Was tun mit zu viel Schwarzwild? Darüber berät der Jagdverband.

Wimsheim - Wer kennt ihn nicht: den baumstarken Obelix, für den Wildschweine eine Delikatesse waren und der so für einen erträglichen Tierbestand rund um sein gallisches Dorf sorgte. Auch heute würde der Freund von Asterix reichlich Nahrung finden – zu viel, wie Jäger, Landwirte und auch Politiker meinen. Deswegen beschäftigt sich jetzt der Ökologische Jagdverband mit Fragen zum Umgang mit dem Schwarzwild und möglichen Alternativen für die Jäger. Unter dem Motto „Alte Wechsel – neue Wege“ lädt der Landesverband Baden-Württemberg am 7. Juli zu einer Tagung in Wimsheim ein. Der dortige Revierförster Rolf Müller ist Ansprechpartner für die Regionalgruppe Neckar-Enz, zu der der Enz- und der Rems-Murr-Kreis gehören sowie die Kreise Ludwigsburg und Heilbronn. Mit seinem Kollegen Forstingenieur Alexander von Hanstein hat er die Veranstaltung vorbereitet.

 

Die Wildschweine oder, wie der Förster sagt, das Schwarzwild, sind Profiteure des Klimawandels. Wärmere Winter mit besserem Futterangebot haben den Bestand seit Mitte der 80er-Jahre verzehnfacht. Nicht nur im Wald, sondern auch auf Äckern und Feldern gehen die Schwarzkittel auf Nahrungssuche und wühlen ganze Felder um. Häufig verlangen die Landwirte dann von den Jagdpächtern Entschädigungen und fordern aktuell eine Reduzierung des Schwarzwildbestands um 70 Prozent.

Gefahr der afrikanischen Schweinepest

Zu dieser Entwicklung kommt jetzt noch die Gefahr der afrikanischen Schweinepest hinzu, die besonders in Polen aufgetreten ist. Diese für Menschen ungefährliche Krankheit kommt mit den Warenströmen aus Osteuropa hierher. Auch um die Gefahr von Infektionen gering zu halten, wird eine starke Reduzierung des Schwarzwildbestands gefordert.

„Die Jäger stehen also unter Handlungsdruck“, sagt der Förster, der neben Wimsheim auch für Wurmberg und Heimsheim zuständig ist. Deswegen beschäftigen sich Fachleute von der Wildforschungsstelle Aulendorf und der Hochschule Rottenburg bei der Veranstaltung des Jagdverbands mit erfolgversprechenden Jagdmethoden. Dabei geht es auch um den Einsatz von Nachtsichtgeräten und sich daraus ergebenden neuen Jagdtaktiken. Weiter berichtet ein Stadtjäger aus Berlin, wie in städtischen Bereichen mit dem Schwarzwild umgegangen wird. Außerdem bewertet eine Vertreterin des Landestierschutzverbands die Reduktionsforderungen und welche Mittel dafür geeignet wären.

Der Ökologische Jagdverband, zu dem laut Rolf Müller in Baden-Württemberg 550 Mitglieder gehören, hat sich auf die Fahnen geschrieben, Wildtieren keine unnötigen Störungen zuzumuten oder Schmerzen zuzufügen. Tiere dürften nur getötet werden, wenn es Gründe dafür gebe, wozu etwa auch das Verhüten oder Bekämpfen von Tierseuchen gehöre. Außerdem solle eine Beeinträchtigung der Land- und Forstwirtschaft sowie des Naturhaushaltes und der Landeskultur durch zu viele Wildtiere vermieden werden.

Jagd als Selbstzweck ist nicht gewollt

„Wir vom Ökologischen Jagdverband denken, dass die Jagd in unserer Kulturlandschaft wichtig ist“, sagt Rolf Müller. Jagd als Selbstzweck, etwa um der Trophäen willen, wolle man nicht. Natürlich sei die Jagd aufregend, so Müller, „aber wir wollen Tierleid soweit wie möglich vermeiden. Kurze, konsequente Eingriffe sind viel schonender als dauerndes Jagen.“

Neben den Wildschweinen muss beispielsweise auch der Rehwildbestand immer wieder angepasst werden. Die scheuen Tiere knabbern gern an jungen Tannen, Eichen, Buchen oder Bergahorn-Pflanzen. Diese Bäume wolle man aber hier wachsen lassen. „Wir müssen das ganze Ökosystem managen“, sagt Rolf Müller. Das bedeute, nach den Tieren ebenso zu schauen wie nach der Landschaft und den Bedürfnissen der Gesellschaft. Der Ökologische Jagdverein wolle keine Tierzucht, nur um genügend Wild zum Abschuss zu haben, betont er. Deswegen lehnt er auch das gezielte Anfüttern, waidmännisch, das Kirren, ab.

Die Veranstaltung „Alte Wechsel – Neue Wege“ findet am Samstag, 7. Juli, von 10 bis 16 Uhr statt. Anmeldung unter buero@bw.oejv.de.