Einige Gemeinden im Rems-Murr-Kreis schaffen spezielle Geräte an, um die Schäden zu heilen, die von Wildschweinen angerichtet wurden.

Rems-Murr-Kreis - Es gibt tatsächlich auch eine gute Seite, die dieser Sommer für Landwirte und Jagdpächter hatte: „Der Boden ist wegen der Trockenheit hart wie Stein, da können die Wildschweine nicht wühlen“, sagt Ernst Seitz, der Leiter des Hegerings Winnenden. Das ist ein Grund, warum es in den vergangenen Monaten kaum Wildschäden zu beklagen gab. Ein anderer ist, dass Mais und Getreide schnell reif waren und deswegen die Wildschweine nicht auf die Felder gelockt wurden. Zumal im Wald selbst der Tisch außergewöhnlich reich gedeckt ist: „Da liegt Eichel an Eichel, das ist wie ein Teppich“, sagt Seitz, der nicht nur von einem Mast- sondern von einem Vollmastjahr spricht.

 

Die Schwarzwild-Population wächst rasant

Allerdings haben solche Jahre meist zur Folge, dass die Schwarzwild-Population noch rasanter wächst als sie es sowieso schon tut. Der Wildschweinnachwuchs legt schnell an Gewicht zu und sorgt oft selbst im gleichen Jahr noch einmal für Frischlinge. „Jetzt schauen wir mal, wie der Winter wird. Aber die natürliche Auslese funktioniert kaum noch“, sagt Werner Groß, der Leiter des Hegerings Schorndorf. Er geht zudem davon aus, dass die Wildschäden-Pause bald vorbei ist: „Die Streuobstwiesen liegen voll mit Äpfeln. Die Wildschweine wühlen dort nach Egerlingen und Maden.“

Weil die Schäden auf Wiesen und Feldern in den vergangenen Jahren im Rems-Murr-Kreis überhandgenommen haben, kommen die Jagdpächter kaum mehr mit der Beseitigung hinterher – von der finanziellen Belastung ganz abgesehen. Denn die Jagdpächter müssen den Schaden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgleichen. „Wenn Wildschweine wühlen, dann ist das, als würde der Pflug durchgehen“, sagt der Jagdpächter Ernst Seitz.

Schweinegipfel in Schorndorf

Im Winter gab es deswegen einen Wildschweingipfel in Schorndorf, bei dem unter anderem über die Schadensregulierung diskutiert wurde. Um Jagdpächter, Landwirte und Grundstücksbesitzer zu unterstützen, haben diese Woche der Gemeinderat in Schorndorf sowie der Gemeinderat in Winterbach die Anschaffung von Geräten beschlossen, mit denen Wiesenschäden behoben werden können. In Schorndorf soll ein so genannter „Wiesenengel“ gekauft werden. „Dieser wird bei einem Landwirt stationiert und ist vor allem für Landwirte gedacht – zumal man auch die entsprechende Zugmaschine braucht“, erläutert Werner Groß. Mit dem Gerät könne die beschädigte Fläche zunächst wieder eingeebnet und im selben Arbeitsgang neues Gras eingesät werden. „Das ist toll. Es gibt bei Oberberken Wiesen, da war man bisher Tage beschäftigt, um Wildschäden zu beseitigen. Ich finde es gut, dass sich die Stadt engagiert“, sagt Groß. Der „Wiesenengel“ kostet rund 21 000 Euro und soll im kommenden Januar gekauft werden.

Eher den kleineren Stücklesbesitzer will man in Winterbach helfen – und das „schnell und unbürokratisch“, wie der Bürgermeister Sven Müller sagt. Deswegen soll ebenfalls im kommenden Jahr ein Wiesenhobel angeschafft werden, der beim Bauhof stationiert wird und gegen ein Entgelt von 35 Euro ausgeliehen werden kann. „Solche Anschaffungen sind sinnvoll. Es können Konflikte in den Gemeinden vermieden werden“, sagt Michael Kretzschmar, der erste Landesbeamte und für das Thema im Waiblinger Landratsamt zuständig.

Wiesenbüffel in Murrhardt

Deswegen hätten auch weitere Gemeinden im Kreis – vor allem welche mit großem Waldanteil – solche Geräte bereits angeschafft: die Stadt Murrhardt besitzt seit zwei Jahren einen so genannten „Wiesenbüffel“, der gegen einen kostendeckenden Stundensatz verliehen wird. Die Jagdgenossenschaft Winnenden hat mit den Jagdpachteinnahmen die gleiche Gerätschaft finanziert und stellt diese sogar kostenfrei zur Verfügung. Zudem gibt es eine Kooperation mit den Nachbarn in Berglen, die eine etwas kleinere Maschine besitzen. Für zehn Euro können die Jagdgenossen die jeweils andere Maschine ausleihen. „In normalen Jahren sind die Schäden sehr hoch, da werden die Geräte sehr gut angenommen“, berichtet Ernst Seitz von den bisherigen Erfahrungen in Winnenden.