Die Goldscheideanstalt C. Hafner siedelt das Recycling von Edelmetallabfällen nicht im Ort an. Die Bürgerinitiative reklamiert das als ihren Sieg und triumphiert.

Wimsheim - Was auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung in dieser Woche eher unspektakulär schien – ein Bauantrag auf Errichtung einer Sicherheitszentrale in der Maybachstraße 4 –, brachte eine Überraschung mit sich. Denn dabei handelt es sich um den Firmensitz der C. Hafner GmbH. Wenn es um die Goldscheideanstalt geht, werden viele Wimsheimer hellhörig. Schließlich hat die Ansiedlung des Pforzheimer Unternehmens in der kleinen Heckengäu-Gemeinde die Bevölkerung in Befürworter und Gegner heftig gespalten.

 

War der geplante Bau der Sicherheitszentrale mit Spinden und Kontrollräumen für die 200 Beschäftigen im Gemeinderat unumstritten, so ließ doch eine Bemerkung des Bürgermeisters Mario Weisbrich aufhorchen. Zwischen der Gemeinde und der Firma Hafner bestehe Übereinkunft darin, „dass wir einen Bebauungsplan brauchen und dass dieser für ein Gewerbegebiet erstellt werden soll“.

Das waren in der Tat neue Töne. Denn schon 2014 hatte die Gemeinde einen Bebauungsplan für ein eingeschränktes Industriegebiet Breitloh-West II erstellt. Damit hätte die Goldscheideanstalt das in der Bevölkerung wegen befürchteter Umweltgefahren umstrittene Einschmelzen und Recyceln von Edelmetallabfällen samt Gekrätz-Veraschung in Wimsheim ansiedeln können. Dieser Betriebszweig wird nun in Pforzheim bleiben. Dies bestätigte der Geschäftsführer Philipp Reisert auf Nachfrage und wies auf den Logistikaufwand mit längeren Wegen von einem Standort zum anderen hin.

Erfolg „unseres langen Kampfes“

Was für die Firma zunächst wie eine Niederlage aussieht, feiert die Bürgerinitiative Wimsheim als „Erfolg unseres langen Kampfes für ein Wimsheim ohne Industriegebiet“. Holger Lehmann, Vereinsvorstand und seit 2014 Gemeinderatsmitglied für die damals neu entstandene Liste Bürgerinitiative, sagte: „Mir fällt damit ein ganz großer Stein vom Herzen. Es wird keine hohen Schornsteine dort oben geben, sondern es wird ein ganz normaler Betrieb wie in einem Gewerbegebiet sein.“

Tatsache ist, dass seit etlichen Jahren in Teilen der Wimsheimer Bürgerschaft der Widerstand gegen eine mögliche Gekrätz-Veraschung hochemotional ausgetragen wurde. Bürgerbefragungen wurden gefordert und es gab immer wieder Demonstrationen vor dem Rathaus. Die Empörung schlug sich schließlich 2014 bei der Gemeinderatswahl nieder, als die Gegner der Industrieansiedlung auf Anhieb fünf von zwölf Sitzen errangen.

Viele Beschwerden und Petitionen

In den vergangenen Jahren wurden Gemeinde und Bürgermeister mit Beschwerden und Petitionen geradezu überzogen. Dies führte aber zunächst nicht zum gewünschten Ziel, nämlich den Bebauungsplan oder das Verwaltungshandeln für unwirksam oder rechtswidrig zu erklären. Zu Fall brachte das Vorhaben vielmehr ein Formfehler im Bebauungsplan. Diesen stellte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannhein in einem Normenkontrollverfahren fest, das von drei Klägern angestrengt wurde, unter ihnen die Nachbargemeinde Friolzheim und die direkt benachbarte Firma der Goldscheideanstalt.

Das Gericht entschied 2017, dass die Gemeinde „das Ausmaß der luftverunreinigenden Stoffe, die von den im Plangebiet zulässigen Betrieben der Edelmetall- und Nichteisenmetallverarbeitung emittiert werden könnten, nicht hinreichend ermittelt“ habe. Dieser Fehler führe zur Unwirksamkeit des gesamten Bebauungsplans, hieß es von Seiten des Gerichts. Bei den immissionschutzrechtlichen Gutachten habe man stets die Tätigkeit von Hafner als ein typisches Unternehmen der Edelmetallverarbeitung betrachtet, erklärte der Bürgermeister damals. Damit war der VGH aber nicht einverstanden. Dies wäre nur für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan möglich gewesen. Erstellt aber wurde ein angebotsbezogener Plan, der auch Firmen mit anderen Emissionen ermöglicht hätte.

Teilweise „unterste Schublade“

Wenn die Gemeinde nun im Bereich Breitloh-West II ein Gewerbegebiet ausweist, hat das auf die derzeitigen Aktivitäten von Hafner keine Auswirkung. Sie verarbeitet dort Edelmetalle zu unterschiedlichsten Produkten. „Wir fühlen uns wohl in Wimsheim“, sagt Philipp Reisert. „Wir haben uns gut eingelebt.“ Allerdings habe ihn die Vehemenz, mit der die Gegner ihre Argumente vertraten, sehr betroffen gemacht. Das sei zum Teil „unterste Schublade“ gewesen. Doch es zeige sich, dass das Ganze auch etwas Gutes habe. Man könne jetzt den gesamten Recycling-Standort in Pforzheim CO2-neutral stellen.