Wildunfälle sind im Frühjahr ein Thema. Doch wo sind auf den Fildern und im Schönbuch die Hotspots, wie können Wildtiere besser geschützt werden, und was müssen Autofahrer beachten?

Filder/Schönbuch - Wo die B 27 und die B 312 kurzzeitig nebeneinanderher verlaufen, herrscht in den Monaten April, Juni und Juli Hochbetrieb. Autos und Lastwagen sind damit eh gemeint, jedenfalls in normalen Zeiten. Doch dort ist auch noch anderer Verkehr unterwegs: Wildtieren, vor allem Rehen. Diese pendeln zwischen den idyllischen Waldgebieten im Aichtal und der Filderebene. Dabei kreuzen sie die beiden Bundesstraßen. „Hier im Hegering Filder ist das eindeutig der Schwerpunkt in der Wildunfallstatistik“, sagt Hegeringsleiter Wolfgang Hinderer. Der Hegering umfasst die Waldgebiete der Stadt Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen sowie weitere Gebiete von Aichtal, Waldenbuch und Steinenbronn. Die meisten Wildunfälle, die hier passieren, sind laut Wolfgang Hinderer Unfälle mit Rehen. „In einem Jahr werden ungefähr zehn Rehe überfahren. Füchse und Dachse trifft es höchstens dreimal im Jahr.“

 

Wieso sind die Tiere unterwegs?

Besonders jetzt im Frühjahr und in den Sommermonaten Juni und Juli sind viele Rehe unterwegs. „Im Frühjahr suchen sich die jungen Rehe ihr Gebiet, in dem sie dann der Chef sind“, erklärt Hinderer. Nachdem die Rehe über den Winter zusammen in Herden gelebt haben, sonderten sie sich im Frühjahr ab. „Dabei entwickeln sich richtige Kämpfe um die Reviere, bei dem der eine den anderen jagt.“ Deswegen seien die Tiere so viel in Bewegung und wechselten oft zwischen verschiedenen Waldgebieten. „Wenn dann zwischen verschiedenen Waldgebieten eine viel befahrene Straße liegt, häufen sich dort die Wildunfälle“, erklärt Wolfgang Hinderer. Im Sommer wiederum ist die Liebe an den Unfällen schuld. „Dann befinden sich die Tiere in der Brunftzeit und sind bei der Partnersuche ebenfalls sehr viel in Bewegung.“

Wie kann Wild vor Zusammenstößen besser geschützt werden?

Um Wildunfälle präventiv zu verhindern, gibt es einige Möglichkeiten, die auch Wolfgang Hinderer in seinem Gebiet ausprobiert hat. „Jeder Autofahrer kennt die blauen Wildreflektoren, die am Straßenrand angebracht sind.“ Diese reflektieren das Licht eines heranfahrenden Autos in den Wald hinein. „Da Rehe die Farbe Blau als Gefahr einstufen, schrecken sie zurück und suchen das Weite“, erklärt Hinderer. Diese Reflektoren helfen natürlich nur nachts und wenn das Scheinwerferlicht im richtigen Winkel auf den Reflektor trifft. Wolfgang Hinderer stuft solche Reflektoren auf der Strecke zwischen Waldenbuch und Aichtal als erfolgreich ein: „Vor den Reflektoren gab es hier um die zehn Wildunfälle mit Tieren aller Art, jetzt sind es nur noch drei bis vier.“ Eine weitere Möglichkeit sind spezielle Wildzäune, die zum Beispiel entlang der B 27 errichtet sind. „Zäune sind eine gute Geschichte“, sagt Hinderer. Jedoch sind spezielle Wildzäune oft teuer und müssen regelmäßig gewartet werden. Diese Kontrollen seien wichtig, aber auch sehr zeitaufwendig.

Was sollten Autofahrer beachten?

Es gibt keine Maßnahme, die Wildunfälle komplett verhindert. Deswegen ist der Autofahrer zur Vorsicht aufgerufen. „Allgemein gilt: Durch angepasste Geschwindigkeit ist die Gefahr für die Tiere und vor allem für den Fahrer geringer“, sagt Hinderer. Besonders aufpassen sollte man in der Dämmerung und wenn sich auf beiden Seiten der Straße ein Wald befindet oder auf einer Seite Wald und auf der anderen eine Wiese oder ein Feld. „Außerdem bedeuten Reflektoren oder Wildzäune nicht, dass man den Kopf ausschalten kann. Es gilt: Bewusst zu fahren, hilft.“

Was ist bei einem Unfall zu tun?

Wem trotz aller Vorsicht ein Wildtier vor das Auto gelaufen ist, der muss als erstes die Polizei rufen. Diese kontaktiert dann den zuständigen Förster oder Jäger. „Außerdem sollte der Autofahrer Auskunft über das Tier geben: Ist es weggelaufen oder ist es tot? Falls das Tier nämlich noch lebt und abgehauen ist, aber womöglich Qualen erleidet, kann es durch den Jäger erlöst werden“.