In einer Serie stellen wir die Wirte auf den Fildern vor. In diesem Teil geht es um Barbara Schreiber, die Bierexpertin in der Kneipe Maulwurf in Stuttgart-Vaihingen. Sie hat auch schon auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet.

Vaihingen - Noch ist es eine Stunde hin, bis der Maulwurf an der Möhringer Landstraße öffnet. Barbara Schreiber, welche die zwischenzeitlich geschlossene Vaihinger Traditionskneipe seit 2007 gemeinsam mit Partner Andreas Göz betreibt, ist bereits vor Ort. Eben hat sie hinter der Theke klar Schiff gemacht. „Ich war eine Zeit lang tatsächlich als Assistant Beverage Manager auf einem Kreuzfahrtschiff tätig“, überrascht sie mit einem Einblick in ihren Werdegang. „Das war Anfang der 90er Jahre. Ich war mit meinem damaligen Freund in die USA gereist, wo wir arbeiten wollten. Das gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht. Als ich die Chance bekam, auf dem Schiff anzuheuern, habe ich sie ergriffen.“

 

Es war der härteste Job, den Schreiber, Jahrgang 1968, bis heute ausgeübt hat. So gut wie allein unter Männern, die meisten älter, einige dem Alkohol oder anderen Substanzen zugeneigt. „Monatelang ohne freien Tag unterwegs und immer Teil dieses Mikrokosmos’ zu sein, der nichts mit dem wirklichen Leben zu tun hat, das ist schon eine extreme Situation“, erinnert sie sich. Aufgeben kam nicht infrage. Gut möglich, dass die Arbeit an Bord Schreibers Hang, sich nichts gefallen zu lassen, noch verstärkt hat. „Wenn hier jemand meint, er müsse eine anzügliche Bemerkung machen, dann darf er mit der passenden Antwort rechnen“, stellt sie klar.

Die Gäste nehmen das Konzept an

Allzu häufig ist das nicht notwendig. Die Gäste wissen, was sie am Maulwurf und seiner Wirtin haben. „Für mich ist es besonders schön, dass unser Konzept so angenommen wird“, sagt Schreiber. „Ich kann hier umsetzen, was mir am Herzen liegt. Ich bin Bier-Sommelier und wenn Gäste einkehren, die neugierig auf gutes Bier sind, dann bin ich in meinem Element.“ Begeistert berichtet sie, wie unlängst Studierende das Lokal aufsuchten und das vergleichsweise kostspielige Ambrosius-Bier orderten. „Sie hatten sich das überlegt, um eine bestandene Prüfung zu feiern. Hier bei mir. Da fühlte ich mich schon ein bisschen geehrt“, so Schreiber. Gar nicht so gut sah es mit einer Gruppe junger Leute aus, die sich heimlich an selbst mitgebrachten Spirituosen gütlich taten. „Da gab es Zores“, erinnert sich die Wirtin. „Ich habe sie gebeten, zu gehen. Wochen später kamen sie wieder und haben sich tadellos benommen. Ich glaube, sie hatten kapiert, dass das nicht okay war.“

Dass es Berufe mit mehr Zukunftssicherheit geben mag, interessiert die passionierte Gastronomin nicht. „Als Beamtin hätte ich vielleicht ein ruhigeres Leben“, überlegt sie. „Aber um welchen Preis? Natürlich kann man nicht nur von Spontaneität und guter Laune leben, aber als Motivation finde ich beides sehr wichtig.“ Nicht zu vergessen: die Unabhängigkeit. Bereits die Entscheidung, nach dem Abitur eine Ausbildung als Hotelkauffrau zu machen, statt zu studieren, resultierte aus dem Wunsch, finanziell auf niemanden angewiesen zu sein. „Die Ausbildung im damaligen SI-Hotel war eine hervorragende Basis für vieles, was ich später gemacht habe“, urteilt sie. Wo kommt man schon in die Verlegenheit ein Bankett für 900 Personen mit zu planen?“ Ein Magisterstudium hat Schreiber inzwischen im Zuge eines Stipendiums in den USA aber auch abgeschlossen.