In einem Garten in Stuttgart-Kaltental lebt eine Fuchsfamilie. Kann das gut gehen oder sollte man das der Stadt melden?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Kaltental - Gärten, in denen Wiese, Büsche und Bäume nicht ganz so akkurat geschnitten sind, sind nicht nur ein Insektenparadies. Auch andere Tiere fühlen sich dort wohl, so zum Beispiel Füchse. Das erlebt derzeit eine Familie aus Kaltental. Wo sie genau wohnt, möchte sie lieber nicht in der Zeitung veröffentlicht wissen. Aus Sorge davor, dass die Nachbarn Anstoß an den Rotpelzen nehmen könnten. „Wir leben hier in einem guten Miteinander und wollen nicht, dass die Füchse vertrieben werden“, sagt die Grundstückseigentümerin.

 

Jeden Tag kurz nach 17 Uhr kommen die Tiere heraus. Oft trauen sie sich ganz nah an das Haus heran, mal schnuppern sie an der Gießkanne, mal liegen sie einfach nur faul in die Sonne. „Mein Sohn hat schon viele, wunderschöne Fotos gemacht“, erzählt die Frau. Sie vermutet, dass es sich um zwei Jungtiere mit ihrer Mutter handelt. Genau könne sie das aber nicht sagen. Doch zumindest hätten die Füchse unterschiedliche Schwanzspitzen, und eines der Tiere habe eine deutlich längere Schnauze.

Aktuell gebe es augenscheinlich viele Füchse

Seit mindestens zwei Monaten leben die Tiere nun schon in dem Garten. „Genau wissen wir es nicht“, sagt die Frau. Bekanntschaft mit den Tieren machte die Familie, als sie ihren Holz- und Reisighaufen etwas verkleinern wollte und den dicken Ästen mit der Motorsäge zu leibe rückte. „Ein Fuchs kam und schaute ganz irritiert, als ob er sagen wollte: ,Wo ist denn jetzt mein Bau?’“, erzählt die Mutter. Doch kurze Zeit später habe sich das Tier offensichtlich irgendwo anders in dem Garten ein neues Zuhause hergerichtet. „Wo genau das ist, wissen wir nicht. Wir wollen nicht zu nah rangehen, um die Tiere nicht zu stören“, sagt die Frau.

Seit einigen Jahren häufen sich Berichte darüber, dass immer mehr Wildtiere die Städte erobern. Vielleicht hat auch die sehr ruhige Corona-Zeit dazu beigetragen, dass sich die Fuchsfamilie in dem Garten niedergelassen hat, der ein ganzes Stück vom Wald entfernt ist. Generell sei das kein Problem – und verhindern könne man es sowieso nicht, sagt Stefan Praegert. Der Leiter des Stuttgarter Ordnungsamts ergänzt: „Der Fuchs geht dorthin, wo es ihm gefällt. Da unterscheidet er nicht zwischen Garten und Wald. Hauptsache er hat seine Ruhe.“ Aktuell gebe es augenscheinlich sehr viele Füchse, sagt Praegert. Das liege vermutlich daran, dass sie gut Nahrung finden.

Der Fuchs sei nicht dafür bekannt, Krankheiten zu übertragen

Die vergleichsweise großen Fuchspopulationen könnten auch dazu geführt haben, dass in den vergangenen Monaten vermehrt über typische Krankheiten wie die Fuchsräude, die Staupe und den Fuchsbandwurm berichtet wurde. Diese seien aber kein Grund zur Beunruhigung, sagt Praegert. Der Fuchs sei nicht dafür bekannt, dass er solche Krankheiten auf Menschen übertrage. Zum Hintergrund: Menschen können sich an der Staupe nicht anstecken. Bei der Räude ist der Mensch ein sogenannter Fehlwirt und hat, wenn überhaupt, nur schwache Symptome. Bei Hunden sei dies aber anders, warnt Praegert. Der Fuchsbandwurm sei in Stuttgart aktuell ohnehin kein Thema. „Der ist quasi ausgerottet“, sagt der Amtsleiter. Vorsicht sei allerdings geboten, wenn der Fuchs Nachwuchs habe. Dann könnten die Elterntiere durchaus aggressiv gegenüber Menschen reagieren, weil sie ihre Kinder schützen wollen.

Wer Füchse in seinem Garten hat, und das nicht möchte, sollte die Tiere nicht selbst vertreiben, sondern sich bei der Stadt melden. „Wir kommen dann vorbei und versuchen, die Füchse zu vergrämen, sodass sie möglichst zurück in den Wald gehen“, sagt Praegert. Geschossen würden die Tiere nicht. Um Füchse und andere Wildtiere wie zum Beispiel Waschbären nicht extra anzulocken, sei es wichtig, keine Essensreste draußen rumliegen zu lassen und Mülltonnen gut zu verschließen.