„Trollinger kills Corona“ – ein Gagfoto aus Württemberg geht im Netz um. Lustig ist die Lage aber nicht. Die Angst vor dem Virus macht vor Stuttgarts Partyszene nicht Halt. Events fallen aus oder sind schlecht besucht. Viele warnen vor Panik.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Das Corona-Virus ist ansteckend – aber noch rasanter die Angst davor. Bei einem Event auf den Retro-Classics gab es 150 Anmeldungen. Aber nur 50 Gäste kamen. Die meisten blieben aus Angst vor Covid-19 daheim. Das Café Königsbau hat seine Donnerstagsparty mit dem DJ-Team vom Deck 17 komplett bis auf weiteres gestrichen. Künstler und Veranstalter fürchten, dass Zuschauer ausbleiben. Gar nicht lustig findet dies Petra Maria Huber vom neuen Red Ladys Club Stuttgart. „Seit einer Woche hört man nur noch Corona, das ist doch völlig übertrieben“, findet sie.

 

In der heimischen Society ist die Statthalterin des rot tragenden Frauenclubs viel unterwegs und will daran auch nichts ändern. Bei der letzten Einladung hat sie „zwei meiner lieben Freundinnen umarmt wie immer“. Ansonsten sei sie aber bei den anderen auf ein Meter Abstand gegangen, „Aber mehr wegen der anderen“, sagt Petra Maria Huber.

„Vorsicht ist gut, Panikmache muss nicht sein“

„Küssen verboten“ von den Prinzen kehrt in die Charts zurück. Keine Hand geben, keine Umarmungen, auf Abstand bleiben, herzen unerwünscht – kann so gefeiert werden und Stimmung aufkommen? Die Bussi-Bussi-Gesellschaft ist zwar in München zuhause. Aber auch bei uns gibt es seit Jahren immer mehr feierfreudige Menschen, die sich bei der Begrüßung um den Hals fallen. „Vorsicht ist gut, aber Panikmache muss nicht sein“, findet Messeveranstalter Luca Salvatore. „Daheim bleiben sollte man auf keinen Fall“, sagt Winzer Thomas Diehl, der bei der Genussmesse Kulinart im Römerkastell am 21. und 22. März als Aussteller dabei ist, „stattdessen sollte man auf sich aufpassen, was nie falsch ist.“

Die Kulinart-Veranstalter berufen sich auf Experten, die keine Bedenken gegen die Durchführung regionaler Messen hätten, die keine internationale Großveranstaltungen sind. Doch werden die Besucher in gewohnter Anzahl kommen? Eine Stuttgarterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt, sie werde vorerst zu keinen Veranstaltungen gehen, auch nicht in Restaurants. Sie bezieht sich auf Aussagen, die Durchseuchung durch Corona werde bald auch bei uns bei 60 Prozent liegen.

Pate bei Taufe über Skype aus Italien in deutsche Kirche zugeschaltet

Genau dies macht dem Travestiekünstler Michael Panzer alias Frl. Wommy Wonder Angst. „Ich bete zum Himmel, dass es nicht zu Auftrittsabsagen und -verboten kommt oder dass die Leute aus purer Panik daheim bleiben“, sagt er, „wenn man schon sieht, wie sie in Horden die Supermärkte plündern, als ob es kein morgen mehr gäbe, frage ich mich ernsthaft, ob wir im Land der Dichter und Denker leben.“ Reduziert sich Kommunikation künftig auf digitale Übertragung? Bei einer Taufe blieb jetzt der Pate in Italien, ließ sich per Skype in die Kirche zuschalten. Der Pfarrer meinte, die katholische Kirche sei modern genug, dieses Fernbleiben und trotzdem Anwesendsein anzuerkennen. „Bei uns wäre auch eine simultane Hochzeit möglich, wenn der Bräutigam etwa in Australien lebt und die Braut in Deutschland“, sagte er.

Kommt jetzt der „Corona-Bump“?

Der Pfarrer führte vor, wie man sich in Zeiten von Corona begrüßt. Zwei Finger berühren sich und werden in Richtung des anderen hochgestreckt. Körperliche Höflichkeitsbekundungen sind tabu. Bei der TV-Show „Let’s Dance“ hat man den „Corona-Bump“ erfunden – Hintern werden aneinandergestoßen. Wird diese Begrüßung gar Standard bei Stuttgarter Events? Hoffentlich nicht! Spaß können wir aber auch anders noch haben und uns von Covid-19 in unserer Lebensfreude nicht ausbremsen lassen. Denn Spaß hilft! Im Netz kursiert ein Foto mit einem CNN-Sprecher, der „Breaking News“ verkündet: Trollinger kills Coronavirus.