Dominic Urschel und Denise Karle vom Tiernotdienst haben über Wildtiere gesprochen.

Stuttgart-Weilimdorf - Zwei Meter! So lang war die Python, die sich durch den Garten eines Bewohners im Weilimdorfer Stadtteil Wolfbusch schlängelte. Dominic Urschel vom Städtischen Tiernotdienst Stuttgart fing das Tier mit Kollegen und Schlangenhaken ein. Woher die Würgeschlange kam, ob sie ausgebüxt ist oder ausgesetzt wurde, sei unklar, so der Förster und Jäger. „Immer wieder werden exotische Tiere ausgesetzt, wenn die Leute damit nicht umgehen können oder sie ihnen zu groß werden, leider.“ Die Python kam ins Tierheim Botnang, wie alle Fundtiere. „Die Pfleger suchen Halter oder ein neues Heim. In den Stuttgarter Zoo Wilhelma können die Tiere nicht – sie könnten Krankheiten einschleppen.“

 

Urschel berichtete über seine Arbeit mit seiner Kollegin Denise Karle beim Frauenfrühstück in Bezirksrathaus Weilimdorf, das Bezirksvorsteherin Ulrike Zich vor 20 Jahren initiiert hat. Der Tiernotdienst Stuttgart ist einzigartig: Während anderswo in der Regel sich Feuerwehrmänner um verletzte, eingesperrte, herrenlose oder wilde Tiere kümmern, tun das in Stuttgart Vollzugsbeamte. Deren Fahrzeuge sind unter anderem mit Schlingen, Kescher, Wurfnetz, Endoskop und vielem mehr ausgerüstet, was man für Haus- und Wildtiere braucht.

Von letzteren gibt es laut Urschel einige in der Stadt, die man nicht einfach so bejagen könne. Da sind Feldhasen, wild grabende Wildschweine oder Marder, gerne an Autoschläuchen nagend. In Bad Cannstatt lebt die – auf 50 Vögel eingependelte – einzige Gelbkopfamazonenpopulation außerhalb Amerikas. Am Max-Eyth-See, Killesberg und Eckensee machen aggressive Nilgänse anderen Teichvögeln den Lebensraum streitig, fressen deren Jungen. Und Füchse sind längst Stadtbewohner in allen Bezirken. „Sie sind Menschen gewöhnt, einer begleitete eine Feuerbacherin jeden Morgen zur Straßenbahn“, so Urschel. Er erinnerte an den „Disco-Fox“, der in den „Club Seven“ an der Theodor-Heuss-Straße flanierte.

Tollwut sei kein Problem, Deutschland sei seit 2008 frei davon. Indes die Staupe, eine bei Tieren nicht heilbare Erkrankung, die durch ein masernähnliches Virus verursacht wird. Auf Menschen bisher nicht überspringend, können sich aber Haustiere anstecken. „Hund und Katzen impfen!“, empfiehlt Karle. „Staupe verursacht epileptische Anfälle, Zucken, Drehen, Schreien, Unruhe – wir mussten viele Füchse erlösen. Bei seltsam knurrenden Füchsen den Tiernotdienst rufen!“ Urschel riet, Öffnungen etwa zum Keller oder unter Garagen zu schließen, um temporäre Fuchsbauten zu verhindern. Immerhin: Die seien sauber, anders als Höhlen von Waschbären. „Dort machen sie auch ihr Geschäft. Die ersten gab es im Hallschlag, nun sind sie zudem in anderen Stadtteilen, decken Dächer ab.“ Was man den putzigen Kerlchen füttern könne, hätten schon Anrufer gefragt. „Füttern Sie nie wilde Tiere! Waschbären beißen auch, wo einer ist, sind mehrere.“ Die aus Nordamerika stammenden Kleinbären finden in Städten Nahrung, Quartier in Kellern, Lagerhallen, Garagen und auf Dachböden. Urschel empfahl, Barrieren gegen die Kletterkünstler anzubringen.

In seinem Beruf ist ihm – neben der Python – schon Einiges untergekommen, darunter eine tellergroße Krabbe im Stuttgarter Hauptbahnhof. „Ein blinder Passagier oder aus einem Restaurant geflohen? Man weiß es nicht!“ Ein Paar wiederum brachte einen rund vier Zentimeter großen, giftigen Skorpion von einer Indienreise mit. „Er hatte sich ins Reisegepäck geschlichen, wir haben ihn in einem alten Marmeladenglas gesichert.“