Michelle Hunziker ist charmant, sie kann plaudern und zeigt echtes Herz: In Augsburg löst sie eine Wettschuld ein und assistiert dem Moderator Markus Lanz. Das tut der gebeutelten Samstagabendshow überraschend gut.

Stuttgart - Ja, doch, das könnte funktionieren. Markus Lanz und Michelle Hunziker als gemeinsame Gastgeber von „Wetten, dass . . ?“ – das könnte Zukunft haben in einer Unterhaltungssendung, an deren Zukunft zuletzt immer weniger Menschen geglaubt haben und die auch dieses Mal, trotz „La Hunziker“ und leichter Quotenverbesserung, die Sieben-Millionen-Marke nicht geknackt hat.

 

Die Schweizerin war einst Thomas Gottschalk auf der Wett-Bühne behilflich. Nun kam sie für einen Abend nach Augsburg zurück, um eine verlorene Wettschuld einzulösen, und zwar aus jener legendären Sommershow auf Mallorca, die als Größter Anzunehmender Unterhaltungsgau in die Fernsehannalen eingegangen ist. Lanz selbst gestand übrigens gerade gegenüber dem „Stern“, er habe damals am liebsten aus der Stierkampfarena von Palma rennen wollen. Ach, wäre er doch.

Ähnliche Fluchtgedanken sollen auch, wenn man die internationale Presse richtig interpretiert hat, im März nach „Wetten, dass . . ?“ in Wien den italo-kanadischen Barden Michael Bublé befallen haben. Er war genötigt worden, eine Katzenmaske aufzusetzen und auf Deutsch „Memories“ zu singen. Doch so schlimm kann das Erlebnis nicht gewesen sein – oder ist Bublé ein Verdrängungskünstler? In Augsburg war der Dean-Martin-Verschnitt wieder dabei, um, wie er später sagte, „eine gute Show zu machen“. Als wäre nichts gewesen, swingte er in den Abend, und Michelle Hunziker sang glockenklar mit als weiße Schneekönigin in diesem floriansilbereisigen „Winter Wonderland“ des ZDF.

Mit ihrem Charme lenkt sie von Lanz’ schlechten Witzen ab

Bublé und Hunziker hätten gerne schunkelnd so weitermachen können, aber dann kam Markus Lanz auf die Bühne und merkte messerscharf an: „Es ist Weihnachten.“ Er rief die Parole aus „Piep piep piep, heute haben sich alle lieb“. Seinen Gästen wolle er demzufolge böse Wetteinlösungen ersparen, sagte der Moderator weise– auf dass sich niemand mehr, höchstens Ina Müller, über die Wettshow beschweren kann. Stattdessen gab es Geschenke: rote Christbaumkugeln für Boris Becker als Deko-Alternative zu gelben Tennisbällen. Ein Dortmund-Trikot für den BVB-Fan Wolfgang Stumph. Den Fußball-WM-Pokal en miniature für den Filmweltmeister Michael „Bully“ Herbig. Einen Kasten Bier für Til Schweigers „Tatort“-Assi Fahri Yardim. Parfüm mit Frittenduft (!) für die Nordseekrabbe Ina Müller.

Lanz’ originellstes Geschenk saß aber neben ihm, zwar merkwürdig nachlässig frisiert, aber sonst sehr hübsch verpackt: Michelle Hunziker. Ihr zwei Monate altes Töchterchen ließ sie hinter der Bühne in Obhut des Vaters, um Lanz zu assistieren. Und wie sie das kann!

Michelle Hunziker ist charmant zu jedem Gast. Sie kann plaudern, ohne sich an Moderationskärtchen festzuhalten. Sie zeigt echtes Herz für die Kandidaten, egal ob sie Tennisbälle mit einem Samuraischwert zerteilen, Kerzen auf einem Schlauchband pendelnd auspusten oder, wie die Augsburger Wettkönigin Nina Kaimer, Buchstaben blitzschnell im Kopf ordnen. Aber, noch wichtiger, Michelle Hunziker lenkt von Markus Lanz’ schlechten Witzen ab.

Davon gab es so auffallend viele (über die Familienplanung im Hause Becker scherzte Lanz zum Beispiel: „Der liebe Gott freut sich über jedes Kind – das weiß man seit Franz Beckenbauer“), dass der Moderator schnellstmöglich im Brief ans Christkind nachtragen sollte: bitte mehr Inspiration! Bitte neue Gagschreiber! Bitte eine Ko-Moderatorin!

Gut möglich, dass letzter Wunsch bald in Erfüllung geht. Gegen 23 Uhr dankte Markus Lanz seiner Michelle, „ich hoffe, wir sehen uns bald wieder“. Woraufhin sie viel sagend stotterte „ja, ich bin . . . “ Dann kam Applaus.