Die Filderstädtger Stadträte sind voll des Lobes über die Ansiedlung des Metzinger Vorzeige-Unternehmens in Bonlanden. Sie sprechen von einem „Glücksfall“.

Filderstadt - Die Firma Hugo Boss, die sich im Bonlandener Gewerbegebiet Affelter mit einem Verteilzentrum für sogenannte Liegeware niederlassen will, muss zumindest aus dem Gemeinderat keinen Gegenwind fürchten. Selbst die Grünen-Fraktion ist voll des überschwänglichen Lobes für die Pläne des Weltunternehmens aus Metzingen, die am Dienstag verkündet worden waren (die Filder-Zeitung berichtete). „Das ist ein Gewinn für unseren Wirtschaftsstandort. Boss wird ein Aushängeschild werden“, kommentiert Matthias Gastel, Vorsitzender der Fraktion von Grüne/FFL, den kommunalpolitischen Paukenschlag des Jahres.

 

„Wir sind überzeugt, dass sowohl Boss als auch das Bauvorhaben in das Gelände passen“, kommentiert der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Traub, das anstehende Projekt. Von einem „Glücksgriff“ spricht der Freie-Wähler-Chef im Gemeinderat, Rolf Kurfess, „sonst hätte sich wahrscheinlich auf absehbare Zeit dort nichts bewegt“. Walter Bauer, SPD-Fraktionsvorsitzender, freut sich über die Ansiedlung eines Betriebs, „der auf beiden Beinen gut laufen kann“. Und sein Amtskollege von der FDP, Johannes Jauch, sagt: „Wir haben uns mit Boss eine Perle eingehandelt.“

Keine Anwohner tangiert

Unisono haben die Gemeinderatsfraktionen bisher noch kein Haar in der Suppe entdecken können. Das nun anstehende Bebauungsplanänderungsverfahren wollen alle „konstruktiv unterstützen“ (Traub). Die Verkehrserschließung über die alte B 312 garantiere, dass „in dem Bereich kein Anwohner tangiert wird“, sagt Gastel. Und eine Frequenz von 40 Lastwagen pro Arbeitstag nennt der Grüne im Einklang mit Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker „hinnehmbar“. Ob die Lkw jedoch wie geplant den Weg über die B 27 zur A 8 nehmen, „haben wir nicht in der Hand“, sagt die OB.

Nachdem nun etwa drei Viertel der Gewerbeflächen im Gebiet Affelter vor dem Verkauf an Boss stehen, wird über den Umfang des Geldsegens für die Stadtkasse spekuliert. Zum Stand der Grundstücksverhandlungen und möglichen Preisen „gibt die Stadt Filderstadt keine Auskunft“, sagt Pressesprecher Jens Theobaldt auf Nachfrage. Er stellt aber klar, dass die im Internet kursierenden Zahlen von 300 bis 330 Euro pro Quadratmeter für Berechnungen nicht herangezogen werden könnten, denn dabei handle es sich um Bruttopreise inklusive Erschließung.

Millionen für die Stadt

Boss aber werde die Erschließungskosten für sein Bauvorhaben selbst tragen, erläutert Theobaldt. Die Schlussfolgerung daraus ist: In den Notarverträgen wird ein deutlich unter 300 Euro liegender Quadratmeterpreis stehen. Trotzdem dürfte unter dem Strich eine stattliche Millionensumme für die Stadt übrig bleiben, worüber sich die Stadträte sehr freuen.

Den knackigsten Kommentar zum Thema liefert übrigens nicht die Marketingabteilung von Boss, sondern Matthias Gastel: „Das Grundstück passt wie ein Maßanzug auf die Bedürfnisse von Boss“.