Bei der Nordischen Ski-WM in Planica erfüllt sich die schon als „ewige Zweite“ abgestempelte Allgäuerin ihren Traum gleich mehrfach – und fliegt dreimal zu Gold.

Im vergangenen Sommer hat Katharina Althaus lange über ein Ende ihrer Skisprungkarriere nachgedacht. „Ich hatte große Zweifel und habe oft überlegt, ob ich es lasse“, erzählt die die deutsche Vorfliegerin: „Aber dann habe ich gedacht: Mit dem Debakel darf ich nicht aufhören.“ Mit Debakel meint sie den olympischen Mixed-Wettbewerb von Peking, als sie wegen eines zu großen Anzugs disqualifiziert wurde und Mitfavorit Deutschland damit alle Medaillenchancen einbüßte. Die Bilder der weinenden Oberstdorferin gingen damals um die Welt.

 

Ein gutes Jahr später kommt Althaus gar nicht mehr aus dem Weinen heraus, aber diesmal sind es Glückstränen. Bei der Nordischen Ski-WM in Planica erfüllte sich die schon als „ewige Zweite“ abgestempelte Allgäuerin – sie war bei Olympia zweimal und der WM einmal auf dem Silberplatz gelandet – zunächst ihren großen Traum vom Einzel-Titel. Danach führte sie am vergangenen Wochenende erst das Frauen-Team und dann auch noch die deutsche Mixed-Mannschaft mit grandiosen Flügen zum Titel.

Auch die Konkurrentinnen gratulieren Katharina Althaus

Mit dreimal Gold ist die 1,57 Meter große Frau schon jetzt die Königin dieser Titelkämpfe. Aber neiden tut das der beliebten Athletin niemand, stattdessen gibt es massenweise Gratulationen von den Konkurrentinnen im Skisprungzirkus. „Ich freue mich riesig, dass sie mir das gönnen konnten. Alle wissen, wie oft ich schon so nah dran war und dann doch nicht Gold gewonnen hatte“, sagt Althaus.

Mit ihrem Erfolg hat sie sogar die eigentlich viel berühmteren deutschen Skisprungmänner wie Andreas Wellinger (Silber im Einzel und Mixed-Weltmeister) oder Karl Geiger (Bronze im Einzel und Mixed-Weltmeister) zur Rückkehr in die Erfolgsspur motiviert. „Katharina Althaus hat uns brutal geholfen. Die hat das durchgehämmert, und die Jungs sind mitgegangen“, lobt Bundestrainer Stefan Horngacher.

Nach all der Aufregung durfte die Überfliegerin dann am montäglichen WM-Ruhetag ein bisschen „chillen und Beine hochlegen“. Bis spät in die Sonntagnacht war die dreifache Goldgewinnerin gefeiert worden, die Stimme war auch am Tag danach noch brüchig. Insgesamt hat das Flugwunder aus dem Allgäu damit sieben Weltmeistertitel in dieser einmaligen Karriere gesammelt.

Katharina Althaus ist der erfolgreichste deutsche Skisprung-Star

Die erfolgreichste WM-Skispringerin aller Zeiten ist sie damit schon. Sie hat aber auch geschlechterübergreifend den Teamkollegen Markus Eisenbichler (sechs WM-Titel) als erfolgreichsten deutschen Skisprungstar aller Zeiten abgelöst. Daheim in Oberstdorf muss deshalb an der Wand, wo all die anderen Medaillen schön hängen, „erst mal Platz“ für die neuen Plaketten aus Planica gemacht werden.

Eine könnte im Einzel-Großschanzenspringen am Mittwoch noch hinzukommen. „Mal schauen, was passiert. Eigentlich kann ich die Großschanze ja noch besser als die kleine“, sagt Althaus mit einem Grinsen. Wenn sie noch einmal Gold gewinnen würde, hätte sie mit Weltmeistertitel Nummer acht den Österreicher Thomas Morgenstern eingeholt. Und wäre damit auch in der geschlechterübergreifenden Liste der erfolgreichsten WM-Flieger an der Spitze angelangt.

Es scheint so, als würden sich in diesem Jahr ihre größten sportlichen und privaten Wünsche erfüllen. Jahrelang war Katharina Althaus eine Vorkämpferin der „Schanzengleichheit“ für die fliegenden Frauen. Und nachdem die Skispringerinnen inzwischen regelmäßig von der Großschanze springen dürfen, fällt in diesem Winter auch die letzte Männerbastion. Im März dürfen Althaus und Co. erstmals Ski fliegen, und das auch noch vom größten Monster-Bakken der Welt im norwegischen Vikersund: „Da wird einer meiner größten Träume wahr“, sagt Althaus.

Katharina Althaus schwebt auch privat auf Wolke sieben

Auch privat schwebt „Sonnenschein“ Althaus, die immer ein Lächeln auf den Lippen hat, auf Wolke sieben. „Ich heirate im April und Mai, erst standesamtlich, dann kirchlich“, hat sie in diesen WM-Tagen verraten. Der Glückliche ist ihr langjähriger Freund Patrick Schmid – der Bruder des Nordischen Kombinierers Julian Schmid, der bei dieser WM auch bereits zweimal Silber gewonnen hat. Den ganzen Winter schon plant Althaus neben dem Skispringen die größten Partys ihres Lebens: „Ich habe fleißig Einladungen verteilt. Ein Kleid besorgt. Es läuft“, erzählt sie mit einem glücklichen Lächeln.

Und wie sieht es inmitten all dieser Superlative jetzt mit den Rücktrittsgedanken aus? Da ist Althaus sehr klar: „Ich bin guter Dinge, dass es im nächsten Winter zumindest in Deutschland erstmals Vierschanzentournee-Springen für Frauen geben wird. Dafür haben wir lange gekämpft. Da muss ich doch dranbleiben und weitermachen. Ich glaube, die Mädels können so eine mit Erfahrung wie mich noch ganz gut gebrauchen.“