Wenn Mütter mindestens zwei bis drei Monate in Elternzeit gehen, sind nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Kinder emotional stabiler.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Eine längere Elternzeit von mindestens zwei Monaten schützt vor einer Verschlechterung der eigenen psychischen Gesundheit nach einer Geburt. Auch gibt es Hinweise darauf, dass sich dieser positive Effekt im späteren Leben fortsetzt und auch Kinder betrifft. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie, veröffentlicht in „The Lancet Public Health“.

 

Für beide Eltern ist die Zeit nach der Geburt sehr stressig

Forscher der Abteilung für öffentliche Gesundheitswissenschaften an der Universität Stockholm und dem Fachbereich für globale öffentliche Gesundheit am Karolinska Institutet haben in einer Übersichtsarbeit den Zusammenhang zwischen Elternurlaub und psychischer Gesundheit von Eltern im internationalen Kontext untersucht. „Elternwerden kann für beide Elternteile stressig sein. Wir neigen dazu, an die enormen hormonellen und körperlichen Veränderungen zu denken, die der Mutter widerfahren, aber wir müssen auch daran denken, dass der Übergang zur Elternschaft für Paare stressig ist“, sagt Studienleiterin Sol P. Juárez.

So sehen sich Eltern mit Herausforderungen im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung, beruflichen Unsicherheiten und finanziellem Druck aufgrund eines geringeren Einkommens konfrontiert. „Dies ist vielleicht der Grund, warum psychische Störungen nach der Geburt relativ häufig sind.“ Es ist davon auszugehen, dass bis zu 20 Prozent der Mütter und bis zu zehn Prozent der Väter davon betroffen sind.

Der positive Effekt hält auf Dauer an

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass längerer Elternurlaub vor einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit schützt. So kamen depressive Symptome, eine starke allgemeine psychische Belastung, Burn-out und Inanspruchnahme psychologischer Betreuung, insbesondere bei Müttern, seltener vor, wenn die Mütter länger daheim blieben.

Die Forscher durchsuchten 45 Studien bis zum August 2022. „Ein interessantes Ergebnis ist, dass die positiven Auswirkungen nicht nur kurz nach der Geburt des Kindes zu beobachten sind, sondern dass diese schützenden Effekte des Elternurlaubs für Mütter bis ins spätere Leben andauern können“, sagt Ko-Autorin Helena Honkaniemi.

Die Ergebnisse bei Vätern waren nicht eindeutig. Dies liege wohl laut den Forscherinnen und Forschern daran, dass bisher insgesamt viel weniger über Väter allgemein und auch über deren psychische Gesundheit nach der Geburt geforscht wurde.

Interessant ist, dass sich eine längere Elternzeit auch auf das Wohlbefinden der Kinder auswirken kann. Zu dem Ergebnis kam eine Längsschnittstudie von Forscherinnen des Ifo-Instituts, 2020 veröffentlicht, mit Eltern aus der ehemaligen DDR. Die verlängerte Elternzeit in der früheren DDR, die den Bürgern 1986 ab dem ersten Kind gewährt wurde, hatte wohl einen enorm positiven Effekt. Sie sorgte dafür, dass die Kinder später, als Erwachsene, zufriedener mit ihrem Leben waren als die vor ihnen Geborenen. Deren Eltern hatten sie schon nach fünf Monaten in eine Kinderkrippe geben müssen.