Die Geschwister-Scholl-Realschule in Winnenden hat im Schülerzeitungswettbewerb bundesweit den zweiten Platz errungen. Bald geht es zur Preisverleihung in Berlin. Für die Redaktion des Maulwurfs ist es nicht die erste Auszeichnung.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Diesen Maulwürfen blitzt der Schalk aus den Augen. Doch nicht nur die jungen Redakteurinnen der Schülerzeitung der Winnender Geschwister-Scholl-Realschule (GRS) machen einen gescheiten und fröhlichen Eindruck, auch ihre Betreuungslehrer Carin Stejskal und Oliver Abele wirken nicht wie Trauerklöße. Allen Grund zur Freude haben die Macher des Maulwurfs auch: Beim Schülerzeitungswettbewerb sind sie bundesweit auf dem zweiten Platz gelandet. An dem Wettbewerb hatten 1900 Schulzeitungen teilgenommen. Für den Maulwurf, den es seit fünf Jahren gibt, war es nicht die erste Auszeichnung. Landesweit hat er bereits einmal den dritten Platz belegt.

 

„Wir haben ein sehr gutes Klima hier an der Schule“, sagt Abele, der zusammen mit seiner Kollegin den Maulwurf betreut, eine Mischung aus Schülerzeitung und Jahrbuch, die vierfarbig und rund 100 Seiten stark immer zum Schuljahresende erscheint – ohne „Zensur“ durch die Schulleitung, was andernorts die Macher von Schülerzeitungen oft die Fäuste in der Tasche ballen und mit den Zähnen knirschen lässt. „Nur wir wissen, was drin steht, bis die Zeitung erscheint. Die Schule vertraut uns“, sagt Abele. Die Redakteurinnen nicken – und grinsen.

Mutige Lehrer stellen sogar ihre Zeugnisse zur Verfügung

Überhaupt scheinen die GRS-Lehrer aus einem besonderen Holz geschnitzt zu sein. Denn diese machen in puncto Schülerzeitung einiges mit, was anderswo undenkbar wäre. „Wir haben schon die Zeugnisse von Lehrern veröffentlicht“, sagt Joy Kirchhoff, die im vergangenen Jahr die Realschulprüfung gemacht hat und jetzt das Technische Gymnasium in Waiblingen besucht. Natürlich haben die betreffenden Lehrer dazu ihre Zeugnisse zur Verfügung gestellt – was mutig war. „Da waren auch weniger gute dabei“, betont Carin Stejskal. In „Check: die Zeugnisse der Lehrer“ wurden diese natürlich nach guter, journalistischer Sitte mit spitzer Feder analysiert und kommentiert: „Dann jedoch kam etwas dazwischen, was man Pubertät nennt, und die nicht mehr ganz so kleine Franzi hatte plötzlich ganz andere Sachen im Kopf“, heißt es kess über eine Fünf in Latein, die im Zeugnis einer Lehrerin entdeckt wurde – das gefundene Fressen für die Schülerreporter.

Beliebt bei der Leserschaft und wohl noch mehr beim Redaktionsteam sind die Hausbesuche bei Lehrern. „Wir rufen vorher an“, sagt Sabine Wurster – auch um den Betroffenen die Chance zu geben, für Bewirtung zu sorgen. In den Wohnungen wird dann neugierig recherchiert. Zu einer als penibel geltenden Lehrerin nahm die Delegation auffällige Hausschuhe mit, die im Bild festgehalten wurden. Das Fazit der Homestory: „Extrem sauber und aufgeräumt, man hätte auf dem Boden essen können – jedenfalls bevor wir da waren.“

Schülerreporter thematisieren den Amoklauf in Winnenden

„Wir bringen es ans Licht“, ist die Erklärung für den Maulwurf als Titel. Maulwürfe sitzen in jeder Klasse und sie wagen sich auch an ernste Themen: ob es nun die Schultoiletten sind oder geänderte Unterrichtzeiten. „Wir haben auch lange diskutiert, ob wir über den Amoklauf an der Albertville-Realschule schreiben sollen“, sagt Abele. Die Nachbarschule ist nur rund 200 Meter entfernt. Die heutigen Zehntklässler an der GRS waren am 11. März 2009 in der fünften Klasse. Wie andere Kinder und Jugendliche in den Winnender Schulen wurden sie zu ihrer eigenen Sicherheit im Gebäude eingeschlossen. In der Ausgabe 2011/2012 haben die Maulwürfe dann den Amoklauf sensibel thematisiert. Die Rückkehr der Albertville-Realschule in ihr Gebäude war der Aufhänger. Die Redaktion schrieb ausführlich darüber. Außerdem interviewten sie Hardy Schober, dessen Tochter Jana getötet worden war und der zu den Gründern des Aktionsbündnisses Amoklauf zählt.

Im Juni wird die Redaktion zur Preisverleihung nach Berlin reisen. „Dazu werden unsere Prüfungen verschoben“, sagt Pia Seemüller. Denn die Zehntklässler sind an ihrer Schule im Endspurt. Aus diesem Grund wird dieses Jahr auch kein Maulwurf erscheinen. Ein Anlass Trübsal zu blasen, scheint das aber nicht zu sein.

So hat die Schülermitverwaltung jüngst eine Trendwoche ausgerufen, jeder Tag steht unter einem anderen Kleidermotto. Zum Beispiel wurde ein Wochentag zum Morschl-Tag ernannt, nach einem Lehrer, der sich konsequent schwarz kleidet. „Nur im Sommer trägt er weiße T-Shirts“, verraten die Schüler. Der ausgefallene Kleidungsstil wurde auch schon im Maulwurf thematisiert. „Pimp our Morschl“ hieß die Geschichte, für die sich der unerschrockene Pädagoge ausnahmsweise in allen möglichen bunten Outfits fotografieren ließ.