Auch nach dem Abbruch der Champions-League-Partie Galatasaray gegen Juventus ging es skurril weiter: Die Italiener standen erst stundenlang im Stau und verpassten am Ende auch noch den Achtelfinaleinzug. An Fußball erinnerte im Matsch von Istanbul wenig.

Auch nach dem Abbruch der Champions-League-Partie Galatasaray gegen Juventus ging es skurril weiter: Die Italiener standen erst stundenlang im Stau und verpassten am Ende auch noch den Achtelfinaleinzug. An Fußball erinnerte im Matsch von Istanbul wenig.

 

Istanbul - Im Winterchaos von Istanbul hat sich Galatasaray dank eines späten Treffers von Wesley Sneijder auch bei widrigen Bedingungen ins Achtelfinale der Champions League gezittert. Knapp 18 Stunden nach dem Spielabbruch wegen starken Schneefalls erzielte der Niederländer am Mittwoch in der 85. Minute das entscheidende 1:0 (0:0) gegen Juventus Turin und wälzte sich mit seinen Teamkollegen vor Freude im Schnee. Damit erreichte Galatasaray noch den zweiten Platz in der Gruppe B hinter Real Madrid. Juventus wird im kommenden Jahr nur in der Zwischenrunde der Europa League spielen. Die Partie war am Dienstagabend gestoppt worden, weil der komplette Rasen mit Schnee bedeckt war.

An Fußball erinnerte auch am Mittwoch nur wenig: Das Spielfeld der Arena war zwar vom gröbsten Schnee geräumt worden, dafür durchzogen tiefe Furchen den Rasen - oder was davon übrig geblieben war. Besonders im Mittelfeld blieb der Ball immer wieder bei Dribblings liegen, an gepflegtes Kombinationsspiel war für beide Teams bei leichtem Schneefall überhaupt nicht zu denken. Nach dem Halbzeitpfiff beschwerten sich Galatasarays Starstürmer Didier Drogba und Juve-Coach Antonio Conte lautstark bei Schiedsrichter Pedro Proença über die Bedingungen. Angesichts der Achtelfinal-Auslosung am Montag dürfte aber auch der Europäischen Fußball-Union UEFA an einem schnellen Ende der Gruppenphase gelegen haben.

In der 31. Minute hatte Proença um 14.00 Uhr das Spiel mit einem Schiedsrichterball wieder eröffnet - nach der Pause drängte Galatasaray auf den benötigen Treffer, um Platz zwei hinter Gruppensieger Real Madrid zu erreichen. Die größte Chance vereitelte zunächst Juves Keeper Gianluigi Buffon, der einen Schuss von Drogba abwehrte. Erst Sneijder sorgte für den unbändigen Jubel.

„Interessante Behauptung: Galatasaray machte Druck auf die UEFA“

Der Abbruch und die unmittelbare Neuansetzung hatten zuvor bereits die Planung von Juve kräftig durcheinandergewirbelt. Das Team wollte ursprünglich noch nach dem Spiel in der Nacht zurück in die Heimat fliegen. Das Hotel der Mannschaft war daher nicht mehr reserviert und schon ausgebucht, weshalb kurzfristig eine neue Unterkunft für die Nacht auf Mittwoch organisiert werden musste.

In der Türkei entbrannte unterdessen eine Diskussion um das „Pinguin-Märchen“, wie die Tageszeitung „Fotomac“ titelte. „Ein großes Fiasko“ nannte Ünal Aysal, bekanntester Sport-Kolumnist des Landes, die Vorfälle am Dienstagabend, als auch mehrere Helfer den verschneiten Rasen nicht räumen konnten.

Trotz der Vorfälle muss der Traditionsclub keine Konsequenzen durch die Europäische Fußball-Union fürchten. Das erklärte die UEFA auf Anfrage. Das Problem sei alleine das Wetter gewesen. Der türkische Verein teilte mit, dass die Rasenheizung in der Istanbuler Arena in Betrieb gewesen sei. Allerdings meldete sich am Mittwoch der Erdgas-Versorger für die Heizung zu Wort: Der Club habe gar keinen Antrag für eine Lieferung gestellt. Das Unternehmen IGDAS wehrte sich damit gegen Kritik, es hätte kein Erdgas geliefert. „Die Rasenheizung ist ein großes Rätsel“, schrieb die Zeitung „Aksam“.

Die türkischen Medien spekulierten, dass der Heimverein auf einen Abbruch gedrängt hätte. „Interessante Behauptung: Galatasaray machte Druck auf die UEFA“, schrieb die Sportzeitung „Fanatik“. „Man konnte wirklich nicht spielen: Das ist nicht nur meine Meinung, sie wird von allen geteilt“, betonte Galas italienischer Trainer Roberto Mancini.

Das Team seiner Landsleute steckte am späten Dienstagabend noch mehrere Stunden im Stau fest. „Odyssee für Juve zwischen Räumung und Stau“, titelte „Tuttosport“. Die Reise nahm am Mittwoch ein bitteres Ende.