Skifahren könnte mangels Schnee in der Region Esslingen bald Geschichte sein. Die Liftbetreiber auf der Schwäbischen Alb stehen trotzdem parat. Einen kleinen Lichtblick gibt es laut Wetterexperten für die nächsten Tage dennoch.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Bissingen/Esslingen - An keinem Tag in dieser Wintersaison war der Skilift von Michael Mall in Ochsenwang bislang im Einsatz. Die Hänge auf der Schwäbischen Alb im Kreis Esslingen blieben bisher grün. „Wir zahlen gnadenlos drauf“, sagt Mall, dessen Familie seit 1989 den Skilift auf einer Länge von rund 300 Metern betreibt. Er rechnet in dieser Saison nicht mehr mit Einnahmen.

 

Ohne Schnee ist das Liftbusiness auf der Alb ein Minusgeschäft. Dennoch stehen die Betreiber parat, halten die Anlagen in Schuss und lassen sie vom TÜV prüfen, falls doch noch Schnee liegen bleiben sollte. Das würde auch die Veranstalter von Skikursen freuen, die jährlich Termine anbieten, die dann oft kurzfristig mangels Schnee abgesagt werden. Matthias Vogel von der Skizunft Wendlingen bietet solche Kurse für Kinder an. „Hier in der Region war bislang gar nichts möglich. Die Kurse sind sehr gut nachgefragt, weil die Bedingungen für Kinder auf der Alb optimal sind. Aber die meisten Termine fallen aus“, so der Skischulleiter. Für die Liftbetreiber und die Kursanbieter heißt das Gebot der Stunde Flexibilität. Malls Lift in Ochsenwang lief im vergangenen Jahr an acht Tagen. Kein lohnendes Geschäft für den hauptberuflichen Mechaniker. „Das Wetterextrem ist schwierig für uns. Der Gedanke, den Lift komplett abzubauen, ist da. Aber soweit sind wir noch nicht. Manchmal geht es ja dann doch.“

Schnee wird immer mehr zur Ausnahme

Ähnlich sieht das Jürgen Hahn, der den Skilift an der Pfulb bei Schopfloch mitbetreibt. „Das letzte Jahr war gut. Aber der Lift ist für uns nicht essenziell, da wir auch andere Sachen anbieten. Wenn dann doch mal Schnee liegt, muss er laufen, das sind wir der Region schuldig“, sagt Hahn. Für die Zukunft denke er über alternative Angebote im Winter nach.

Eine besondere Winterveranstaltung hat Oliver Mirkes im Angebot. Allerdings ist auch die schneegebunden. Der Wanderführer bietet in den kalten Monaten Schneeschuhwanderungen rund um Schopfloch an. Flexibilität ist auch bei ihm gefragt: „Insgesamt sind in dieser Saison bislang vier Termine ausgefallen. Zwei weitere stehen noch aus. Vielleicht kommt der Schnee ja bis Ende Februar doch noch“, so der Wanderführer optimistisch.

Ausgeschlossen ist der Schneefall in den nächsten Tagen nicht. Ob so viel weißer Niederschlag fallen könnte, dass man auf der Schwäbischen Alb Wintersport betreiben könnte, das bezweifeln die Experten vom Deutschen Wetterdienst (DWD). „Am Dienstag und in der Nacht auf Mittwoch kann es zu Schneefall kommen. Allerdings wird es sehr stürmisch. Man muss sehen, ob der Schnee gleichmäßig fällt. Ob er liegen bleibt, ist auch fraglich, denn die Temperaturen liegen tagsüber bei etwa null bis vier Grad und die Bodentemperatur bei etwa einem Grad plus“, sagt Andreas Pfaffenzeller vom DWD.

Werte aus Freudenstadt geben Trend für die Alb an

Der Leiter der Wetterstation Stuttgart, Uwe Schickedanz, fasst seine Meinung in Bezug auf die Liftbetreiber auf der Schwäbischen Alb zusammen: „Man muss schon ein sehr enthusiastischer Mensch sein, um heutzutage auf der Schwäbischen Alb noch einen Skilift zu betreiben. Unter diesen klimatischen Vorzeichen steht es um eine geschlossene Schneedecke für Wintersportler schlecht.“ Das ist nichts Neues, sondern eine Entwicklung, wie der Experte mit einer Studie belegt: Laut dieser habe sich der Schneefall in Freudenstadt zwischen 1961 und 2018 von 36 Zentimetern auf 18 Zentimeter halbiert. „Diese Werte kann man mit denen der Schwäbischen Alb vergleichen, da es sich dabei etwa um die gleiche Höhe und ähnliche Bedingungen handelt. Es wird immer niederschlagsärmer und wärmer. Das hat vor allem auf die Winter- und Sommermonate Auswirkungen“, so Schickedanz. Wintersport auf der Schwäbischen Alb ist laut dem Experten bald schon Geschichte.