Das „Tschutti Heftli“ ist die Alternative zum Standardwerk für WM-Bilder-Sammler. Die Tütchen mit den gemalten Bilderporträts sind auch in Deutschland erhältlich.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Der Schweizer Fußball hat zwar keine eigenen Gesetze, dafür aber eine sehr eigene Terminologie. „Strichkampf“ steht für Abstiegskampf, „uskügele“ bedeutet austricksen und für die Rudelbildung wird der besonders schöne Ausdruck „Chrüsimüsi“ verwendet. Das alles versammelt sich unter dem Obergriff „Tschutte“, was dem umgangssprachlichen „Kicken“ entspricht. Dies erklärt dann auch den Titel „Tschutti Heftli“, den Namen eines alternativen Fußball-Magazin aus Luzern, das vergleichbar mit dem deutschen „11 Freunde“ ist.

 

Keine Porträtfotos, sondern kleine Kunstwerke

Die Macher von „Tschutti Heftli“ bringen nun zum vierten Mal ein gleichnamiges WM-Sammelalbum und die dazugehörigen Sticker auf den Markt, die es von der kommenden Woche an auch in Deutschland zu kaufen gibt. Im Unterschied zu dem seit 1970 aufgelegten Sammelstandwerk von Panini werden in der Schweizer Version keine Porträtfotos der Spieler eingeklebt, sondern gezeichnete. Dafür haben 32 Illustratoren aus aller Welt kleine Kunstwerke geschaffen. Die Auswahl der Künstler übernahm in diesem Jahr ein zehnköpfige Jury, zu der das Pussy-Riot-Bandmitglied Nadeschda Tolokonnikowa und die amerikanische Fußball-Legende Alexi Lalas gehörten.

Ein Kontrapunkt zur Kommerzialisierung?

Ein Tütchen mit zehn Stickern für das „Tschutti Heftli“ kostet 1,70 Euro, insgesamt gibt es 570 verschiedene Einklebebilder. „Uns geht es aber nicht um Profit“, sagt der Initiator Silvan Glanzmann zu dem über Crowdfunding finanzierten Projekt: „Wir wollen der zunehmenden Kommerzialisierung im Fußball entgegentreten und den Sport wieder mehr mit Leidenschaft und Kunst in Verbindung setzen.“ Ein Teil des Erlöses kommt den Hilfsorganisationen Terre des Hommes und Viva con Agua des früheren VfB-Spielers Benjamin Adrion zu Gute. Unterstützt wird die Aktion vom früheren Stuttgarter Nationalspieler Kevin Kuranyi.

Aus VfB-Sicht hält das „Tschutti Heftli“ allerdings auch eine kleine Enttäuschung bereit. Denn Mario Gomez hat es auch hier nicht in die deutsche WM-Mannschaft für das Turnier in Russland geschafft, nachdem ihm im gerade herausgekommenen Panini-Album schon kein Platz im deutschen Aufgebot vergönnt gewesen ist.