Der diesjährige Sommer war deutlich zu nass. Laut Deutschem Wetterdienst fiel so viel Regen wie seit zehn Jahren nicht mehr – trotz insgesamt warmer Temperaturen.

Offenbach - Der Sommer 2021 war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) der regenreichste seit zehn Jahren. Nach Extremregen und der Flutkatastrophe Mitte Juli geht auch der August mit anhaltenden Regenfällen und Überschwemmungen zu Ende: Im Landkreis Erding in Oberbayern wurde am Montag für die Stadt Dorfen der Katastrophenfall ausgerufen. Etwa 250 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, nachdem durch starke Regenfälle zahlreiche Keller vollgelaufen und Straßen überflutet worden waren. Die Feuerwehr war am Montag mit 600 Einsatzkräften vor Ort. Die Autobahn 94 zwischen Lengdorf und Dorfen wurde am Morgen wegen einem Erdrutsch gesperrt.

 

Am Sonntagabend wurde zudem nach anhaltenden Regenfällen ein Damm in Erftstadt-Blessem bei Köln überspült, wo die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli einen gewaltigen Erdrutsch ausgelöst hatte. Nach Angaben der Stadt ist der Pegel des Flusses Erft erneut angestiegen, so dass ein Vordamm in Höhe der Kiesgrube Blessem überspült wurde. Am Montag erklärte eine Sprecherin der Bürgermeisterin Carolin Weitzel jedoch, der Damm sei nach nächtlichen Arbeiten nun geschlossen. Es habe keine Gefahr bestanden.

Ein Jahr mit extremem Starkregen

Angesichts solcher Nachrichten und der Regenfälle im Juli und August verwundert es nicht, dass der diesjährige Sommer laut dem DWD insgesamt viel zu nass war. Das geht aus der vorläufigen Sommerbilanz hervor, die der Wetterdienst am Montag veröffentlicht hat. Der DWD meldet, dass es von Anfang Juni bis Ende August zusammengenommen deutlich zu viel geregnet hat. Im Schnitt lag die bundesweite Regenmenge von rund 310 Litern pro Quadratmeter demnach 30 Prozent über dem Mittel der Vergleichsjahre von 1961 bis 1990. Damit fiel in diesem Sommer so viel Regen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im Sommer 2011 hatte die bundesweite Regenmenge knapp über dem derzeitigen Wert gelegen. Etwa drei Liter weniger als 2021 fielen im Sommer 2017, in dem es ebenfalls häufig zu extremem Starkregen kam.

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Allein im Juli 2021 waren rund 40 Prozent mehr Niederschläge verzeichnet worden, als gemäß den Vergleichsjahren zu erwarten gewesen wäre, wie es in der Monatsbilanz des DWD heißt. In Baden-Württemberg regnete es mit fast 395 Litern pro Quadratmeter in diesem Sommer zudem deutlich mehr als im bundesweiten Durchschnitt.

Der Sommer 2021 war damit zwar erstmals seit drei Jahren nicht mehr zu trocken, doch immer wieder gab es Unwetter mit Stark- und Extremregen. Enorme Niederschlagsmengen von über 100 Litern pro Quadratmeter lösten Mitte Juli die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen aus – ein Jahrhundertereignis, wie der DWD bilanzierte. Die verheerenden Fluten kosteten mehr als 180 Menschen das Leben und richteten riesige Schäden an. Laut DWD handelte es sich um eine der für Deutschland folgenreichsten Naturkatastrophen seit der Sturmflut von 1962, die vor allem Hamburg und die Nordseeküste getroffen hatte.

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Einzige Hitzewelle war im Juni

Bei der Sonnenscheindauer liegt der Sommer 2021 dagegen mit rund 615 Stunden im Normbereich, die Temperaturen lagen mit durchschnittlich 17,9 Grad insgesamt 1,6 Grad über dem Vergleichszeitraum – auch wenn der August derzeit eher kühl seinem Ende entgegengeht. Den Schnitt rettete vor allem der Juni, nach der vorläufigen DWD-Bilanz der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Die Hitzewelle Ende des Monats ist schon fast vergessen, die Temperaturen stiegen teils über die 35-Grad-Marke. Die höchste Temperatur des Monats wurde mit 36,6 Grad am 19. Juni an der Station Baruth etwa 50 Kilometer südlich von Berlin gemessen. Sie lag jedoch noch deutlich unter den Hitzerekorden des sehr trockenen und heißen Sommers 2019, als in Duisburg am 25. Juli 41,2 Grad gemessen wurden. Doch auch der Juni 2021 war bereits zu nass. Starkregen verursachte nach Gewittern lokale Überschwemmungen, unter anderem auch Ende Juni in Stuttgart.

Wettertrends und der Einfluss des Klimawandels

Vergleichszeitraum
Bei der Einschätzung, ob es in einem Zeitraum zu viel geregnet hat oder zu heiß war, bezieht sich der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf die Durchschnittswerte des internationalen Vergleichszeitraums, den Jahren 1961 bis 1990. So lag die durchschnittliche Temperatur in Baden-Württemberg im Sommer 2021 bei 17,8 Grad und damit über dem Schnitt der Referenzperiode (16,2 Grad). Der Vergleich mit den Werten aus früheren Jahrzehnten soll den Wetterforschern eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels ermöglichen.

Flutkatastrophe
Laut einer internationalen Studie unter Beteiligung des DWD erhöht der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für extreme Regenfälle und Hochwasser wie im Juli. Durch steigende Temperaturen werde derart extremer Starkregen häufiger, da eine wärmere Atmosphäre auch mehr Wasser speichern kann. Auch die Intensität des Starkregens steige weiter.