Menschenaffen können nicht schwimmen, hieß es bisher. Forscher haben diese Annahme nun widerlegt. Auch die Wilhelma ist überrascht. In Stuttgarter Menschenaffenanlage liegt ausgerechnet ein Wasserbecken zwischen Gorillas und Besuchern.

Stuttgart - Es ist ein Augusttag im Jahr 2010 gewesen, als Cooper im amerikanischen Missouri vieles von dem auf den Kopf stellte, was Experten zuvor über Schimpansen zu wissen glaubten. Der sieben Jahre alte Menschenaffe stieg in den Swimmingpool seiner Besitzer Jill und Brad James, den er schon seit Jahren gut kannte. Doch an diesem Tag planschte der Affe nicht nur ein wenig im Wasser herum, er bewegte seine Arme rhythmisch und vollzog mit seinen Beinen eine darauf abgestimmte Bewegung, die der eines menschlichen Brustschwimmers ähnelte.

 

Kurz: der Schimpanse Cooper schwamm ohne jede Hilfe im Swimmingpool, die Aktion wurde von seinen Besitzern mit einer Videokamera dokumentiert. Mit diesem Schwimmausflug ist Cooper in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen. Noch nie zuvor, schreiben die beiden südafrikanischen Forscher Nicole und Renato Bender, sei bekannt geworden, dass Menschenaffen beim kontrollierten Schwimmen beobachtet wurden. Coopers Poolstunde war eine kurze Erfrischung für einen Affen, aber ein großer Tag für die Primatenforschung.

In Zoos sind Affen ertrunken

Auch in der Stuttgarter Wilhelma war man bis Anfang dieser Woche davon ausgegangen, dass Menschenaffen Nichtschwimmer seien. „Wir waren verblüfft, als wir das Video gesehen haben, das den schwimmenden Schimpansen zeigte“, sagt der Zoodirektor Dieter Jauch. Bis jetzt hatten die Begegnungen von Schimpansen, Gorillas & Co. mit dem Wasser oft einen tragischen Ausgang genommen: Immer wieder waren Tiere in Zoos ertrunken. „In der Natur gehen Affen meist sehr vorsichtig ins Wasser und loten beispielsweise mit einem Stöckchen die Tiefe aus“, so Jauch.

Die Wilhelma hat bei ihrer kürzlich eröffneten Anlage für afrikanische Menschenaffen einen Wassergraben angelegt, der die Außenanlage der Gorillas von den Besuchern trennt. Seinerzeit hatte der Zoo argumentiert, dass die Anlage auch deshalb sicher sei, weil Menschenaffen bekanntlich nicht schwimmen könnten. An dieser Stelle steht seit der jüngsten Veröffentlichung im „American Journal of Physical Anthropolgy“ allerdings ein Fragezeichen.

Die Anlage ist sicher – sagt der Wilhelmachef

Ungeachtet der neuen Erkenntnisse sieht Dieter Jauch zumindest in puncto Sicherheit keinen Grund zur Sorge. Im Stuttgarter Zoo erreichen die Gorillas erst eine Flachwasserzone – in der sie problemlos spielen können. Dieser Bereich werde vom tieferen Wasser durch einen doppelten Elektrodraht getrennt, so Jauch. Falls dennoch ein Tier diese Barriere überwinden würde, stoße es an eine Plexiglasscheibe. Diese sei nicht nur zur Sicherheit der Besucher, sondern auch der Affen eingebaut – die Scheibe soll verhindern, dass die Gorillas im Wasser in Lebensgefahr geraten.

Der Wilhelmachef schreibt es den Umständen zu, dass der Schimpanse Cooper das Schwimmen lernte – dies sei auch den Menschen zuzurechnen, bei denen er aufgewachsen sei. Tatsächlich ist es den beiden südafrikanischen Wissenschaftlern aber gelungen, einen weiteren Fall zu dokumentieren, in dem ein Menschenaffe schwamm: In einem Privatzoo in South Carolina wurde der Orang Utan Suryia beim Schwimmen beobachtet. Das Tier öffnete unter Wasser sogar die Augen, tauchte und orientierte sich. Die Annahme, dass Affen nicht schwimmen können, so die Südafrikaner, sei damit eindeutig widerlegt.