Marlies Delago wird von Herbst an die neue Wirtschaftsförderin der Stadt.

Renningen - „Bürger gehen ins Bürgerbüro. Aber für Unternehmer gibt es keine eigene Anlaufstelle.“ So hat es Gemeinderat Marcus Schautt von den Freien Wählern vor einigen Wochen formuliert. „Doch, den Bürgermeister“, widersprach der Rathauschef Wolfgang Faißt sofort. Dass Wirtschaftsförderung auch weiterhin Chefsache bleibt, das ist ihm ganz wichtig. Nur: Zeit bleibt für dieses weitreichende Thema nur bedingt. Der Rat hat deshalb dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, eine eigene Stelle für die Wirtschaftsförderung zu schaffen. Diese wird von Herbst an Marlies Delago übernehmen, bisher die persönliche Referentin des Bürgermeisters.

 

Neuland sieht trotzdem anders aus. Schließlich ist die 27-Jährige aus Althengstett, die heute bei Heilbronn lebt, bereits seit Längerem im Bereich Wirtschaftsförderung tätig. Allerdings parallel zu ihren Aufgaben als Referentin und Pressesprecherin. Ab Herbst wird sie nur noch zwei dieser Aufgaben erfüllen: 70 Prozent ihrer Stelle sind dann Wirtschaftsförderung, 30 Prozent Öffentlichkeitsarbeit. In der Zwischenzeit wird eine neue Assistentin für den Bürgermeister gesucht.

Studiengang zur Wirtschaftsförderin

Marlies Delago machte ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadtverwaltung Calw und ging später nach Ditzingen, wo sie als persönliche Referentin des Oberbürgermeisters arbeitete. „Da wurde mir aber schnell klar, dass ich gerne mehr Verantwortung tragen und mir ein breiteres Hintergrundwissen erarbeiten möchte“, erzählt sie. Also machte sie eine Fortbildung zur Verwaltungsfachwirtin und belegte, nachdem sie 2014 nach Renningen gewechselt war und dort mit dem Aufgabenbereich Wirtschaft betraut wurde, einen Studiengang zur Wirtschaftsförderin. „Weil es mir wichtig ist, dass ich, wenn ich etwas mache, auch das entsprechende Wissen mitbringe.“ Dieses kann sie in ein paar Monaten noch intensiver anwenden.

Bisher bestand ihre Aufgabe in der Wirtschaftsförderung unter anderem in der Kommunikation mit dem Gewerbe- und Handelsverein und mit der Citymanagerin, die Veranstaltungen wie verkaufsoffene Sonntage organisiert. Auch Arbeitskreistreffen mit den Einzelhändlern, ein monatlicher Beratungstermin durch die Senioren der Wirtschaft, regelmäßige Wirtschaftsgespräche, Firmenbesuche und ein Newsletter für örtliche Unternehmer sind während ihrer Zeit in der Verwaltung gestartet oder intensiviert worden. Andere Aufgabenbereiche kamen wegen der wenigen verfügbaren Zeit jedoch zu kurz, zum Beispiel das Leerstandsmanagement, Unternehmensbefragungen und das Bündeln von Informationen an einer Anlaufstelle.

Mehr Zeit fürs Standortmanagement

„Wir wollen auch unsere Unterstützung für den GHV erweitern und die Zusammenarbeit mit den Firmen ausbauen“, erklärt Marlies Delago. Auch konkrete Projekte möchte sie angehen: „Wir wollen zum Beispiel der Langen Einkaufsnacht und den verkaufsoffenen Sonntagen einen neuen Charakter geben.“ Was ebenfalls intensiviert werden soll, ist das Standortmanagement – Renningen für attraktive Firmen attraktiver machen und am Ort halten.

Aber hat eine Stadt wie Renningen das überhaupt nötig? „Wir müssen schon Überzeugungsarbeit leisten, dass wir der beste Standort sind“, sagt Wolfgang Faißt. Vor allem, wenn man ein möglichst weites Feld an Branchen und Unternehmensgrößen vor Ort haben möchte. „Firmen brauchen vor allem schnelle Antworten und eine schnelle Bearbeitung.“ Ebenso wichtig sei es, die Identifikation der Renninger mit den Produkten vor Ort zu stärken, so Delago. „Es ist wichtig, dass gerade Neubürger die Firmen vor Ort auch kennen.“

Derzeit sind in Renningen knapp 1500 Gewerbebetriebe mit insgesamt rund 7000 Arbeitsplätzen gemeldet. Durchschnittlich verzeichnet die Verwaltung etwa 100 An- und Abmeldungen pro Monat.