Mit einem Festakt ist Dieter Jach als Zoodirektor der Wilhelma verabschiedet worden. Mit ihm gehe „einer der letzten großen Tiergärtner Europas“ in Ruhestand, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Zoodirektoren. Thomas Kölpin ist sein Nachfolger.

Stuttgart - Ich habe sie von Kindesbeinen an gekannt und geliebt. Und ich liebe sie heute genauso wie am ersten Tag. Die Wilhelma war mir Heimat.“ So beschrieb Dieter Jauch am Montag, als er offiziell als Direktor der Wilhelma verabschiedet wurde, was er mit dem beginnenden Ruhestand hinter sich lässt. Fast ein viertel Jahrhundert lang hat er den zoologisch-botanischen Garten geleitet, insgesamt gar nahezu 35 Jahre dort gearbeitet.

 

Da wollten die Lobes- und Dankesworte, die vor 250 geladenen Gästen ausgebreitet wurden, fast kein Ende nehmen. Vom „Mr. Wilhelma“ sprach Jörg Junhold von der World Association of Zoos and Aquariums (Waza), der Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) attestierte Jauch Leidenschaft, hohe Identifikation und große Kenntnis. Er habe dafür gesorgt, dass sich die „beliebteste Freizeiteinrichtung Stuttgarts“ im Kern treu geblieben, aber dennoch stetig moderner geworden sei und dass „immer bessere Bauwerke zum Wohle der Tiere“ entstanden seien. Von der Bärenanlage (1991) über das „Maßstäbe setzende“ Amazonienhaus (2000) bis hin zum neuen Menschenaffenhaus (2013) reicht die Palette der Bauten, die unter Jauchs Ägide entstanden. Jauch selbst lag nach eigenem Bekunden auch die Vermittlung naturkundlichen Wissens am Herzen, weshalb er seine Kenntnisse nicht nur in Uni-Seminaren einbrachte, sondern 2011 auch die Wilhelmaschule für Kindergarten- und Schulkinder ins Leben rief.

Dass er so viel bewegen konnte, habe er auch dem Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma zu danken, verwies Dieter Jauch auf die Unterstützung des Vereins mit mehr als 28 000 Mitgliedern, auf den manch anderer Zoochef neidisch ist. Gleichwohl bleibt für Jauchs Nachfolger Thomas Kölpin noch genug zu tun. Als wichtigste Aufgabe legte Jauch ihm die Modernisierung des Elefantengeheges ans Herz; dies dulde keinen Aufschub.

Jauch hinterlässt große Fußstapfen

Jauch verabschiede sich aus dem „Paradies ohne Sündenfall“, sagte der Erste Bürgermeister Michael Föll. Mit ihm gehe „einer der letzten großen Tiergärtner Europas“ in Ruhestand, sagte Theo Pagel, der Präsident des Verbandes Deutscher Zoodirektoren. Er hinterlasse seinem Nachfolger große Fußstapfen. Kölpin ist sich dessen wohl bewusst – und stellt die Elefanten ebenfalls ganz oben auf die Prioritätenliste. Da die Fläche der Wilhelma begrenzt ist und die erhoffte Erweiterung unter anderem vom geplanten Rosensteintunnel abhängt, ist der 44-Jährige auch bereit, dafür notfalls auf andere große Tiere zu verzichten. Das könnte die Nilpferde treffen, da ihr „Bedrohungsstatus“ geringer sei als der anderer Arten, sagte Kölpin. Zwischen all dem Lob blitzte in den Festreden im Aquarium auch fein dosierte Kritik auf; nicht an Jauch, sondern an der Politik. So sagte Georg Fundel, der Vorsitzende des Fördervereins, die Wilhelma sei in der Verwaltungshierarchie „im Mittelbau“ angesiedelt – zu weit unten. Dies lasse sich mit dem nötigen Willen aber leicht ändern, da sie „der einzige zoologisch-botanische Garten im Besitz des Landes“ sei.

Das will jetzt mit einem neuen Hinweisschild an der A 8 Richtung München (zwischen Leonberg und Stuttgart) erst einmal weithin sichtbar für den einzigen zoologisch-botanischen Garten Europas werben. Und so dafür sorgen, dass zu den jährlich mehr als zwei Millionen Wilhelma-Besuchern noch weitere hinzu kommen.