Lesenswert aus dem StZ-Plus-Archiv: 2009 ist ihre Tochter Nina beim Amoklauf in Winnenden getötet worden. Gisela Mayer brauchte lange, um zu verstehen: Es war kein Unfall und keine Naturkatastrophe, es war Absicht. Und noch länger brauchte sie, dem Täter zu verzeihen.

Stuttgart - Wie geht Vergebung? Diese Frage hat den Buchautor Andreas Unger nicht losgelassen. Er stellte sie Menschen in Deutschland, Israel, Palästina, den USA und Polen. Menschen, denen schweres Leid zugefügt worden war und die sich irgendwann fragten: Wie halte ich es mit den dafür Verantwortlichen? Als der Autor Gisela Mayer traf, bekam er überraschende Antworten. Zuerst, sagte Mayer, existierte Tim K., der ihr Kind auf dem Gewissen hatte, gar nicht in ihrem Bewusstsein. Dann erschien er ihr als „Monster“. Dann war er für sie nur „der Täter“. Und irgendwann fing sie an, ihn „Tim“ und „den Jungen“ zu nennen. Wie kam das?