Beide sind sie alte Gastro-Hasen, nun machen zwei Wirte, die ihre Stammgäste nur als Schnecki und Mario kennen, in Stuttgart-Degerloch gemeinsame Sache. Das hat einen guten Grund.

Degerloch - Die Hände suchen sich immer wieder. Seit drei Jahren sind Snjezana Fraccalvieri und Mario Bruno ein Paar, aber immer noch sieht man zwischen den beiden die Herzchen fliegen. Sie strahlt ihn an, er zieht sie von Zeit zu Zeit leicht an sich. Hier stimmt die Chemie. Vielleicht, weil beide auch beruflich zusammenpassen. Sie, die ganz Stuttgart nur Schnecki nennt, und er, von Stammgästen freundschaftlich beim Vornamen gerufen, sind Gastronomen mit langer Erfahrung.

 

Die gebürtige Kroatin kennt man unter anderem aus der „Trattoria da Schnecki“ in Möhringen. Das Lokal an der Sigmaringer Straße führt sie seit drei Jahren, und auch zuvor war sie schon in diversen Restaurants aktiv gewesen. „Ich bin seit 31 Jahren in Degerloch. Und seit 31 Jahren in der Gastronomie“, sagt die 48-Jährige. Die Lokale hätten gewechselt, die Stammgäste seien geblieben. Auch ihr Partner, ursprünglich aus Kalabrien, ist in Stuttgart kein Unbekannter. Der 56-Jährige hatte ebenfalls schon mehrere Restaurants, seine letzte Wirkungsstätte, das „Da Noi Due“ auf dem Killesberg, hat er nun an seinen Sohn übergeben. Ein Wechsel aus Liebe, wie er sagt.

Das Paar hat sich jetzt auch geschäftlich zusammengetan. Seit Juli hat es auf der Waldau sein erstes gemeinsames Lokal, und auch noch eines, das beide Namen trägt. Im Ristorante „Da Mario & Schnecki“, der Vereinsgaststätte der TSG Stuttgart, gibt es Mediterranes von Pizza bis Pasta. „Nur Italienisch“, betont Snjezana Fraccalvieri. Kroatische Kost koche sie nie. „Ich war 31 Jahre immer mit Italienern zusammen. Ich bin Italienerin geworden“, sagt sie und lacht.

Die Chefs langen hin, wo Not am Mann ist

Ins gemeinsame Projekt hat das Duo investiert. „Viel“, stellt Mario Bruno klar. Dabei ist die Zeit für ein neues Lokal keine leichte. Das merkt auch das Team von „Da Mario & Schnecki“. Während im Sommer die Stühle in den großen Garten gerückt wurden, steht den Gastronomen nun der harte Corona-Winter bevor. „Es ist schwierig. Die Arbeit ist mal so, mal so mit Corona“, sagt Snjezana Fraccalvieri. Viele Besucher seien ängstlich, und „man weiß nicht, was man den Gästen sagen soll“. Ändern können die beiden Wirte die Situation nicht. Sie können nicht mehr als arbeiten. Ob Küche oder Organisation: Die Chefs langen hin, wo Not am Mann ist. Die Erfahrung hilft. Beide sind seinerzeit direkt nach der Schule in die Branche eingestiegen. Snjezana Fraccalvieri sogar gegen Widerstände, wie sie erzählt. „Mein Vater wollte das nicht. Vor 30 Jahren war es in Kroatien nicht üblich, dass eine Frau in die Gastronomie geht.“

Heute spricht die Frau, die alle nur Schnecki nennen, von ihrem Traumjob. Und jetzt hat sie auch noch das Glück, ihn mit ihrem Partner teilen zu dürfen. Während die beiden sich für ein Foto aufstellen, drückt Mario Bruno seiner Lebensgefährtin beiläufig einen Kuss auf die Wange. Kein Zweifel, hier liegt Amore in der Luft. Snjezana Fraccalvieris Hund, ein weißer Schäferhund, schaut zu, wedelt mit dem Schwanz und bellt, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie er heißt? Romeo.