Auch nach einem Termin mit der Staatssekretärin Gisela Splett bleibt die Ablehnung gegen manches Straßenbauprojekt bestehen.

Winterbach - Ein Ort im Wieslauftal mit innerörtlicher Verkehrsberuhigung, ein anderer mit einer Umgehungsstraße, für die sogar ein ganzer Fluss verlegt worden muss: Nach dem, was die Staatssekretärin Gisela Splett (Grüne) im Anschluss an ein Spitzengespräch im Winterbacher Rathaus berichtete, könnte dieses Nebeneinander unterschiedlicher Verkehrslösungen in einigen Jahren Realität sein. Mit am Tisch saßen Vertreter aus Schorndorf und dessen Teilort Miedelsbach, aus Rudersberg und Winterbach, wo jeweils eine neue Umgehungsstraße gebaut werden soll.

 

Splett, die im Verkehrsministerium für den Straßenbau zuständig ist, hat gestern vor allem die „hohe Dringlichkeit“ für die Umfahrung des Schorndorfer Teilorts Miedelsbach betont. Diese Priorisierung sei zwar noch nicht mit einem konkreten Baubeschluss verbunden, fließe jedoch in das weitere Verfahren mit ein. Die Staatssekretärin verteidigte, dass nur solche Projekte in die Priorisierung mit aufgenommen wurden, deren Planungen noch nicht von den jeweiligen Gemeinden zurückgerufen worden seien.

Der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer hob sein Projekt in den Vordergrund. Es habe ihn nicht erstaunt, dass Miedelsbach in der Liste „so weit vorne gelandet ist“. Schließlich stehe eine Mehrheit im Schorndorfer Gemeinderat hinter der Umfahrung, so der OB, der eine bestimmte Variante ins Gespräch brachte. Laut dieser Planung, die bereits einige Jahre alt ist, müsste die Wieslauf verlegt sowie ein Teil der Rudersberger Gemarkung in Anspruch genommen werden. Um dem Nachbarort entgegenzukommen, sei man allerdings bereit, die Straße mit einer Breite von 6,50 Metern anstatt von acht Metern zu planen, sagte Klopfer. Dazu, die Straße durch ein bestehendes Gewerbegebiet zu legen, erklärte sich von den Schorndorfer Vertretern jedoch niemand bereit.

Der Rudersberger Hauptamtsleiter Werner Hinderer hingegen sagte, man sehe die Priorisierung „äußerst kritisch“, die neuen Straßen verschlechterten die Wohnqualität und gefährdeten die Verkehrsberuhigung. Der Gemeinde Allmersbach, von der kein Vertreter da war, bringe die Umfahrung sogar den Verkehr in den Ort, wandte der Schorndorfer Grünen-Stadtrat Werner Neher ein.

Der Winterbacher Bürgermeister Albrecht Ulrich bekräftigte seinen Standpunkt, man sei in der Gemeinde eher dafür, die Ortsdurchfahrt zu beruhigen. Dazu würden die Bürger jetzt nochmals befragt. Wenn schon eine Umfahrung komme, müsse diese möglichst ortsfern verlaufen und den Teilort Engelberg mit entlasten

Die Kommunen sind am Zug

Wende
: Ursprünglich war die grün-rote Landesregierung unter dem Vorzeichen angetreten, aufgrund der schlechten Finanzsituation nur noch die alten Straßenbauprojekte abzuarbeiten. Ende Juni dieses Jahres übermittelte das Verkehrsministerium jedoch eine Liste an den Landtag, die dennoch einige neue Landesstraßenbauprojekte im östlichen Bereich der Region Stuttgart beinhaltet (siehe Grafik).

Begründung:
Das Landesverkehrsministerium beruft sich darauf, diese Liste enthalte Projekte, die sich bereits auf den Generalverkehrsplänen aus den Jahren 1995 und 2010 befunden haben, aber dennoch nicht gebaut worden seien. So erklärt es sich, dass sich die Umfahrungen von Winterbach und Allmersbach im Tal auf der Liste befinden, obwohl sie dort inzwischen skeptisch beurteilt werden.

Weiteres Verfahren
:Die betroffenen Gemeinden sind nun aufgefordert, bis Anfang Oktober zu der neuen Bewertung seitens des Verkehrsministeriums Stellung zu nehmen. Bis Ende des Jahres will dieses dann entscheiden, welche Projekte in die engere Auswahl kommen. Für Miedelsbach könnten naturschutzrechtliche Bedenken eine Rolle spielen. Frühestens gebaut werden soll von 2015 an.