Im Frühjahr kommen auch in Wald und Flur Tiere zu Welt. Deshalb bitten Naturschützer um Rücksicht bei Freizeitaktivitäten. Wildtierkinder – ob „Häschen“ oder „Bambi“ – dürfen nicht berührt werden.

Untertürkheim - Im Frühjahr werden der Wald, die Felder und Gärten zur Kinderstube. Wildtiere bringen ihre Jungtiere zur Welt. In vielen Vogelnestern zwitschert es bereits, die Küken und Jungvögel fordern Nahrung von den Eltern. Auch viele vierbeinige Mütter haben bereits Nachwuchs gesetzt oder sind hochträchtig. Deswegen bitten Naturschützer inständig beim Osterspaziergang oder den Freizeitaktivitäten in Wald und Flur, Rücksicht auf die Wildtiere zu nehmen. Sie sind jetzt besonders schutzbedürftig – jede Störung kann für sie tödlich enden.

 

Die meisten Feldhäsinnen haben bereits vor wenigen Tagen Jungtiere zur Welt gebracht. „In der Regel kommen zwei Jungtiere pro Wurf auf die Welt“, sagt Klaus Lachenmaier vom Landesjagdverband Baden-Württemberg. Die Hasen haben eine für viele Menschen verwirrende Aufzuchtstrategie. „Da es keine wehrhaften Tiere sind, legen sie die Jungtiere möglichst geschützt in einem Dickicht, unter einer Hecke oder in einem Knick ab, verlassen sie und kommen nur ein- bis zweimal pro Tag vorbei, um den Nachwuchs zu säugen“, erklärt Biologe Lachenmaier. Die jungen Häschen verharren in der „Grube“ und setzen darauf, dass ihre Tarnung nicht auffliegt. Selbst wenn sie entdeckt werden, drücken sie sich noch mehr zu Boden und fliehen nicht. Immer wieder ruft dieses Verhalten jedoch Mitleid bei Spaziergängern aus. Sie wollen die „verlassenen“ Tierkinder retten, nehmen das Hasenkind in die Hand und versuchen sie aufzupäppeln.

Tödliche Tierliebe

Die gut gemeinte Tierliebe endet meist tödlich. Denn: Junghasen aufzuziehen, ist schwierig. Sie benötigen eine spezielle, ziemlich fettreiche Milchmischung, die der Muttermilch ähnelt. Deswegen die dringende Empfehlung des Experten Lachenmaier: „Lieber Hände weg von jungen Hasen. Es macht auch keinen Sinn, sie zu beobachten und zu warten, ob die Mutter kommt. Solange Menschen in der Nähe sind, wird die Häsin Abstand halten.“ Und falls die Junghasen tatsächlich an einer Stelle liegen, die für sie gefährlich werden kann? „Dann bitte eine Handvoll Grashalme nehmen, damit das Fell des Jungtieres keinen menschlichen Geruch annimmt, und das Jungtier ein paar Meter weiter in ein sicheres Versteck legen“, sagt Lachenmaier.

Ähnliches gilt auch für Rehkitze. Die Rehgeißen sind momentan hochträchtig. „Sie setzen ihre Kitze in den kommenden zwei bis drei Wochen“, erklärt Lachenmaier. Auch bei Rehen sind zwei „Bambis“ die Norm. Auch sie werden möglichst gut geschützt abgelegt. Felder und Streuobstwiesen mit hohem Gras sind bevorzugte Kinderstuben. Deswegen wünscht sich Lachenmaier von Gartenbesitzern eines: Geduld. „Lassen Sie den Rasenmäher in den kommenden sechs bis acht Wochen ruhen und die Gräser wachsen.“ Dies werden nicht nur die Insekten den Gartenbesitzern danken, sondern die hohen Halme bieten auch Kitzen eine sichere Deckung vor Feinden.

Hunde anleinen

Zu ihnen gehören auch freilaufende Hunde. In den vergangenen Jahren haben wildernde Hunde auf der Wangener Höhe und in Rotenberg/Uhlbach mehrfach trächtige Rehe oder Kitze gerissen oder diese in den Tod getrieben. „Hunde sollten deswegen gerade während der Brut und Aufzuchtzeit an die Leine genommen werden“, sagt Lachenmaier. Denn nicht nur Rehe und Hasen, sondern auch viele auf dem Boden brütenden Vögel sind vor Hunden – und auch vor streunenden Katzen – nicht sicher.

Zudem sind auch Füchse, Dachse und Wildschweine mit ihrem Kindergarten unterwegs. So niedlich gestreifte Frischlinge auch aussehen, eine Begegnung mit ihnen kann schnell ernst enden. Im Gegensatz zu Hasen- und Rehmütter sind Wildsauen ziemlich wehrhaft. Sie verteidigen ihren Nachwuchs und gehen – im Notfall – zum Angriff auf die Zweibeiner oder auf Hunde über.