Das Wilhelms-Gymnasium in Degerloch platzt aus allen Nähten – es ist eines der wenigen, an denen noch G9 angeboten wird. Der Bezirksbeirat hat einen Eilantrag gestellt, der das Aufstellen von Containern als vorübergehende Klassenzimmer fordert.

Degerloch - Der Bezirksbeirat Degerloch hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einen interfraktionellen Eilantrag angenommen, der der Raumnot am Wilhelms-Gymnasium (WG) Einhalt gebieten soll. Grundlage war ein Runder Tisch zum Thema Schulentwicklungsplanung, den der Beirat gefordert und zu dem Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold daraufhin am 17. November eingeladen hatte. „Es ist ganz klar zum Ausdruck gekommen, dass es dem WG und der Fritz-Leonhardt-Realschule an Räumen mangelt“, fasste Kunath-Scheffold zusammen. Der Eilantrag befasst sich indes ausschließlich mit der Lage des Gymnasiums.

 

Der Antrag sieht vor, vom kommenden Schuljahr an mindestens drei Container als vorübergehende Klassenzimmer auf einem angrenzenden, städtischen Grundstück aufzustellen. Dort stehen bereits Fundamente früherer Interimscontainer, die von der Privatschule International School of Stuttgart (ISS) genutzt wurden.

Zwei Klassen müssten in andere Stadtteile pendeln

Die Eile sei geboten, weil die Räume bereits jetzt fehlten, sagte Astrid Maurer (Grüne). „Wir haben den Antrag vorangetrieben, weil die Gefahr besteht, dass nächstes Schuljahr nur noch ein oder zwei Klassen eingeschult werden.“ Wenn die Raumsituation nicht besser würde, müssten laut Antrag zwei Schulklassen aus Degerloch in andere Stadtteile pendeln. Bereits jetzt müssten Klassen in Fachräume ausweichen (Musik, Chemie), um den normalen Unterricht aufrechtzuerhalten.

Das Wilhelms-Gymnasium ist sehr begehrt, weil es als eine von nur drei Schulen in Stuttgart und als einzige im Süden das Abitur nach Klasse 13 (G9) anbietet. Schulleiter Peter Hoffmann begrüßt den Eilantrag ausdrücklich. „Das würde zumindest ermöglichen, dass wir mittelfristig alle Degerlocher Kinder aufnehmen können“, so Hoffmann. Am Wilhelms-Gymnasium konnten die fünften Klassen im laufenden Schuljahr nur dreizügig beginnen – und das, obwohl die Schule eine Genehmigung für ein vierzügiges Angebot sowie eine entsprechende Raumzusage hat. „Anfangs waren die oberen Jahrgänge etwas dünner besetzt“, sagt Hoffmann. Deshalb sei die Raumnot zunächst nicht so akut gewesen. Das sei nun anders. „Schon voriges Jahr mussten wir 15 Degerlocher Schüler ablehnen“, so Hoffmann.

Sanierung nicht gegen Container ausspielen

Verschärft habe die Situation, dass man bereits zugesagte Räume in der Albschule doch nicht bekommen habe. Denn die Politik hatte im April gegen die Fusion von Alb- und Filderschule gestimmt. 144 Grundschüler besuchen derzeit in diesen beiden Schulen die vierte Klasse. Allein für die Schüler aus Degerloch, die aufs Wilhelms-Gymnasium wechseln (vermutlich etwas mehr als die Hälfte), müssten demnach drei Klassen eingerichtet werden. Auch die Idee, nach der Sanierung der Filderschule zum Schuljahr 2019/2020 dort Klassen unterzubringen, steht auf wackligen Füßen. Denn beim Runden Tisch habe die Filderschule mit Verweis auf ihren Ganztagsbetrieb einen höheren Raumbedarf angemeldet, wie aus dem Eilantrag hervorgeht.

Wichtig hinsichtlich des Antrags sei, dass die Schulsanierung nicht gegen die nur als Übergangslösung gedachten Container ausgespielt würde, sagte Götz Bräuer (CDU). „Es kann nicht sein, dass die Stadt später sagt, die Sanierung brauche man ja nicht mehr, weil ihr ja jetzt die Container habt.“ Zudem solle man überlegen, ob es günstiger sei, die Container zu mieten statt zu kaufen. Zustimmung kam von den anderen Parteien. Ulrich-Michael Weiß (SPD) bezeichnete den Antrag als „grundsätzlich schlüssig“. Uli Demeter (Freie Wähler) lobte ihn als „inhaltlich sehr gut“. Thilo Roßberg (FDP) sagte, man müsse die sehr guten Degerlocher Schulen schützen. „Degerloch zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es ein herausragender Schulstandort ist“, sagte Kunath-Scheffold. Den gelte es zu erhalten und zu erweitern.