Die Sommerausgabe im Ausland hat das ZDF mit viel Aufwand vorbereitet. Doch die Auftritte der Stars werden immer peinlicher – schwache Bilanz von Markus Lanz.

Palma de Mallorca - Der absolute Tiefpunkt von „Wetten, dass…?“ aus Mallorca war um 22.13 Uhr erreicht. Da kippte sich Gerard Butler, der Schotte aus Hollywood, eine Schüssel Eiswürfel in den Schritt, um dann mit merkwürdig schockgefrosteter Stimme Goethes „Erlkönig“ von einem Kärtchen abzulesen. Man grübelte noch über Sinn respektive Irrsinn dieser eiskalten Einlage, da wurden wenig später nach dieser „Würstchen-Nummer“ der schwangeren und noch immer peinlich berührten Michele Hunziker Gewürzgurken serviert.

 

Hallo, geht’s noch?

Das Flaggschiff der deutschen Samstagabendunterhaltung wurde an diesem 8. Juni 2013 wohl endgültig versenkt. Völlig unerheblich ist dabei, dass das letzte „Wetten, dass…?“ der ersten Markus-Lanz-Staffel flugs in eine Spenden-Show für die Hochwassergeschädigten daheim umgemünzt worden war (Lanz: „Wir haben Sie zuhause nicht vergessen.“). Hängen bleibt: Die Steigerung von Katzenmützen (wir erinnern uns: Tom Hanks!) sind Eispackungen sub cingulo.

Und es gab noch eine Reihe weiterer toller Einfälle, für die das Wort Fremdschämen, wenn es das nicht schon gäbe, erfunden werden müsste. So war es bestimmt keine prickelnde Idee, die Dreistundenshow ausgerechnet mit einem plumpen Witz über des Deutschen Vorliebe für Handtücher als quasi rechtsverbindliches Reservierungsdokument von Sonnenliegen zu eröffnen. „So sind die Deutschen“, witzelte der Südtiroler Lanz. Die Arena schwieg betreten.

Noch nicht mal Jürgen Drews singt live

Erst als die „Mallorca-Allstars“ Jürgen Drews, Mickie Krause und Tim Toupet nicht-live (!) zu einem Humtata-Medley die Lippen bewegten, kam so was wie Stimmung auf, sofern man den von Regisseur Volker Weicker zur Verfügung gestellten Bildern von klatschenden Menschen trauen kann. Menschen, die „Buh“ riefen, zeigte die Regie jedenfalls nicht in Nahaufnahme. Doch die waren durchaus zu hören bei der leidigen „Lanz-Challenge“, von der das ZDF einfach nicht lassen will. Eine Arena-Zuschauerin wollte sich mit Lanz im Limbo messen. Peinlich daran war, dass Lambada (Brasilien) zum Limbo (Karibik) eingespielt wurde. Noch peinlicher war, dass Gastgeber und Herausforderin sich uneinig waren über die Tanzregeln. Am peinlichsten war, dass Lanz die offensichtlich unterlegene Dame gewinnen ließ und sie jetzt zum Lohn nach Hawaii reisen darf.

Die Wetten, zumindest die, waren sportlich, akrobatisch, phänomenal: Ausschließlich Athleten mit Sixpack traten an, um sich auf Feuerwehrleitern hochzuhangeln oder Walnüsse mit dem „Knackarsch“ aufzubrechen. Der Gastgeber, offenbar ein Muskel-Fetischist, sah sich dazu verleitet, Kandidaten reihenweise zum T-Shirt-Lüpfen aufzufordern. Den Titel „Trash-König von Mallorca“ wird Markus Lanz nach dieser Nabelschau nun ganz gewiss nicht mehr los. Im Pool des Coliseo Balear gingen nicht nur die niedlichen Kandidaten der Kinder-Wette mit ihren roten Badekappen baden. Es versank auch die Hoffnung, dass „Wetten, dass…?“ jemals wieder zu früherer Größe aufsteigt.