Bei Alpaka-Spaziergängen haben Stress und Hektik keine Chance. Die Wilde Ranch in Waldenbuch hat die Entschleunigungstouren seit zwei Jahren im Programm.

Waldenbuch - Wenn Nepomuk nicht will, steht alles still. Das braune Alpaka spitzt die Ohren und scannt die Umgebung. Pherb, Oleander und Velours verharren geduldig dahinter, bis sich ihr Leithengst wieder in Bewegung setzt. Mit ihnen warten sechs Erwachsene und acht Kinder, die sich auf der Wilden Ranch in Waldenbuch zum Spaziergang mit den kuscheligen Gesellen eingefunden haben. „Die Tiere geben das Tempo vor. Schnell geht hier gar nichts“, sagt Martina Hense, die den Ausflug begleitet. Das ist kein Problem, denn deshalb sind die Gäste heute hier. Sie erhoffen sich Entspannung, Entschleunigung und ein paar unbeschwerte Stunden für die Kinder.

 

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Doch erst einmal gibt es ein Kennenlernen mit den haarigen Wegbegleitern, die mit großen dunklen Augen über den Zaun schauen. Malia und Naila sind begeistert: „Die sind so süß und sehen so weich aus“. Mit dem Streicheln wird es für die Cousinen aus Stuttgart aber leider nichts. „Alpakas sind sehr scheu. Sie mögen es nicht, wenn man sie anfasst“, klärt Martina Hense auf. Seit der Erlebnisbauernhof seine Tierfamilie Anfang 2020 um die Alpakas erweitert hat, kümmert sich die 54-Jährige um die kleine Herde und stellt sicher, dass ihre Eigenheiten und Bedürfnisse von den Besuchern respektiert werden.

Der Spaziergang beginnt mit einer Lehrstunde

Deshalb startet der Spaziergang mit einer Lehrstunde über die Kamelart, die ursprünglich aus den Anden kommt. „Unser Quartett ist bei einem Züchter in Nürtingen geboren“, verrät Martina Hense. Nepomuk ist der Chef. Die Rangfolge haben die vier unter sich ausgemacht. „Er läuft vorn, dann kommen Pherb, Oli und zum Schluss Velours“, erklärt die Tierpflegerin, die vieles versteht, aber immer noch rätselt, warum die Herde gerade den ängstlichsten Artgenossen zum Leittier erkoren hat.

Vielleicht liegt es an seiner ruhigen Ausstrahlung, vielleicht auch an seiner Fürsorglichkeit. Denn erst nach einer gründlichen Analyse der Umgebung führt Nepomuk die Gruppe um Kurven herum und über Kreuzungen hinweg. „Das geht nach dem Prinzip: Biene von rechts, Ameise von links und Vogel von oben“, hat Martina Hense beobachtet. Der sechsjährige Max, der den Leithengst führt, lässt sich darauf ein und bekommt zum Dank für seine bedächtige Führarbeit ein dickes Lob. Hundebesitzer überholen die Gruppe, Jogger verschwinden hinter der nächsten Wegbiegung, Radler schnurren vorbei – die Alpaka-Freunde lassen sich davon nicht beirren. Der Weg ist das Ziel, und außerdem gibt es beim gemütlichen Schlendern noch viel Spannendes über die Tiere zu erfahren. Das typische Alpaka-Wetter ist kühl und freundlich. Die Wiederkäuer haben drei Mägen und nur im Unterkiefer Zähne. „Deshalb beißen sie auch nicht“, klärt die Fachfrau auf. Aber sie können spucken. Martina Hense gibt Entwarnung: „Das passiert nur, wenn sie sich von ihren Artgenossen bedrängt fühlen.“ Oder aber vom Alpaka-Scherer, der einmal im Jahr die Wilde Ranch besucht und das Quartett um seine Wolle erleichtert. Bis zu drei Personen müssen Nepomuk, Oli, Pherb und Velours dann bändigen. Doch Widerstand ist zwecklos. Fünf bis sechs Kilogramm seiner begehrten und kostbaren Haarpracht verliert jedes Tier bei der Prozedur. Aus der Rohwolle lässt Ranch-Chefin Susanne Hansen in Brandenburg Bettdecken, Kinderschlafsäcke oder kleine Spielzeug-Alpakas fertigen, die anschließend auf dem Erlebnisbauernhof verkauft werden.

Einmal im Jahr kommt der Alpaka-Scherer

So kommen Malia und Naila am Ende der Tour doch noch in den Genuss, ihre Hände in einem Korb voller samtweichem Fell zu versenken. Auch die Erwachsenen sind begeistert. „Die Tiere strahlen eine unglaubliche Ruhe aus, die sich sofort überträgt“, schwärmt Jessica Klaiber. Die Tochter ihrer Nachbarin beschließt derweil, dass es mit dem Meerschweinchen zu Hause nicht mehr getan ist. Sie schmiedet bereits Pläne mit eigenen Kleinkamelen und schlägt vor: „Wir könnten doch ein paar Alpakas bei Oma und Opa im Garten unterbringen.“

Hintergrund

Spaziergänge
Die Wilde Ranch bietet immer samstags und sonntags Alpaka-Spaziergänge an. Beginn ist jeweils um 10 Uhr. Die geführten Touren dauern anderthalb Stunden und starten auf dem Erlebnisbauernhof, Untere Rauhmühle 1, am Rand der Schönbuchstadt Waldenbuch. Gruppen Die Alpaka-Spaziergänge können auch für Gruppen-Veranstaltungen, wie zum Beispiel Kindergeburtstage oder Firmenausflüge, gebucht werden. Pro Tier sind maximal drei Personen zulässig

Anmeldung
Eine vorherige Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Die Details dazu und den Kontakt gibt es im Internet unter www.wilde-ranch.de oder per E-Mail an info@wilde-ranch.de.