren: „Die Städte und Regionen bekommen den Zuschlag, die im Wettbewerb noch eine Schippe drauflegen.“ Mit einem „Low-Budget-Konzept“, das lediglich auf bestehende Kulturangebote setze, werde man keinen Erfolg haben.

Das sahen die Vertreter aller anderen Fraktionen genauso. Alexander Kotz (CDU) erklärte, man müsse die Kapazitäten auf vorhandene Einrichtungen konzentrieren. Andreas Winter (Grüne) betonte den aufgestauten Sanierungsbedarf im kulturellen Bereich und forderte höhere laufende Zuschüsse an kulturelle Einrichtungen. Hannes Rockenbauch (SÖS-Linke-Plus) sagte, seine Fraktionsgemeinschaft lehne einen Kulturbegriff ab, „bei dem ein Event das andere jagt“. Er verlangte Investitionen „nicht nur in Gebäude, sondern in die Kulturschaffenden selbst“. Auch Freie Wähler, AfD und FDP teilten die Bedenken des Stadtoberhaupts. Der Ludwigsburger OB Werner Spec hatte die Idee vor drei Monaten öffentlich ins Spiel gebracht.