Sarkasmus zum bitteren Ende: In der Alten Schule in Gablenberg haben die deutschen Fans mitgefiebert - und waren dann schnell weg.

Schicksalsspiel für die deutsche Nationalmannschaft bei der umstrittenen WM in Katar - und es fiebern doch einige mit. In der Alten Schule in Gablenberg sind die Sitzplätze schon um 19 Uhr alle belegt. Reservieren kann man in dem Pub, der auch offizieller VfB-Treff ist, nicht. Wer zu spät kommt, steht halt, das gehört hier dazu. Um halb acht wird dann auch der Ton laut gedreht, die drei Deutschland-Fans - eine Frau, zwei Männer - die im Trikot gekommen sind, üben für den Fotografen schon mal den Jubel.

 

Hoffentlich hilft’s. Auf den drei großen Bildschirmen erzählen Thomas Hitzlsperger und Sami Khedira ihre Sicht der Dinge. Die beiden haben bekanntlich einen Teil ihres Expertentums in Stuttgart gelernt, im Vivaldi gleich gegenüber haben sie wahrscheinlich früher schon genug Pasta und Pizza von Wirt Nico genossen. Sozusagen Heimspiel also für die beiden in Gablenberg, wenn auch nur vom Bildschirm. Von Anfang an wird mitgefiebert, jede halbwegs gelungene Aktion beklatscht. Nur einmal wird es fast noch lauter - mit Buh-Rufen, als Fifa-Chef Infantino länger eingeblendet wird. Den mag hier keiner, echte Fußball-Fans halt.

Das Entsetzen ist groß

Neunte Minute, 1:0 Gnabry, zum ersten Mal fallen sich die Menschen um den Hals, jubeln, klatschen sich ab, einer hat sogar Tränen in den Augen. Ab Mitte der ersten Halbzeit ist in der Alten Schule Stehkuscheln angesagt, so voll ist es geworden. „Die Deutschen sind so was von weiter“ sagt einer kurz vor dem Pausenpfiff, ausgerechnet in der Phase, als Costa Rica stärker wird. Und hofft, dass im Gablenberger Pub und in Katar wirklich nichts mehr anbrennt. Dann nimmt das Drama in der zweiten Hälfte seinen Lauf. Japan geht in Führung, zwischenzeitlich sind sogar Deutschland und Spanien raus.

Das Entsetzen ist groß in der Alten Schule, bei manchen bricht auch purer Sarkasmus durch, Aktionen von Costa Rica werden beklatscht. Als das Spiel Japan gegen Spanien abgepfiffen wird, leert sich die Alte Schule schnell, obwohl noch drei Minuten zu spielen sind. Die Enttäuschung ist groß - und hält sich doch irgendwie in Grenzen. Vielleicht hätte man doch Haltung zeigen und gar nicht erst antreten sollen bei der WM, ist zu hören. Und dass der Sport auf der Strecke bleibt, wenn es nur noch um Geld geht. Die England-Spiele werden in der Alten Schule auch gezeigt. Da wird es auch wieder voll. Und für deutsche Fans entspannter.