Eigentlich sollten die Säbelantilopen in ihrem neuen Zuhause in Stuttgart wegen anderer Dinge Aufsehen erregen, doch zunächst einmal entzündet sich die Diskussion am Namen eines der Tiere: Denn eine Antilope heißt Isis – so nennt sich aber auch eine islamistische Terrorgruppe.

Stuttgart - Sie sind erst wenige Tage in der Stuttgarter Wilhelma zu Hause – und schon gibt es Aufregung um die Säbelantilopen. Wie die Bild-Zeitung schreibt, fordern Politiker die Umbenennung eines der Tiere. Denn der Name „Isis“ werde von den Besuchern mit der islamistischten Terrorgruppe in Verbindung gebracht.

 

Doch hört man sich bei den zitierten Landtagspolitikern um, ergibt sich ein deutlich weniger dramatisches Bild, als die Boulevard-Zeitung glauben machen will.

Zwar lässt Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion, verlauten, er sei nach wie vor der Meinung, dass der Name in diesem Zusammenhang unglücklich ist – „weil im öffentlichen Diskurs der islamistische Terror weit präsenter ist, als eine ägyptische Gottheit“. Er betont jedoch auch: „Dieser Name spielt keine große Rolle, aber wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde, dann sage ich die.“ Nachdem die Wilhelma die Antilope nicht umtaufen will, habe er nicht vor, „daraus eine Staatsaffäre zu machen.“

Wilhelma: Namensänderung überzogen

Tatsächlich hält der Zoo an dem Namen, den die Antilopenkuh bei ihrer Geburt 2015 in Lissabon erhielt, fest. Man habe kurz darüber nachgedacht, ihn zu ändern, sei jedoch der Meinung, dass das überzogen sei, erklärt Wilhelma-Sprecher Harald Knitter. „Auch, weil bei dem Namen eines einzelnen Tieres sicherlich keine Verwechslungsgefahr mit Terroristen besteht.“ Der Name Isis sei lange Zeit hauptsächlich mit der ägyptischen Göttin in Verbindung gebracht worden. „Dass eine Terrororganisation so heißt, ist ein neues Phänomen und für diese ist bei uns der Begriff ‚IS’ sowieso gängiger“, so Knitter. Für das Tier bedeute ein neuer Name nur zusätzliche Verunsicherung in der ohnehin noch fremden Umgebung in Stuttgart.

Genauso sieht das auch die für den Zoologisch-Botanischen Garten zuständige Ministerin Edith Sitzmann (Grüne), die über eine Sprecherin ausrichten ließ, es sei besser, wenn das Tier nach dem Umzug in einen neuen Zoo auf seinen gewohnten Namen hören könne: „In der wechselhaften Situation ist es besonders wichtig, dass die Pfleger einen vertrauensvollen Zugang zu den Tieren haben. Dabei spielt der Rufname eines Tieres eine zentrale Rolle.“ Auch sie erachtet die Gefahr einer Verwechslung als gering: „Das Tier wurde nach der Herkunftsregion - bei den Säbelantilopen ist dies Nordafrika, unter anderem Ägypten - benannt. Isis war eine der wichtigsten Göttinnen im alten Ägypten. Jahrtausende war sie die einzige Assoziation, wenn der Name genannt wurde“, so die Sprecherin.

Keine Beschwerden

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch hingegen hat in seiner Antwort auf die Anfrage von Bild ebenso wie Rülke eine Namensänderung ins Spiel gebracht – „etwas augenzwinkernd, versteht sich“, erklärt ein Sprecher. „Das Tier weiß nicht, dass es wie eine ägyptische Göttin heißt, aber auch wie eine Terrormiliz. Deshalb hätte die scheue, friedliebende Antilope bestimmt nichts gegen eine Namensänderung.“

Bei der Stuttgarter Wilhelma hat sich bislang niemand über den Namen des Tieres beschwert. Das dürfte auch daran liegen, dass der Großteil der Besucher von Isis nichts weiß. Denn noch tauchen die neuen Bewohner auf dem Gehegeschild der Grevy-Zebras und Dorcas-Gazellen nicht auf. Wie bei vielen anderen Zoobewohnern, werden die Rufnamen der einzelnen Tiere auch auf dem neuen Schild nicht angegeben, erklärt Sprecher Harald Knitter.

In der Wildnis ausgestorben

Insofern dürfte die Debatte um den Namen der Säbelantilope bald verpufft sein. Das Staatsministerium hat sie zumindest nicht erreicht. Dort erklärt ein Sprecher: „Der Ministerpräsident hat sich mit der Namensgebung einer Antilope nicht befasst.“

Das eigentlich Erstaunliche am Einzug der Säbelantilopen in den Stuttgarter Zoo ist ohnehin etwas ganz anderes: In der Wildnis ist diese Tierart seit dem Jahr 2000 komplett ausgestorben. Die Wilhelma beteiligt sich nun an einem Programm, in dem die Antilopen gezüchtet und später ausgewildert werden. So soll erreicht werden, dass die Säbelantilopen langfristig wieder in freier Wildbahn anzutreffen sind.