Allein im Kreis Böblingen werden jährlich 500 bis 600 Wildunfälle registriert, im Kreis Ludwigsburg noch mehr. Die Behörden gehen von hohen Dunkelziffern aus.

Deutschlandweit ereignet sich alle 90 Sekunden ein Wildunfall, statistisch gesehen, in Baden-Württemberg alle 20 Minuten. Das berichtet die Pressestelle des Landratsamts Enzkreis. Zwar besitzt der Altkreis Leonberg nicht die größten Waldflächen in Baden-Württemberg. Dennoch kommt es auch hier immer wieder zu Wildunfällen. Jetzt im Frühling, wenn die Tiere aktiver werden, nimmt der Wildwechsel zu und damit auch die Zahl der Unfälle.

 

Im Enzkreis werden pro Jahr etwa 550 Unfälle gemeldet, an denen ein Reh, Wildschwein oder Rotwild beteiligt ist. „Dabei beobachten wir seit einiger Zeit eine steigende Tendenz“, berichtet Bernhard Brenneis, der beim Forstamt als Wildtierbeauftragter tätig ist. „Außerdem müssen wir von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.“

Während Corona gehen die Zahlen zurück

Nach den offiziellen Streckenmeldungen der Jagdpächter für das jeweilige Jagdjahr, also immer vom 1. April zum 31. März, sterben auch im Kreis Böblingen jährlich zwischen 500 und 600 Wildtiere auf den Straßen – und Gleisen. Der Peek war 2019/20 mit fast 600 Meldungen. Spürbar weniger waren es in den Coronajahren 2020/21 mit knapp 450 Verkehrsverlusten, davon knapp 200 Rehe, 50 Wildschweine und mehr als 100 Füchse. Daten von 2022/23 liegen noch nicht vor.

Im Landkreis Ludwigsburg bewegen sich die Zahlen auf recht gleichbleibendem Niveau. 2019/20 sowie 2020/21 lag die Zahl der Meldungen bei rund 860, 2021/22 waren es 820. „Auch in den weiter zurückliegenden Jagdjahren lagen die gemeldeten Wildunfallzahlen zwischen 800 und 900 Stück“, berichtet Andreas Fritz, Sprecher des Landratsamts. Die Zahlen beziehen sich allerdings auf Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, kleinere Tiere wie Vögel, Igel und Eichhörnchen, die auf den Straßen in großer Zahl zu Tode kommen, werden dabei nicht erfasst.

Angepasste Fahrweise ist das A und O

Neben Schildern und Wildzäunen gibt es in den Landkreisen auch umfassendere Vorkehrungsmaßnahmen, um den Wildwechsel zu reduzieren. Im Kreis Böblingen ist zum Beispiel eine neue Wildtierbrücke in Nufringen/Herrenberg im Bau. Im Kreis Ludwigsburg hat das Landratsamt der Stadt Ludwigsburg für die L 1100 bei Neckarweihingen und der Stadt Vaihingen für die L 1125 Präventionsmaßnahmen empfohlen, da es sich um Unfallschwerpunkte handelt.

Das alles kann eine angepasste Fahrweise aber nicht ersetzen. Autofahrer sollten die Verkehrszeichen „Achtung Wildwechsel“ sehr ernst nehmen, sagt Benjamin Lutsch, Sprecher des Landratsamts Böblingen. In der Dämmerung und nachts sollte man aufmerksam und mit angepasster Geschwindigkeit fahren. „Ist ein Wildtier am Straßenrand zu sehen, muss damit gerechnet werden, dass weitere Tiere auftauchen und die Straße queren.“ Das kann helfen: Geschwindigkeit reduzieren, Fernlicht abblenden und hupen, um die Tiere zu vertreiben.